TennisSlide 2

Schwangere nicht in Watte packen

Tamara Voigt absolviert rund einen Monat vor dem Geburtstermin ihres zweiten Sohnes noch ein Tennis-Pflichtspiel für Oberriexingen. In anderen Umständen zu sein ist keine Krankheit – deshalb kann man auch Sport weiter ausüben, sagt Frauenarzt Dr. Ralph Günther.

  • Der Babybauch störe zwar etwas, dennoch greift Tamara Voigt bis kurz vor der Geburt ihres zweiten Sohns zum Tennisschläger. Foto: Nachreiner

    Der Babybauch störe zwar etwas, dennoch greift Tamara Voigt bis kurz vor der Geburt ihres zweiten Sohns zum Tennisschläger. Foto: Nachreiner

Tennis. Bis zum errechneten Geburtstermin ihres zweiten Sohnes ist es gerade mal noch rund ein Monat. Dennoch drischt Tamara Voigt immer noch Tennisbälle über den Court. In der 33. Schwangerschaftswoche hat die Vaihingerin sogar noch ein Pflichtspiel für den TSV Oberriexingen in der Kreisstaffel 1 Gruppe 21. „Bei der Rückhand stört etwas der Bauch. Aber eigentlich geht alles soweit – man findet für alles eine Lösung. Lediglich der Antritt ist etwas langsamer. Ich bekomme nicht mehr alle Bälle“, berichtet die 33-Jährige.

Geplant hatte Tamara Voigt aber nicht, bis fast zur Geburt die Sportschuhe zu schnüren und zum Tennisschläger zu greifen. „Eigentlich wollte ich nur bis Dezember spielen. Aber der Sport ging auch im neuen Jahr noch gut“, erzählt die Vaihingerin. Leicht hat sie sich die Entscheidung nicht gemacht. „Ich habe mich im Internet informiert. Eine der Williams-Schwestern hat in ihrer Schwangerschaft sogar noch auf der WTA-Tour gespielt“, erklärt Tamara Voigt. „Es kann aber sein, dass sich die Bänder in der Schwangerschaft dehnen, so dass die Gefahr steigt, dass ich beispielsweise umknicke. Außerdem habe ich das Ganze mit meinem Frauenarzt durchgesprochen. So lange alles in der Schwangerschaft nach Plan läuft, findet er es super, dass man alles so macht, wie wenn man nicht schwanger wäre – auch Sport.“

Sport fördert die Sauerstoffaufnahme und hilft, rote Blutkörperchen zu bilden

Auch Dr. Ralph Günther von der Praxis für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Medizinischen Versorgungszentrums der Klinik Ludwigsburg in Vaihingen ermutigt seine Patientinnen, nicht mit ihrem Sporthobby aufzuhören. „Im Prinzip gilt das Motto: Eine Schwangerschaft ist keíne Krankheit“, berichtet er. „Man sollte die schwangere Frau nicht in Watte packen.“ Körperliche Bewegung sei sogar gut für Frauen in anderen Umständen. „Jede Art von Sport fördert die Sauerstoffaufnahme und hilft dabei, dass man mehr rote Blutkörperchen bildet. Beides ist gut“, erklärt der Mediziner.

Für Tamara Voigt ist das Sporttreiben auch Zeit für sich selbst. „Ich liebe meinen zweijährigen Sohn über alles. Aber ab und zu brauche ich auch Zeit für mich. Ich liebe es, auch mal alleine irgendwohin zu fahren und beim Tennis mal den Kopf freizubekommen – und nicht nur Mutter zu sein“, erzählt die 33-Jährige. „Es ist wie mal kurz Luft schnappen.“

Und da Sport in der Familie Voigt einen großen Stellenwert hat, geht es für Tamara Voigt eben in die Tennishalle. „Ich brauche die sportliche Betätigung und auch den Wettkampf. Ich habe auch lange Fußball beim FV Löchgau und später beim SV Horrheim gespielt. Außerdem will ich die Leute aus dem Team nicht missen – gerade jetzt in der Corona-Pandemie, in der man sowieso wenig soziale Kontakte hat“, berichtet die Vaihingerin. „Andere Frauen gehen dafür Shoppen oder treffen sich mit Freundinnen zum Kaffeekränzchen.“

Deshalb wird auch die Babypause nach der Geburt wieder kurz ausfallen. „Ich habe vor, in der Sommersaison wieder zu spielen. Nach der Geburt meines ersten Sohnes habe ich auch nach zwei Monaten schon wieder angefangen, Sport zu treiben“, berichtet Tamara Voigt. „Damals habe ich nach dem Wochenbett direkt wieder im Fitnessstudio mit einem Kurs auf einem Minitrampolin angefangen. Ich hatte das vorher mit meiner Hebamme besprochen. Und auch sie meinte, ich solle auf meinen Körper hören. Und so lange es mir guttut, auch nicht aufhören.“

Dass dem Sporthobby nachgehen nicht leicht wird, wenn man zwei kleine Kinder zu Hause hat, ist Tamara Voigt bewusst. „Ich werde von meinem Mann Marcel und von meinen Eltern sehr unterstützt. Die kommen mit den Kindern dann auch auf den Tennisplatz, wenn ich Spiele habe – gerade in der Zeit, wenn ich noch stille“, berichtet die 33-Jährige. Das Training sei da das kleinste Problem. „Das ist abends“, sagt sie. Da seien die Kinder schon im Bett.

Sport in der Schwangerschaft ist allerdings nicht für jede Frau etwas. „Generell gilt, dass die Sportarten, die man alleine ausübt, geeignet sind – also vor allem die Ausdauersportarten wie Joggen, Skifahren oder Schwimmen“, erklärt Frauenarzt Günther. „Wenn man schon einmal eine Fehlgeburt hatte oder es zu Komplikationen kommt wie beispielsweise Blutungen, vorzeitigen Wehen oder einer verkürzten Gebärmutter, sollte man aber vorsichtig sein – vor allem mit Erschütterungen. In diesen Fällen gilt: Joggen ja, aber nicht auf Asphaltwegen oder Skifahren ja, aber nicht auf der Buckelpiste.“

Sportarten, bei denen man in den Bauch geboxt werden kann, sind tabu

Kontaktsportarten seien dagegen tabu. „Zwar kann man auch im normalen Leben eine Stufe verpassen und auf den Bauch fallen“, sagt Günther. Man müsse es aber nicht auf die Spitze treiben.Von Kontaktsportarten oder Mannschaftssportarten, in denen die Gefahr besteht, dass man in den Bauch geböxt oder getreten wird wie beispielsweise bei manchen Kampfsportarten, beim Handball oder Basketball, sollte man in der Schwangerschaft die Finger lassen – am besten von Anfang an. „Gerade in den ersten drei Monaten, in denen die Schwangerschaft erst implementiert wird, kann es zu Blutungen kommen“, erklärt der Mediziner.

Datenschutz-Einstellungen