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„Früher hatte ich größere Ziele als jetzt“

Alina Kynast hat ihre erste volle Saison beim TV Möglingen in der 3. Liga absolviert. In der Klasse fühlt sich die 21-Jährige wohl, weil ihr das Studium genauso wichtig ist wie Handball. Trotz des Abstiegs zieht die Vaihingerin deshalb auch ein positives Fazit.

  • Selbst den Abschluss sucht Alina Kynast (Mitte) weniger. Die Vaihingerin sieht sich eher als Regisseurin des Spiels.  Foto: Baumann

    Selbst den Abschluss sucht Alina Kynast (Mitte) weniger. Die Vaihingerin sieht sich eher als Regisseurin des Spiels. Foto: Baumann

Handball. Am vergangenen Wochenende ist die Saison der 3. Liga für Alina Kynast und die Handballerinnen des TV Möglingen zu Ende gegangen. Mit dem siebten Tabellenplatz in der regulären Saison hatte die Mannschaft den Gang in die Abstiegsrunde antreten müssen. Obwohl sie acht Punkte aus der Hauptrunde mitgenommen hatte, stand nach der 24:28-Niederlage gegen die HSG Würm-Mitte der Abstieg in die Württembergliga. „Wir hatten es aber leider schon in diesem Spiel nicht mehr in der eigenen Hand“, erklärt Alina Kynast. Die Vaihingerin hat ihre erste volle Saison im Dress des TVM absolviert und muss nun sofort den Gang in die Oberliga antreten.

Es war nicht das erste Mal, dass die 21-Jährige und ihr Team ein Spiel in der sogenannten Crunchtime verloren hatten. Bereits das Hinspiel gegen die HSG Würm-Mitte und auch die entscheidende Partie gegen den HC Erlangen verloren sie in den letzten Minuten. „Wir sind eine junge Mannschaft. Da hat letztlich auch die Erfahrung gefehlt, solche Spiele zuzumachen. Die Gegnerinnen hatten oft eine Spielerin in ihren Reihen, die das kann“, sagt Alina Kynast.

Zur Saison 2020/2021 war sie nach Möglingen gewechselt. Aufgrund der Corona-Pandemie hatte sie damals aber nur zwei Spiele absolvieren können. Nun ist sie voll und ganz am Leudelsbach angekommen. Zuvor war die 21-Jährige bei der SG BBM Bietigheim aktiv gewesen. „In Bietigheim war ich in meinem letzten Jahr in der Jugend gewesen“, erzählt Alina Kynast. „Ich hatte dort zwar schon seit der B-Jugend bei den Frauen ausgeholfen. Doch das wäre meine erste Saison gewesen, in der ich nur bei den Aktiven gespielt hätte. Ich bin seit der D-Jugend bei der SG BBM und hatte das Gefühl, dass es Zeit für etwas Neues ist.“

Bei Probetraining in Möglingen fühlt sich Kynast sofort wohl

Zudem sei es ihr wichtig gewesen, noch eine ältere, erfahrenere Spielerin vor sich auf ihrer Position zu haben, von der sie noch lernen könnte. Das wäre im sehr jungen Team der Bietigheimerinnen in der 3. Liga nicht der Fall gewesen. Ein weiterer Grund für den Wechsel war die unbefriedigende Fluktuation im Verein: „Bei den Frauen hatten wir allein drei Trainerwechsel. Man wusste also nicht, woran man ist. Das waren einfach zu viele Unsicherheiten“, begründet sie ihren Wechsel.

So machte die Studentin ein Probetraining in Möglingen – und „ich fühlte mich sofort wohl“, sagt Alina Kynast und ergänzt: „So eine gute Stimmung im Team habe ich noch nie erlebt. Auch jetzt beim Abstieg am vergangenen Samstag hat keiner schlechte Laune verbreitet. Wir waren uns sofort einig, dass wir in der kommenden Saison direkt wieder aufsteigen wollen.“

Schnell wuchs die Rückraumspielerin zur festen Größe in der Mannschaft von Trainer Hannes Diller. Während sie in Bietigheim noch auf der linken Seite eingesetzt wurde, hat sie in Möglingen ihren Platz in der Mitte gefunden. „Ich habe schnell viel Verantwortung in der Abwehr bekommen und mich auch im Angriff verbessert“, erzählt Alina Kynast. Und das mit Erfolg: In der Hauptrunde war sie mit 80 Toren beste Schützin der Möglingerinnen und insgesamt auf Rang 16 in der 3. Liga.

All das bestätigt die 21-Jährige nur in ihrem Schritt zum TVM. Alina Kynast: „Das Vertrauen der Mannschaft und des Trainers haben auch mir zunehmend Selbstvertrauen gegeben. Ich merke, dass ich einen Schritt nach vorne gemacht habe.“ So viel Spielzeit – gegen die HSG Würm-Mitte stand Alina Kynast 57 Minuten auf der Platte – habe sie gar nicht erwartet. „Hier habe ich jetzt eine zentrale Rolle. Bei der SG BBM waren viele Spielerinnen besser. Ich habe zwar viel gespielt, aber in den entscheidenden Momenten hatte ich nicht die Verantwortung, die ich hier habe“, erklärt die Vaihingerin.

Auffallend in der Partie gegen die Bayerinnen war jedoch, dass sich Alina Kynast selten selbst den Abschluss nimmt. „Das sagen mir Mitspielerinnen und Trainer tatsächlich schon seit der Jugend. Ich weiß nicht, woran das genau liegt. Ich bezeichne mich lieber als jemand, der Struktur ins Spiel bringt und mit Übersicht mit dem Kreis zusammenspielt. Es hat sich aber inzwischen gebessert. Vor allem bei den Schlagwürfen habe ich dazugelernt“, berichtet sie.

Ihre Schwester Ann Kynast ist Profi und spielt in der 1. Bundesliga bei der HSG Blomberg-Lippe. Für Alina Kynast ist das jedoch nicht das erklärte Ziel: „Meine Schwester war schon immer weiter vorne dabei. Klar war ich in der Jugend auch ehrgeizig. Damals hatte ich größere Ziele als jetzt. Aber für mich ist die 3. Liga perfekt. Höher könnte ich aktuell noch nicht spielen. Ich habe in dieser Saison gemerkt: Da gehöre ich hin.“

Im Rahmen ihres Studiums zieht es die 21-Jährige erst mal nach Kalifornien

Nun steht jedoch erst einmal ein halbjähriger Auslandsaufenthalt im Rahmen ihres Studiums der Medien- und Werbepsychologie im kalifornischen Camarillo an. Im Anschluss will die Vaihingerin in jedem Fall die Saison mit dem TVM zu Ende spielen. „Was danach kommt, weiß ich noch nicht. Ich schaue einfach, wie sich alles entwickelt. Der Fokus liegt aktuell auf dem Studium. Und auch in Zukunft möchte ich möglichst Beruf und Handball verbinden. Deshalb kann ich mir grundsätzlich vorstellen, in der zweiten Liga zu spielen, wo das noch möglich ist“, sagt Alina Kynast. In ihrem aktuellen Praxissemester lebt sie genau das aus: Als Praktikantin bei einer Werbeagentur arbeitet sie auch für eine Handballseite.

Ihr Fazit zur abgelaufenen Spielzeit fällt trotz des bitteren Abstiegs ungleich positiver aus. Alina Kynast: „Eigentlich war es eine richtig gute Saison. In einer normalen Saison ohne Corona und Sonderregeln wären wir im guten Mittelfeld gelandet.“ Die Handballerinnen aus Möglingen waren punktgleich mit dem Tabellensechsten, als Siebte hatten sie dennoch in die Playdowns gemusst. „In der Abstiegsrunde hatten wir dann viel Pech. Bei den knappen Spielen haben wir als Mannschaft nicht funktioniert. Da hätte ich auch mehr Verantwortung übernehmen können. Insgesamt lag es aber nicht an der Einstellung, sondern daran, dass wir das, was uns in der Hauptrunde ausgezeichnet hat, nicht angenommen und umgesetzt bekamen“, berichtet die 21-Jährige.

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