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Das große Beben bleibt aus

Lange stand die Zukunft der Talentschmieden der SG BBM Bietigheim auf der Kippe. Doch am Mittwoch gab es doch noch ein Happy End für den Unterbau des Bundesligisten.

  • Für Gianina Bianco aus Vaihingen (rechts) bietet sich auch in der neuen Saison bei der SG BBM Bietigheim eine Perspektive, hochklassig Handball zu spielen. Die Finanzierung für das Drkttliga- und das A-Jugend-Bundesliga-Team steht. Foto: Baumann

    Für Gianina Bianco aus Vaihingen (rechts) bietet sich auch in der neuen Saison bei der SG BBM Bietigheim eine Perspektive, hochklassig Handball zu spielen. Die Finanzierung für das Drkttliga- und das A-Jugend-Bundesliga-Team steht. Foto: Baumann

Handball. Eberhard Bezner, seines Zeichens Mäzen, Mitbegründer und -gesellschafter vom Hauptsponsor Olymp des Handball-Erstligisten SG BBM Bietigheim sowie Beiratsvorsitzender der SG BBM Frauen GmbH, hatte in der vergangenen Woche in die Olymp-Firmenräume geladen. Eigentlich hatte die Sitzung in kleiner Runde, bei der neben Bezner nur noch Thomas Schwarz, Leiter der SG BBM Bietigheim GbR, Sportdirektor Gerit Winnen sowie die GbR-Vorstandsmitglieder Jens Rith und Marcus Sieger anwesend waren, bereits am Freitag der Woche davor stattfinden sollen, doch das Ganze verschob sich nach hinten. Dabei hätte die kleine Konferenz eigentlich keinen Aufschub geduldet: Denn es ging im Grunde um nichts weniger als die Zukunft des Bietigheimer Frauenhandballs.

In der Regel laufen bei den Vereinen Anfang Februar die Vertragsverhandlungen. Doch während sich bei der Bietigheimer Bundesligamannschaft auch tatsächlich in den vergangenen Tagen die Erfolgsmeldungen häuften – in der Zwischenzeit haben acht Spielerinnen ihren Kontrakt über den Sommer hinaus verlängert –, herrschte in Sachen Drittligateam und Bundesliga-A-Jugend-Mannschaft Funkstille. Einzig der Wechsel der 18-jährigen Linksaußen Hannah Hönig zum Zweitligisten TG Nürtingen wurde vor wenigen Tagen publik.

Finanzierung für neue Saison fehlt

Dabei hatte der Vorstand der für die Jugend zuständigen GbR seinen Spielerinnen bis spätestens zum 15. Februar Klärung versprochen, ob sie eine Zukunft in Bietigheim haben würden oder ob sie sich doch eher im Probetraining bei anderen Clubs empfehlen sollten. Denn was fehlte, war das nötige Kleingeld, um eine neue Saison zumindest in der Größenordnung wie zuletzt überhaupt stemmen zu können. Und das dafür alles entscheidende Gespräch mit Geldgeber Bezner wurde vertagt.

Mitte der vergangenen Woche hob der Mäzen schließlich den Daumen. Damit sei auch in der neuen Spielzeit der Spielbetrieb der beiden GbR-Topteams sichergestellt, erklärten Rith und Schwarz unisono. „Die Gespräche sind genauso gelaufen, wie wir sie uns im Vorfeld erhofft hatten. Für Herrn Bezner war die Jugendarbeit schon immer wichtig. Es würde ihn wahnsinnig freuen, wenn es ein Talent in die Bundesliga-Manschaft schaffen würde“, drückt Rith dem Großsponsor seine Dankbarkeit aus.

Stillschweigen über Höhe der Förderung

Über die Größenordnung der Förderung wollten die beiden allerdings keine Angaben machen. Bezner öffnet die private Schatulle, schießt aber auch Mittel aus seinem Unternehmen Olymp zu. „Die Jugendförderung liegt mir nach wie vor ganz besonders am Herzen. Deshalb werde ich diese auch in der kommenden Saison im Rahmen der Möglichkeiten unterstützen“, heißt es vonseiten des 86-Jährigen.

Dass die Einstellung der Zahlungen das Ende für den Bietigheimer Frauenhandball bedeutet hätte, wollte Rith dagegen nicht bestätigen. „Das Kartenhaus wäre definitiv nicht zusammengefallen. Handball in der Stadt hätte nur auf einem anderen Niveau stattgefunden. Im schlimmsten Fall wären wir mit der Bundesliga-Reserve in der Verbandsliga gestartet“, sagt das Vorstandsmitglied. Und schiebt nach: „Es gibt in Deutschland wohl keinen anderen Club, der sich so viel Breiten- und Spitzensport leistet wie wir.“

Dabei hatte Olymp noch im Vorjahr nach Angaben von Schwarz die Zuwendungen an die GbR pandemiebedingt drastisch gekürzt. Von 95 Prozent weniger Geld spricht Schwarz nach dem Ausstieg des Hauptunterstützers, mit dem nicht nur die weibliche A-Jugend und das Drittligateam in der laufenden Saison auskommen müssen, sondern auch die weiteren 36 Jugendmannschaften, um die sich die GbR kümmert. Wobei der Löwenanteil natürlich den beiden Spitzenteams zugutekommt. „Diese Runde ist schwierig, wir haben in dieser Saison noch offene Rechnungen“, hatte Schwarz im Vorfeld der Gespräche Mitte vergangener Woche eingeräumt. Und weiter: „Ohne Unterstützung schaffen wir es nicht.“

Wie hoch genau der Etat derzeit insgesamt ist, will der GbR-Vorstand nicht verraten, aber zumindest so viel: Nach dem Aussteigen des Herrenausstatters sei er von einem fünfstelligen Betrag auf einen vierstelligen gesunken. Zumindest einen Anhaltspunkt, wie viel Geld alleine die Bundesliga-Reserve benötigt, gibt es allerdings. Denn 2019 hatte die HSG Freiburg, derzeit Tabellenzweite in der Bietigheimer Gruppe, laut einem Bericht der „Badischen Zeitung“ mit 30 000 Euro jährlich den kleinsten Etat der Dritten Liga.

Mannschaft wird sofort informiert

Doch laut Rith ist dieser Betrag für die Durchführung des Spielbetriebs in Deutschlands dritthöchster Liga unrealistisch. „Das reicht hinten und vorne nicht aus.“ Und Schwarz veranschaulicht: „Alleine die Meldegebühren verschlingen 8000 Euro für beide Teams. Und die Schiedsrichter kosten auch 600 Euro pro Heimpartie.“

Direkt nach den Gesprächen in den Olymp-Firmenräumen versammelten Schwarz und Rith das mit der A-Jugend nahezu identische Drittliga-Team im sogenannten VIP-Container der Viadukthalle, um der Mannschaft noch fast brühwarm die frohe Kunde zu verbreiten. Ob sie damit noch rechtzeitig gekommen sind oder ob sich einige Spielerinnen in der Zwischenzeit möglicherweise doch bereits für andere Teams entschieden haben, konnten die beiden nicht sagen. In den nächsten Wochen wollen sie jedenfalls Fakten schaffen, wie der 15er-Kader für die neue Saison aussehen wird.

Fest steht jedoch schon jetzt, dass zwei wichtige Akteurinnen dann nicht mehr dabei sein werden. Die kroatische Spielmacherin und Ex-Profi Ana Rajic wird den Verein verlassen. Und auch der Kontrakt mit Trainer Klaus Hüppchen wird nicht verlängert. Hüppchen war nach dem plötzlichen Abgang des bei den Spielerinnen sehr beliebten Brian Andersen zum Männer-Zweitligisten HSC Coburg eingesprungen. Allerdings hatte das Team von Anfang an trotz ordentlicher Ergebnisse – inklusive Einzug der A-Jugend ins Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft – mit dem 52-Jährigen gefremdelt. Die Verhandlungen mit einem Nachfolger sind laut Vereinsangaben bereits weit fortgeschritten. Nach Informationen der „Bietigheimer Zeitung“ soll es sich dabei um einen jungen Coach mit Drittliga-Erfahrung handeln. skl

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