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„Wir waren nicht die Besten“

Auch wenn der TSV Nussdorf herausragende Individualisten in seinem Kader hat, sieht Spielertrainer Sinan Yilmaz andere Teams stärker besetzt. Dennoch ist die Elf aus dem Hardtwäldle souverän Meister geworden, weil sie eine eingeschworene Einheit ist.

  • Staffelleiter Fritz Siegle (von links) überreicht Nussdorfs Kapitän Lukas Wizemann beim letzten Heimspiel des TSV am drittletzten Spieltag den Meisterwimpel. Foto: privat

    Staffelleiter Fritz Siegle (von links) überreicht Nussdorfs Kapitän Lukas Wizemann beim letzten Heimspiel des TSV am drittletzten Spieltag den Meisterwimpel. Foto: privat

  • Nach dem entscheidenden Sieg gegen die SGM Riexingen wurden schon die Meister-T-Shirts verteilt. Foto: Leitner

    Nach dem entscheidenden Sieg gegen die SGM Riexingen wurden schon die Meister-T-Shirts verteilt. Foto: Leitner

Fußball. Bereits vier Spieltage vor Ende der Saison hat sich der TSV Nussdorf in der Fußball-Kreisliga A 3 zum Meister gekrönt. Mit einem 2:1-Heimsieg gegen Verfolger SGM Riexingen machte die Mannschaft um Spielertrainer Sinan Yilmaz alles klar. Für den Meistermacher ist der Titel etwas Besonderes, auch wenn er die Trophäe bereits ein Mal mit dem SV Riet gewonnen hat.

Für Yilmaz ist der Gewinn der Meisterschaft das Ende eines Zyklus’: „Jede Meisterschaft ist besonders. Doch diesmal ist es für die Mannschaft und mich eine spezielle Geschichte.“ Vor zehn Jahren hatte der Nussdorfer mit den meisten der Akteure in der B- und A-Jugend gearbeitet. In der Abstiegssaison 2009/2010, in der der TSV Nussdorf den Gang in die Kreisliga B antreten musste, hatten sie zusammen bei den Aktiven ausgeholfen. „Damals habe ich gesagt, es sei mein Traum mit den Aktiven erst wieder in die A-Klasse und dann in die Bezirksliga aufzusteigen. Jetzt stehen wir hier“, schwärmt Yilmaz.

In Nussdorf sieht man von Jahr zu Jahr eine Entwicklung

Als der Club vor vier Jahren abgeschlagen und dünn besetzt im Niemandsland der Tabelle rumdümpelte, übernahm Yilmaz die Mannschaft und setzte sich erneut das Ziel Aufstieg. „Auch wenn es damals unrealistisch war. Ich wusste: Früher oder später steigen wir auf. Ich gab uns damals fünf Jahre“, erzählt er. Insbesondere die Mentalität habe die Mannschaft dahin gebracht, wo sie heute ist. „Wir waren nicht die Besten. Aber wir sind zu den Besten geworden. Die Jungs haben mir vertraut. Die Mannschaft besteht nicht aus Stars. Aber wir sind eine eingeschworene Einheit“, erklärt der Spielertrainer.

Dies sei der größte Unterschied zum Aufstieg in Riet. „Damals war klar, dass wir aufsteigen müssen. Hier in Nussdorf konnte man eine Entwicklung sehen. Diese Saison prägt das Trainerteam, die Spieler und mich. Wir haben alle so viel Zeit investiert und sehen jetzt das Ergebnis“, sagt Yilmaz. Immer wieder nennt er die sogenannten Tugenden als Ausgangspunkt für die so erfolgreiche Saison. „Wir haben nicht nur im Training oder vor dem Spiel, sondern auch privat oder in der Winterpause immer und immer weitergemacht. Ohne diese Motivation, Spiele gewinnen zu wollen und bis an die Grenze zu gehen, hätten wir das nicht geschafft“, erzählt er. Der Nussdorfer Coach habe seit Amtsbeginn vor allem daran gearbeitet, wie man richtig zum Ball steht oder wie man dem Gegner zwischendrin auch mal Luft gibt – „banale, aber wichtige Dinge, um in der läuferisch starken Kreisliga zu bestehen“, erklärt Yilmaz. Er habe zudem viele Einzelgespräche geführt, was das Vertrauen in den eingeschlagenen Weg noch verstärkt hat.

Doch so siegessicher wie ihr Trainer ist nicht jeder der Nussdorfer Fußballer von Anfang an gewesen, wie Yilmaz berichtet: „Als ich das Ziel Aufstieg ausgab, waren sich einige Jungs innerhalb der Mannschaft nicht sicher, ob das wirklich realistisch ist. Einige wollten noch punktuelle Verstärkungen. Aber ich wollte an meinem Weg festhalten und mit den Spielern arbeiten, die zum Verein gehören und keine externen Lösungen.“ Und er sollte recht behalten. Yilmaz: „Das macht mich umso stolzer.“

Nach dem souveränen 5:1-Erfolg des TSV Nussdorf gegen den Verfolger SpVgg Besigheim am Maifeiertagswochenende war sich Yilmaz sicher, dass den Nussdorfern die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen ist. „Das war nochmal eine harte Woche, weil mir mein Kapitän Lukas Wizemann und Torwart Sebastian Prietz fehlten. Und wir hatten ja nur sieben Punkte Vorsprung auf die Besigheimer. Verlierst du das Spiel, sieht alles wieder ganz anders aus“, erinnert sich der Spielertrainer. Doch so war die Türe in Richtung Aufstieg weit geöffnet. Und gegen die SGM Riexingen war es dann auch soweit. „Da fällt viel von einem ab. Wir haben permanent an der Grenze gearbeitet. Und dann ertönt der Schlusspfiff – und du weißt, dass dir keiner mehr diesen Titel nehmen kann“, beschreibt Yilmaz den entscheidenden Moment.

Eine Genugtuung für all die Rückschläge in den vergangenen Jahren sei dies zwar nicht gewesen. „Aber ein Zeichen dafür, dass wir uns immer verbessert haben. Die Spieler und auch ich waren natürlich enttäuscht, wenn es wieder nicht geklappt hat. Aber im Verein waren sich alle einig: So wie Hessigheim wollen wir auch nicht aufsteigen“, sagt er. In der Saison 2018/2019 hatte der TSV eine starke Rückrunde gespielt, war dann aber knapp an der Relegation gescheitert. Eine Saison später machte die Corona-Pandemie die Aufstiegspläne zunichte, so dass der TASV Hessigheim als Erster der einzige Aufsteiger blieb. 2020/2021 waren die Nussdorfer mit acht Siegen zu Saisonbeginn souveräner Spitzenreiter. Doch auch hier machte die Pandemie dem Spielbetrieb einen Strich durch die Rechnung. Die Runde wurde abgebrochen und nicht gewertet. So mussten sich die Nussdorfer bis jetzt gedulden, um endlich den Weg in die Bezirksliga antreten zu können.

Titel wurde direkt mit einem Kurztrip nach Mallorca gefeiert

Dieser Weg beinhaltet für den Spielertrainer auch, niemandem als sich selbst etwas beweisen zu müssen. „Wir arbeiten für uns und nicht für die Menschen da draußen. Nur aufzusteigen und zu zeigen, dass du gut bist, reicht nicht. Man muss diese extrinsische Motivation dann auch aufrechterhalten und weitermachen“, sagt Yilmaz. Doch nach der entscheidenden Partie gegen die SGM Riexingen brachen erst einmal alle Dämme. Unmittelbar nach Abpfiff wurden noch am Sonntagabend die Flüge nach Mallorca gebucht, wo die TSV-Spieler von Dienstag bis Donnerstag feierten. „Am Wochenende darauf ging es dann nochmal weiter. Und auch sonst werden wir öfter mal ein oder zwei Bier mehr trinken“, sagt Yilmaz lachend. Ein Saisonabschlussfest mit Meisterfeier war für den letzten Spieltag geplant.

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