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„Ich habe Freiberg immer im Herzen“

Der langjährige SGV-Spieler Denis Zagaria kämpft aktuell mit den Stuttgarter Kickers noch um den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga. Bei den Blauen fühlt sich der Innenverteidiger „pudelwohl“ – auch dank der Fans und Kumpel Kolbe.

  • Denis Zagaria (links) besticht durch eine elegante Spielweise, exzellente Technik und viel Übersicht. Foto: Baumann

    Denis Zagaria (links) besticht durch eine elegante Spielweise, exzellente Technik und viel Übersicht. Foto: Baumann

Fußball. Der Fußball schreibt manchmal die sonderbarsten Geschichten. 17 Jahre spielte Denis Zagaria für den SGV Freiberg. Mit dem Sport- und Gesangverein ging der 29-jährige Innenverteidiger von Kindesbeinen an durch dick und dünn. Den bisher größten Erfolg – die Oberliga-Meisterschaft und den direkten Regionalliga-Aufstieg – feierten die Wasen-Kicker am vergangenen Wochenende aber ohne Zagaria.

Der Marbacher erlebte dagegen mit seinem jetzigen Club Stuttgarter Kickers einen der bittersten Momente seiner Karriere. Nach dem 3:1-Erfolg bei den Sportfreunden Dorfmerkingen bejubelten die Blauen bereits kurzzeitig den Titelgewinn. Dann machte die Kunde aus Nöttingen vom Freiberger 2:1-Siegtor in der Nachspielzeit die Runde – und die Blauen stürzten von ihrem emotionalen Hoch ins tiefe Tal der Tränen. Zweiter Platz, Relegation lautete die bittere Realität. „Das war für uns alle ein Schlag ins Gesicht“, gibt Zagaria zu.

In Trier fällt die Entscheidung

Immerhin: Mit dem 3:0 im ersten Aufstiegsspiel gegen den Hessenliga-Vizemeister Eintracht Stadtallendorf haben die Kickers nun einen Riesenschritt gen Regionalliga gemacht. „Es ging darum, ein Zeichen zu setzen. Wir haben den ganzen Schmerz aus dem Dorfmerkingen-Spiel mitgenommen und alles rausgehauen, was wir drin hatten“, sagt Zagaria. Das wird auch am heutigen Dienstag (19 Uhr) wieder nötig sein, wenn der SVK bei Eintracht Trier zum entscheidenden Relegationsduell antritt. Die Rheinland-Pfälzer haben Stadtallendorf sogar mit 5:0 geschlagen.

Der sehnlichste Wunsch von Zagaria ist es, mit den Degerlochern dem SGV in die vierte Liga zu folgen, um dann auch dort wieder auf seine große Fußballliebe zu treffen. „Ich habe Freiberg immer in meinem Herzen, und das wird auch immer so bleiben“, beteuert der von allen nur „Zaga“ genannte Italiener, dessen vierjähriger Sohn Thiago demnächst bei den Bambini des SGV mit dem Kicken anfängt.

Ramon Gehrmann als Ziehvater

Im März 2020 hatte Zagaria den Wasen nach internen Differenzen um eine Vertragsauflösung gebeten und sich dann zur Saison 2020/2021 den Kickers angeschlossen. Auf der Waldau konnte er wieder mit seinem Ziehvater Ramon Gehrmann zusammenarbeiten. Ironie des Schicksals: Der Trainer wurde Ende September 2021 bei den Blauen gefeuert, kehrte im April dieses Jahres nach Freiberg zurück – und führte den SGV letztlich zum Titel.

„Freiberg hat eine richtig gute Runde gespielt. Wenn man 91 Punkte holt, 116 Tore erzielt und in zwei Jahren nur ein Spiel verliert, hat man den Aufstieg auch verdient“, sagt Zagaria anerkennend über die Leistung seines zweiten Herzensklubs neben dem AC Mailand.

Den Wechsel nach Degerloch hat er allerdings noch nie bereut. Im Gegenteil. „Ich fühle mich bei den Kickers pudelwohl und würde hier mein Leben lang bleiben, wenn ich dürfte“, sagt der gebürtige Ludwigsburger, dessen Vertrag noch bis Sommer 2023 läuft. „Von mir aus könnten wir schon jetzt verlängern. Diese Entscheidung liegt aber nicht bei mir, sondern beim Verein. Ich werde jedenfalls weiter Gas geben.“

Noch sechs, sieben Jahre bei den Aktiven schweben ihm vor. „Ich bin absolut fußballverrückt“, sagt Zagaria, der in seiner Freizeit gern auch mal zum Tennisschläger greift. Seinen Trainerjob in der Kreisliga beim FC Marbach II hat er hingegen bereits im Winter aus Zeitgründen aufgegeben.

Bei den Kickers ist er in der Vierer-Abwehrkette gesetzt und zählt zu den Schlüsselspielern. Die „Stuttgarter Zeitung“ hat ihn sogar mal mit Landsmann Franco Baresi verglichen, einem der besten Liberos des Weltfußballs. Wie der einstige Kapitän der Azzurri besticht auch Zagaria durch eine elegante Spielweise, eine exzellente Technik und viel Übersicht. Er selbst nennt allerdings zwei andere Vorbilder: Sergio Ramos und Paolo Maldini.

Wie in einer Ehe

Innerhalb der Mannschaft hat er mit seinem Innenverteidiger-Kollegen Niklas Kolbe einen dicken Kumpel gefunden. Beide heuerten zur gleichen Zeit beim früheren Bundesligisten von der Waldau an und funkten sofort auf einer Wellenlänge. Auf und neben dem Platz verstehen sie sich fast blind. „Kolbe ist mein Seelenverwandter. Er weiß alles über mich, merkt sofort, wenn es mir gut oder schlecht geht“, erzählt Zagaria und fügt lachend hinzu: „Das ist fast schon wie in einer Ehe.“

Angetan ist er auch vom Anhang des Traditionsvereins. „Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viel Mut und Macht die Fans uns geben. Wenn die uns anfeuern und das Stadion brennt, gibst du noch mal zehn Prozent mehr – auch wenn du gar nicht weißt, wo du die noch herholst“, meinte der Ex-Freiberger unter dem Eindruck der 5230 Zuschauer, die beim Relegationsspiel gegen Stadtallendorf im Gazistadion für Gänsehaut-Atmosphäre sorgten – und dies vielleicht schon bald auch in der Regionalliga Südwest tun werden. ae

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