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Der „Rolandinho“ vom Forchenwald

30 Jahre lang hat Roland Eiberger als Jugendleiter des TSV Ensingen gewirkt. Nun will der 70-Jährige seine aktive Zeit beenden. Doch Schluss ist für den rüstigen Rentner noch lange nicht.

  • Roland Eiberger ist eine Institution beim TSV Ensingen. Unter anderem war er 30 Jahre Jugendleiter der Fußballer. Foto: Leitner

    Roland Eiberger ist eine Institution beim TSV Ensingen. Unter anderem war er 30 Jahre Jugendleiter der Fußballer. Foto: Leitner

Fußball. Nach 30 Jahren als Jugendleiter endet im Forchenwald eine Ära, die ihresgleichen sucht. Erst kürzlich war Roland Eiberger für seine Arbeit in den vergangenen drei Jahrzehnten geehrt und zum Ehrenjugendleiter des TSV Ensingen ernannt worden. Seine ehemaligen Spieler sprechen in einer Mitteilung auf Facebook gar von einer „Fußballschule“, die „quasi jedes Ensinger Kind in der Jugend durchlaufen hat, bevor es für zahlreiche seiner Schützlinge in den Aktivenbereich ging.“ Für viele Spieler sei Eiberger auch heute noch eine wichtige Bezugsperson, die immer ein offenes Ohr und einen guten Ratschlag parat habe. Das ehrt den inzwischen 70-Jährigen freilich. Doch im Rampenlicht steht er nicht gerne. „Klar macht mich das stolz. Eine solche Auszeichnung hat bisher noch keiner bekommen. Aber ich habe es auch gerne gemacht“, sagt Eiberger.

In Zukunft will er sich vermehrt anderen Dingen widmen. „Vor drei Jahren haben wir beispielsweise eine Boulegruppe gegründet. Mittwochs gehe ich zudem zum Ausgleich mit Gleichgesinnten oft Fahrradfahren, mache Gymnastik oder wir spielen Volleyball“, erklärt er. Doch aus dem Gesamtbild des Ensinger Sportplatzes kann er sich selbst trotz allem nicht wegdenken: kleinere Reparaturen will der selbsternannte Hausmeister des TSV weiterhin selbst machen. Und am Spieltag bleibt der Rentner seinem Verein ohnehin erhalten: „Ich werde auch weiterhin viel Zeit am Spielfeldrand verbringen. Vor allem sonntags, wenn die Aktiven spielen. Mein Sohn ist ja immer noch dabei.“ Zudem sei seine Frau als Hauptkassiererin im Verein weiterhin aktiv.

Erst in Ensingen das Haus gebaut, dann Trainer und Jugendleiter im TSV.

Angefangen hat alles in seinem Heimatort Stuttgart-Stammheim. Von der Jugend bis zur A-Klasse spielte Eiberger beim damaligen FC Stammheim auf der Position des offensiven Mittelfeldspielers oder als Rechtsaußen. „Mit zunehmendem Alter rückt man dann vermehrt nach hinten. Aber vorne steht das Tor und um das geht es“, sagt der passionierte Sportler lachend. Als er nach Ensingen zog, war der scheidende Jugendleiter noch nicht gleich beim TSV aktiv: „Ich habe noch einige Monate lang mein Haus hier gebaut. Da blieb nicht viel Zeit für den Fußball. Aber als mein Sohn dann mit sechs Jahren soweit war, bin ich natürlich mit eingestiegen.“ Es ist der übliche Vorgang im Jugendfußball: Weil es keinen Trainer gab, musste Papa Eiberger ran und so stieg er 1989 als Trainer der F-Jugend beim TSV ein. Und wurde direkt in seiner ersten Saison Meister

Drei Jahre später wurde Roland Eiberger gefragt, ob er nicht Jugendleiter des TSV Ensingen werden wolle. „Da wurde ich natürlich überrollt. Das war ja fremdes Gebiet für mich. Mein Vorgänger hat mich dann ein Jahr lang an die Hand genommen und mich eingearbeitet“, erzählt er. Man merkt schnell: Wenn der zweifache Familienvater etwas macht, dann richtig. „Da habe ich natürlich im Dorf gleich nach Spielern gesucht. Ich habe jeden angesprochen, der noch nicht dabei war, ob er nicht Lust hätte, mitzuspielen“, erinnert sich Eiberger.

Von der F- bis zur A-Jugend durchliefen seine Schützlinge mit ihm alle Altersklassen, ehe er seine letzte A-Jugend und die neue F-Jugend gleichzeitig trainierte und wieder von vorn begann. Gleichzeitig baute er noch eine Bambinigruppe auf. „Es hat einfach Spaß gemacht, den kleinen Menschen beim Reifen zuzusehen. Wenn die Jungs schon früher zu dir gekommen sind und das auch heute noch als Aktive tun, tut das einfach gut“, schwärmt der 70-Jährige. Inzwischen glaubt der Jugendleiter, einen Nachfolger gefunden zu haben. Einen Namen will er jedoch noch nicht preisgeben. „Ich bin jetzt 70 geworden und irgendwann ist es auch an der Zeit, dass Jüngere übernehmen“, erklärt Rolandinho. Den Namen hat er von einigen Kindern erhalten, denen er Tricks beigebracht hatte. Doch nicht nur als Trainer war Eiberger aktiv. Wenn zu den Jugendspielen kein Schiedsrichter erschien, ersetzte er diesen ebenso. Dass Eiberger für all die Gruppen Zeit hatte, lag auch daran, dass er viele Jahre als Drucker in einer Druckerei und somit im Schichtsystem arbeitete. „Das war natürlich auch super, da ich so Stadionhefte oder Spielpläne drucken konnte“, erinnert sich der Rentner.

Bis ins hohe Alter selbst in der zweiten Mannschaft gekickt.

Das Fußballgen trägt die Familie Eiberger derweil schon länger in sich. Bereits Rolands Vater spielte vor dem Krieg Fußball. Sein Sohn Marc ist noch immer Teil der zweiten Mannschaft des TSV Ensingen. Für die hatte Roland Eiberger ebenfalls im höheren Alter noch gekickt, wenn Not am Mann war. Für den Nachwuchs ist auch gesorgt. „Mein kleiner Enkel ist jetzt zwei Jahre alt und steht auch schon ständig auf dem Ball“, berichtet Eiberger. Dass bei so vielen fußballverrückten Männern seine Frau nicht durchdrehe, sei ein Glücksfall für ihn: „Bei meiner Tochter ist das anders. Sie ist eher musikalisch veranlagt. Solange meine Frau noch aktiv im Verein ist, bleibe ich das natürlich auch. Solange ich fit bin, helfe ich gerne. Auf dem Sofa sitzen ist nichts für mich.“ Worüber der scheidende Jugendleiter in der Retrospektive etwas enttäuscht ist, sagt Eiberger zum Schluss aber auch noch: „2011 haben wir erstmals einen Jugendstadtpokal ins Leben gerufen. Da war die 100-Jahr-Feier von Ensingen. Das Event hat gut funktioniert und war mit je zehn D- und E-Jugenden auch gut besucht. Es ist schade, dass die anderen Stadtteile dies nicht weitergeführt haben.“ Trotzdem bleibt Roland Eiberger dem Fußball und dem TSV Ensingen weiter erhalten: „Ich bleibe als Hausmeister aktiv. Den Halbzeitsprudel, das Mähen und die Streufarbe will ich auch so lange übernehmen, wie ich kann. Aber das wird so schnell nicht passieren. Ohne geht es einfach nicht.“ Es ist eben ein Leben für den Fußball.

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