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Zu Besuch bei den „Küahsoachschapfe“

Gleich gegenüber der Georgskirche befindet sich mit schönem rotem Fachwerk ein weiterer Herrensitz der Nippenburger, dessen Bezeichnung im Volksmund zu erraten ist.

  • Vom Kirchhof schweift das Auge auf das Alte Pfarrhaus (rechts) und den gesuchten Adelssitz. Fotos: Gergen

    Vom Kirchhof schweift das Auge auf das Alte Pfarrhaus (rechts) und den gesuchten Adelssitz. Fotos: Gergen

  • Durch den Ort schlängelt sich die Glems.

    Durch den Ort schlängelt sich die Glems.

  • Den abgeschlossenen Innenhof der Wehrkirche kann man nur zu bestimmten Zeiten betreten.

    Den abgeschlossenen Innenhof der Wehrkirche kann man nur zu bestimmten Zeiten betreten.

  • Der Name dieses Adelssitzes bei der Kirche ist gesucht.

    Der Name dieses Adelssitzes bei der Kirche ist gesucht.

  • Die Georgskirche ist das Wahrzeichen des gesuchten Ortes.

    Die Georgskirche ist das Wahrzeichen des gesuchten Ortes.

  • Vom ehemaligen Wasserschloss kündet nur noch ein Brunnen.

    Vom ehemaligen Wasserschloss kündet nur noch ein Brunnen.

  • „Küahsoachschapfe“ in Aktion.

    „Küahsoachschapfe“ in Aktion.

  • Schöne Wandmalereien warten im Innern des Gotteshauses auf Entdeckung.

    Schöne Wandmalereien warten im Innern des Gotteshauses auf Entdeckung.

  • Im Alten Pfarrhaus gibt es ein Heimatmuseum.

    Im Alten Pfarrhaus gibt es ein Heimatmuseum.

VKZ-Sommerrätsel (3):

„Heimat ist der Ort, der uns nicht nur Geborgenheit, sondern auch Aufbruch und Rückkehr gewährt.“ – Mit diesen Zeilen von Ernst Reinhardt laden wir bei unserem Sommerrätsel 2022 erneut dazu ein, im Einzugsgebiet der Vaihinger Kreiszeitung und ein Stück weit darüber hinaus zu bekannten Orten zurückzukehren, zu neuen Zielen aufzubrechen, dabei Spannendes zu erfahren und auch im Kleinen und Verborgenen die Schönheit dieses heimeligen Lebensraumes zu schätzen.

Die Lösungen von Rätsel Nummer zwei: Nippenburg, Glems, Grafen Leutrum und Golfanlage. Bis jetzt sind bereits insgesamt 154 richtige Lösungen eingegangen.

Wer das letzte Rätsel lösen konnte, ist dem heutigen schon einen ganzen Schritt näher. Denn die Adligen, nach denen die zuletzt zu erratende Burg benannt wurde, waren seinerzeit zugleich Ortsherren in der benachbarten Siedlung, deren Namen wiederum laut Historikern auf den alemannischen Sippenführer Suidbert zurückzuführen sein könnte.

Zwar soll das Gebiet aufgrund des äußerst fruchtbaren Bodens und einer Furt über die Glems bereits seit der Jungsteinzeit ab circa 5000 vor Christus besiedelt worden sein, doch die Ortsgründung als „Suidbertingen“ wird auf die Zeit um 260 nach Jesu Geburt datiert. Vor der Eroberung durch die Alamannen sorgten die Römer mit dem Bau einer wichtigen Heeres- und Handelsstraße als Verbindung von Rhein zu Donau für regen Verkehr zwischen Flandern und dem Schwarzen Meer. Mittlerweile hat die entlanglaufende B 10 vergleichbare Funktion übernommen. Doch zurück zur Geschichte. 1304 wurde der Ort erstmals urkundlich im Esslinger Urbar erwähnt. Neben den Grafen von Württemberg hatten, wie bereits eingangs erwähnt, auch die Herren von Nippenburg Ortsbesitz und begannen im 15. Jahrhundert mit der Arbeit am Schiff der Georgskirche. Das Gotteshaus mit dem 43 Meter hohen Turm ist mit seiner mächtigen Ringmauer bis heute ein imposantes Beispiel einer Wehrkirche und Wahrzeichen des Ortes. Um die besondere Atmosphäre des abgeschlossenen Kirchhofs, der nur über ein Portal betreten werden kann, und die beeindruckenden Wandmalereien und Fresken von 1436 im Innern auf sich wirken lassen zu können, sollte man seinen Besuch zu den Öffnungszeiten der Kirche planen.

Einstiger Alltag der Bauern

Im benachbarten Alten Pfarrhaus aus dem 16. Jahrhundert, das mittlerweile als Heimatmuseum dient, kann man mittels traditioneller Gebrauchsgegenstände und Werkzeuge dem einstigen Alltag der Bauern und Bürger des „Dorfes an der Straße“, wie der Ort auch genannt wurde, begegnen. Außerdem lassen sich die wichtigsten lokalen Handwerksberufe früherer Zeit – neben dem Wagner, Sattler und Schmied waren dies Schneider, Schreiner und Schuster – erkunden. Auch gibt es eine interessante Ausstellung zum Thema Spielen und Lernen.

Gleich gegenüber der Georgskirche befindet sich übrigens mit schönem rotem Fachwerk ein weiterer Herrensitz der Nippenburger, dessen Bezeichnung im Volksmund zu erraten ist. Durch die gute Verkehrslage, wie es in der Beschreibung heißt, habe sich Friedrich I., der 1806 zum König von Württemberg gekrönt wurde, sieben Jahre häufig an dem Ort aufgehalten, da er von dort schnell Kuriere mit Botschaften aussenden und in Empfang habe nehmen können.

Doch damit nicht genug: Bereits 1508 begannen die Nippenburger mit dem Bau eines Wasserschlosses, das im 17. Jahrhundert mit einem Ostflügel in Fachwerkbauweise erweitert wurde und als „großes Schloss mit vielen Zimmern, drei Gewölbekellern und weitem Wassergraben“ in die Annalen einging.

Heutzutage ist zumindest von Letzterem nichts mehr zu sehen. Stattdessen ziert ein großer Brunnen den Platz vor dem historischen Gebäudeensemble im Ortszentrum, das mittlerweile das Rathaus beherbergt. Dahinter lädt ein kleiner Seerosenteich zum Flanieren und Entspannen ein. Auch erwähnenswert sind die ehemaligen Wassermühlen Stumpenmühle und Bruckmühle am Ufer der Glems, die sich malerisch durch den gesuchten Ort schlängelt. Die Bruckmühle gilt als Treff „für Bürgerinnen und Bürger, für alle Generationen und Nationalitäten“. Davon hat die 11 000-Seelen-Kommune nämlich eine große Vielfalt. Schließlich hat sich das ursprünglich landwirtschaftlich geprägte kleine Dorf nach dem letzten Weltkrieg (1946 lag die Einwohnerzahl gerade einmal bei 1650) vor allem dank der Ansiedlung eines großen Automobilzulieferers zu einer modernen Industriegemeinde mit multikultureller Bevölkerung und Tausenden von Arbeitsplätzen entwickelt.

Nichtsdestotrotz werden weiterhin die schwäbische Tradition und Kultur gepflegt. Sei es an Fasching durch die Gagerbach-Hexen, durch die verschiedenen Musikgruppen des Ortes – der Posaunenchor feiert heuer sein 100-jähriges Bestehen – oder beim alljährlichen Schapfenfest im Juli. Was es damit und mit der spöttischen Bezeichnung der Alteingesessenen auf sich hat, lässt sich bei der Skulptur von Roswitha Zimmerle-Walentin vor der einstigen Zehntscheuer erfahren. Dort wird die Schapfe als „Schöpfgefäß zum Leeren der Güllegrube“ beschrieben, „symbolisch von jungen Burschen, die zur Musterung fuhren, benutzt, um unterwegs Bier oder Most zu trinken“ – womit sich auch der alte Spitzname „Küahsoachschapfe“ für die Bewohner des heutigen Sommerrätsels erklären lässt.

1. Wie heißt der gesuchte Ort? 2. Wie wird der Herrensitz gegenüber der Georgskirche genannt? 3. Welcher genannte Handwerksberuf war der Fahrzeugmechaniker des Mittelalters? 4. Welcher Automobilzulieferer ist heutzutage der größte Arbeitgeber im Ort?

Die vier Fragen zum heutigen Rätsel: Einsendungen bis Donnerstag (11. August) um 10 Uhr per E-Mail an info@vkz.de oder eine Karte in den Briefkasten am Verlagsgebäude am Marktplatz in Vaihingen werfen.

Zum Schluss kommen alle richtigen Einsendungen in den großen Korb. Drei Gewinner werden gezogen, die Gutscheine vom Hotel Restaurant Lamm in Illingen, von der VfB-Vereinsgäststätte Egelsee in Vaihingen oder vom Ristorante Salento in Vaihingen bekommen.

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