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Im Hohlweg gibt es nur den Blick zum Himmel

Die heutige Örtlichkeit hat mehrere markante Beinamen, darunter beispielsweise „Hausberg der schwäbischen Intelligenz“ oder „Demagogenherberge“.

  • Die Feldkanone gab lediglich Alarmsignale ab.

    Die Feldkanone gab lediglich Alarmsignale ab.

  • Über die steinerne Brücke können Besucher die Anlage betreten.

    Über die steinerne Brücke können Besucher die Anlage betreten.

  • Dieser Hohlweg von 1844 führt zur Feste.

    Dieser Hohlweg von 1844 führt zur Feste.

  • Die sogenannte Franzosenlinde ist ein Naturdenkmal unterhalb der Festung.

    Die sogenannte Franzosenlinde ist ein Naturdenkmal unterhalb der Festung.

  • Vom zuletzt gesuchten Ort schweift der Blick auf das heutige Rätsel. Fotos: Gergen

    Vom zuletzt gesuchten Ort schweift der Blick auf das heutige Rätsel. Fotos: Gergen

  • Dieser Wachturm ist ebenso wie die Gaststätte nach dem inhaftierten Dichter benannt.

    Dieser Wachturm ist ebenso wie die Gaststätte nach dem inhaftierten Dichter benannt.

  • Über dem Eingangsportal erkennt man Inschrift und Jahreszahl sowie das herzogliche Wappen.

    Über dem Eingangsportal erkennt man Inschrift und Jahreszahl sowie das herzogliche Wappen.

  • Die Gravuren zahlreicher Studenten belegen jenes Kapitel der Geschichte.

    Die Gravuren zahlreicher Studenten belegen jenes Kapitel der Geschichte.

  • Von oben bietet sich ein schöner Ausblick auf das gleichnamige Städtle.

    Von oben bietet sich ein schöner Ausblick auf das gleichnamige Städtle.

VKZ-Sommerrätsel (14 und Ende):

Heute gibt es die letzte Folge des VKZ-Sommerrätsels. Aber zuerst die Lösungen aus Runde Nummer 13: Asperg, Kleinaspergle, Espe/Pappel, Eisfink und Glasperlenspiel und Schwabenbühne.

Wer das 13. Sommerrätsel-Kapitel aufmerksam verfolgt hat, weiß bereits um die heute gesuchte Örtlichkeit. Sie ist von einer eigenartigen Ambivalenz geprägt. Denn auf der einen Seite gilt sie seit Jahrtausenden als ein Zentrum der Macht und vermittelt mit ihren dicken Mauern Schutz und Uneinnehmbarkeit, zugleich steht sie aber auch für sehr viel Leid, Verletzlichkeit und Ohnmacht.

Ebenso fühlt man sich von Beginn des Besuchs an im wahrsten Sinne des Wortes in einem Zwiespalt. Schon aus weiter Ferne lockt das rund 356 Meter über dem Meeresspiegel thronende, zu allen Seiten steil abfallende Schilfsandstein-Plateau mit einer fantastischen Aussicht auf die umgebenden Städte und Dörfer. Der Zugang zum Allerheiligsten des Zeugenbergs, der das Umland um rund 90 Meter überragt, erfolgt dann allerdings über einen ampelbeschrankten, engen, lediglich den Blick zum Himmel gewährenden Hohlweg. Der führt vom Eingangsportal, das 1675 unter Herzog Wilhelm Ludwig im frühbarocken Stil erbaut wurde, steil bergauf zu einem Vorplatz. Daran schließt sich ein Ringwall samt Steinbrücke und Haupttor an. Bereits von hier lassen sich weitere Barrieren ausmachen, die selbst in Friedenszeiten ein unbeschwertes Erobern und Erkunden der Feste ausschließen.

Durch die meterdicken Steinwände führt ein Tunnel an den Kasematten vorbei zum inneren Torturm und nach einer scharfen Wende nach rechts über eine Rampe auf die äußere Wallanlage. Erst hier hat man das Gefühl, das Schatten-Labyrinth erfolgreich hinter sich gelassen zu haben und genießt die Sonnenstrahlen ebenso wie ein erstes Panorama auf das rund vier Kilometer entfernte Ludwigsburg und dessen Umgebung. Ein Restaurant und Biergarten mit klangvollem Namen laden gar zur Einkehr ein, bevor man an mit zahlreichen Gravuren vorbei zu weiteren Bastionen vordringt. Eine Kanone von 1866 zieht gleichfalls den Blick auf sich, die jedoch laut Beschreibung nur zu Alarmzwecken eingesetzt wurde. Von hier erkennt man auch gut den Zwinger und ehemaligen Wallgraben, während auf der anderen Seite ein Museum sowie der Blick auf das vorgelagerte Städtle warten, stets überwacht von einem hohen Turm und stacheldrahtbewehrten Mauern.

Zurück auf dem Vorplatz der Feste kann man Richtung Weinberge noch die mächtigen Wehranlagen der Hügelburg von außen in Augenschein nehmen, bevor man sich im frei zugänglichen Informationszentrum der wechselvollen Geschichte dieses denkwürdigen Ortes zuwendet.

Diese beginnt bereits mit einer Besiedlung in der Jungsteinzeit. Um 500 vor Christus wird der rund 90 Meter über die Umgebung aufragende Keuperberg wegen seiner herausragenden Lage als Fliehburg und keltisches Machtzentrum auserkoren, von dem aus bis in den Mittelmeerraum Handel betrieben wird. Im Anschluss an die römische und alemannische Ausbreitung in der Region wird die Höhenburg um 500 nach Christus zum Sitz eines fränkischen Gaugrafen und zur Thingstätte. 819 wird der „Assesberg“ in einer Schenkungsurkunde erstmals schriftlich erwähnt.

Ab 1260 wählt Graf Ulrich I. laut Beschreibung den gesuchten Ort als Herrschaftssitz, anno 1312 wird dieser zerstört. 1519 kommt es zur Belagerung durch den Schwäbischen Bund, die in einer Federzeichnung von Albrecht Dürer verewigt ist. Im 16. Jahrhundert wird die Burg zur Landesfestung ausgebaut und bietet bei einer elfmonatigen Belagerung im Dreißigjährigen Krieg rund 2000 Menschen Schutz. Nach französischer Besetzung im Pfälzischen Erbfolgekrieg wird sie allerdings nur noch als Garnison und Gefängnis genutzt.

Zu den bis dato rund 14 000 männlichen und sieben weiblichen Insassen zählt auch ein bekannter Dichter, der anno 1777 von Herzog Carl Eugen ohne Prozess zu einer zehnjährigen Haft verurteilt und für ein Jahr hier eingesperrt wird.

Die Willkür der Herrschenden führt in der Folge immer wieder zur Inhaftierung prominenter Intellektueller und politischer Gefangener, was dem heutigen Sommerrätsel zu mehreren markanten Beinamen verhilft, darunter beispielsweise „Hausberg der schwäbischen Intelligenz“ oder „Demagogenherberge“. So sitzen dort zwischen 1849 und 1853 auch viele Revolutionäre ein, selbst Studenten verbringen wegen verbotener Duelle und Fechtkämpfe hinter hohen Mauern ihre Tage und verewigen sich in den Steinplatten der Wallgartenmauern. 1883 verlässt die letzte Garnison die Festung und ein Jahr später wird sie zur Invalidenanstalt. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg entstehen ein Kriegsgefangenenlager, eine Strafanstalt für Regimegegner sowie ein Deportationssammellager für Sinti und Roma.

Nach der Entnazifizierung wird das Internierungslager 1948 zur Landesstrafanstalt umgewidmet. Zwei Jahre später wird an Ort und Stelle das Zentralvollzugskrankenhaus für Baden-Württemberg eingerichtet, das – 1969 durch eine sozialtherapeutische Abteilung erweitert – bis heute ausschließlich der stationären Behandlung kranker Gefangener im Land dient.

Wegen seiner Nutzung als Gefängnis ist des Rätsels Lösung übrigens auch als „Württembergs höchster Berg“ bekannt, schließlich dauere es Jahre, um von dort wieder hinunterzugelangen. So endet der diesjährige Ratespaß zwar nicht mit dem unbeschwertesten Flecken im Ländle, aber vielleicht mit dem für die aktuelle Großwetterlage angemessensten. Denn wo sonst führt einem die Heimat mit einem weiten Landschaftspanorama vor der Brust sowie Stacheldraht und Gitterstäben im Rücken eindrucksvoller vor Augen, wie kostbar Gesundheit, Frieden und Freiheit waren und sind?

Die letzten vier Fragen: 1. Wie heißt der gesuchte Ort? 2. Wie wird das Eingangsportal noch bezeichnet? 3. Welcher schwäbische Dichter war hier inhaftiert? 4. Wie wird der Berg im Volksmund noch bezeichnet?

Einsendungen bis Donnerstag (15. September) um 10 Uhr per Mail an info@vkz.de. Oder eine Karte mit den richtigen Antworten in den Briefkasten am Verlagsgebäude am Marktplatz in Vaihingen werfen.

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