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Gemeinsame Werte als „Leitsterne“

Das Friedrich-Abel-Gymnasium in Vaihingen darf sich von jetzt an Weltethos-Schule nennen. Die Auszeichnung durch die Tübinger Weltethos-Stiftung fand während des Sommerfestes statt und gilt zunächst für eine Dauer von fünf Jahren.

  • Julia Willke von der Stiftung Weltethos (Vierte von rechts) übergab die Auszeichnung an die Schüler- und Lehrerschaft des FAG um Schulleiter Stephan Damp (hinten links).  Foto: Banholzer

    Julia Willke von der Stiftung Weltethos (Vierte von rechts) übergab die Auszeichnung an die Schüler- und Lehrerschaft des FAG um Schulleiter Stephan Damp (hinten links). Foto: Banholzer

Vaihingen. Im Schulhof des Vaihinger Friedrich-Abel-Gymnasiums (FAG) wurde am Dienstag gleich doppelt gefeiert: zum einen das Sommerfest zum Ende des Schuljahres, zum anderen aber auch noch „etwas Einmaliges“, wie Schulleiter Stephan Damp der versammelten Schüler- und Lehrerschaft verkündete. Denn das FAG hat von der Tübinger Stiftung Weltethos den Titel Weltethos-Schule verliehen bekommen.

Der Theologe Hans Küng hatte in den 1990er-Jahren das Projekt Weltethos ins Leben gerufen. Der Grundgedanke ist, dass allen Weltreligionen und philosophisch-humanistischen Ansätzen grundlegende Werte- und Moralvorstellungen gemeinsam sind. In einer 1993 vom Parlament der Weltreligionen verabschiedeten Erklärung bekennen sich die Vertreter verschiedenster Religionen zum Prinzip der Menschlichkeit und zur Goldenen Regel („Was du nicht willst, das man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu“) sowie zu vier unverrückbaren Weisungen Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Partnerschaft beziehungsweise Gleichberechtigung von Mann und Frau. Später kam als fünfte Weisung die ökologische Nachhaltigkeit hinzu.

Vieles davon werde am FAG schon seit Langem gelebt, sagte Damp mit Blick auf beispielhafte Aktionen wie den interkulturellen Tag, bei dem alle Achtklässler gemeinsam in Pforzheim eine Kirche, eine Moschee und eine Synagoge besuchen. Oder die Friedenskette, bei der die Schülerinnen und Schüler ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine setzten. Oder das Ziel, das FAG zur klimaneutralen Schule zu machen. „Und wir haben noch viel mehr auf Lager“, so Damp. Deshalb habe man sich um den Titel der Weltethos-Schule beworben.

Den Anstoß dazu hatte Ethiklehrerin Alexandra Wilhelm gegeben, die bereits vor Corona damit begann, an der Schule für die Idee zu werben. Zusammen mit ihren Kolleginnen Karin Rippel und Katharina Wetz bildete sie das Weltethos-Team am FAG, das ein Jahr lang die Bewerbung bei der Stiftung Weltethos vorbereitete. Im April kam es schließlich zum Bewerbungstag, bei der eine Weltethos-Delegation vor Ort Gespräche mit Schülern, Lehrern und Eltern führte. Dabei wurde die Schule nicht nur daraufhin abgeklopft, ob sich die Weltethos-Idee im Curriculum widerspiegelt, sondern auch, wie sehr sie im Schulalltag verankert ist. Das FAG konnte da beispielsweise mit seinem Polen-Austausch oder dem Projekt „JuMb“ (Junge Menschen beieinander) der Flüchtlings-AG in Kooperation mit dem Arbeitskreis Asyl punkten.

Dass die Wertebildung am FAG eine große Rolle spiele, sehe man am Leitbild, das in großen Buchstaben über dem Treppenabgang zum Kiosk geschrieben steht und so im Alltag der Schüler präsent sei, lobte Julia Willke von der Stiftung Weltethos, welche die Auszeichnung des FAG vornahm. Die darin festgehaltenen Werte seien „Leitsterne“, an denen sich das Verhalten orientieren könne. Sie seien aber genauso wie die Prinzipien und Weisungen des Weltethos nicht in Stein gehauen, sondern bildeten den Ausgangspunkt für Diskussionen. Denn Weltethos biete ein gemeinsames Dach für eine werteorientierte Schulkultur, die von allen mitgetragen und gelebt werde – egal ob christlich, jüdisch, muslimisch oder konfessionslos. FAG könne man daher auch so verstehen: „Für alle gemeinsam.“

Mit der Auszeichnung ist das FAG die mittlerweile 21. Weltethos-Schule. Die meisten davon liegen im deutschen Südwesten (die nächstgelegene ist das Friedrich-Schiller-Gymnasium in Ludwigsburg), es gibt sie aber auch in anderen Bundesländern und sogar in Luxemburg. Der Titel wird für eine Dauer von fünf Jahren verliehen. Die Schulen müssen in dieser Zeit regelmäßig Bericht erstatten über zurückliegende und geplante Aktivitäten. Von der Stiftung bekommen sie im Gegenzug ein Feedback, wo Verbesserungen möglich sind, Material für den Unterricht oder die Möglichkeit von Fortbildungen und Workshops. Und ganz wichtig: Die Schulen sind Teil eines Netzwerks, über das man sich austauschen und gegenseitig neue Impulse geben kann. „Abgucken ist erwünscht“, formulieren es die drei Lehrerinnen vom FAG-Weltethos-Team, Wilhelm, Wetz und Rippel.

Auf das Erreichte darf man am Vaihinger FAG nun erst einmal zu Recht stolz sein. Die Auszeichnung ist aber zugleich auch Ansporn, sich weiterzuentwickeln. Nicht umsonst ist das Leitbild des FAG mit dem Ausspruch des Philosophen und Mathematikers Bertrand Russell überschrieben: „Das Beste sollte nicht hinter, sondern immer vor einem liegen.“

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