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Die 45 Zentimeter hohe Schnabelkanne aus Bronze

Diesmal gilt es eine Stadt im Strohgäu zu erraten, die vor allem durch ihren Hausberg über die Grenzen hinweg bekannt wurde.

  • Weinbergimpressionen.

    Weinbergimpressionen.

  • Diese Stahlglocke erinnert an die vielen Ängste und Entbehrungen in Kriegszeiten.

    Diese Stahlglocke erinnert an die vielen Ängste und Entbehrungen in Kriegszeiten.

  • Im alten Pfarrhaus steppt heutzutage ab und an der Bär.

    Im alten Pfarrhaus steppt heutzutage ab und an der Bär.

  • Rund um die Michaelskirche gibt es einiges zu entdecken.

    Rund um die Michaelskirche gibt es einiges zu entdecken.

  • Das Rathaus zieht in der neuen Mitte den Blick auf sich. Fotos: Gergen

    Das Rathaus zieht in der neuen Mitte den Blick auf sich. Fotos: Gergen

  • Der Name dieses Grabhügels ist zu erraten.

    Der Name dieses Grabhügels ist zu erraten.

  • Die Aspe als Wahrzeichen.

    Die Aspe als Wahrzeichen.

  • Die stilisierte Schnabelkanne am Ortseingang bezeugt die keltische Vergangenheit.

    Die stilisierte Schnabelkanne am Ortseingang bezeugt die keltische Vergangenheit.

  • Hier ist regelmäßig Bauchmuskeltraining angesagt.

    Hier ist regelmäßig Bauchmuskeltraining angesagt.

VKZ-Sommerrätsel (13):

„Heimat ist der Ort, der uns nicht nur Geborgenheit, sondern auch Aufbruch und Rückkehr gewährt.“ Mit diesen Zeilen von Ernst Reinhardt laden wir bei unserem Sommerrätsel 2022 erneut dazu ein, im Einzugsgebiet der Vaihinger Kreiszeitung und ein Stück weit darüber hinaus zu bekannten Orten zurückzukehren, zu neuen Zielen aufzubrechen, dabei Spannendes zu erfahren und auch im Kleinen und Verborgenen die Schönheit dieses heimeligen Lebensraumes zu schätzen.

Die zwölfte Rätselrunde bereitete keine großen Schwierigkeiten. Gesucht wurden Füllmenbacher Hof, Streitenbach, Sportkreisjugend Ludwigsburg und Häuslesberg.

Diesmal, in der vorletzten Runde, gilt es eine Stadt im Strohgäu zu erraten, die vor allem durch ihren Hausberg über die Grenzen hinweg bekannt wurde. Doch das Städtchen selbst hat auch interessante Geschichte(n) zu bieten, weshalb ihm zunächst ein eigenes Kapitel gewidmet wird.

Am Fuße eines imposanten Keuper-Zeugenberges auf der Wasserscheide zwischen dem Neckartal im Osten und dem Enztal im Westen liegt der gesuchte Ort, in dessen Umgebung gleich mehrere vor- und frühgeschichtlich bedeutende Stätten gefunden wurden. Da ist zum einen der bereits erwähnte, 90 Meter hohe Hausberg selbst, der sich mit seinem Plateau weithin sichtbar über das Umland abhebt und ob seiner dominanten Lage schon fünf Jahrhunderte vor Christus als Flieh- und Höhenburg von einflussreichen keltischen Fürsten genutzt wurde. Mit uneingeschränktem Blick auf das überregionale Machtzentrum befindet sich rund einen Kilometer südlich davon ein weiterer erhöhter Ort – nämlich ein keltisches Hügelgrab von circa 420 vor Christus, dessen Bezeichnung hier gesucht wird. Immerhin 60 Meter im Durchmesser und rund acht Meter hoch bietet es nach einem Spaziergang durch die benachbarten Felder und Wiesen beste Gelegenheit zur Rast und Reflektion. Schließlich wurden dort bei Grabungen im Jahre 1879 zwei Bestattungskammern entdeckt. Die eine war zwar bereits zuvor ausgeraubt worden, doch in der unberührten Nebenkammer, wo laut Archäologen ein Adliger brandbestattet wurde, machte man herausragende Grabfunde, darunter goldene Trinkhornenden sowie eine rund 45 Zentimeter hohe Schnabelkanne aus Bronze. Sie markierten den Beginn des frühkeltischen Latènestils, so heißt es in der Beschreibung, und seien deshalb weltberühmt. Eine dritte Stätte, nämlich ein älteres Prunkgrab mit zahlreichen Nebengräbern aus der späten Hallstattzeit, liegt dagegen weiter östlich im Gebiet Grafenbühl. Dort sichtete man 1964 nicht nur das Skelett eines etwa 30 Jahre alten Mannes, sondern auch Fibeln, bronzene Hals- und Armringe, Glasperlen und solche aus Bernstein sowie zwei aus Knochen geschnitzte Sphinxe, die man heute im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart besichtigen kann. Weitere Fundorte im Umkreis lassen sich übrigens auf dem 30 Kilometer langen Keltenweg erwandern oder mit dem Rad erkunden, der bei der einstigen Höhenburg beginnt.

Erstmals in einer Schenkungsurkunde des Klosters Weißenburg im Elsass erwähnt wurde der Ort laut Beschreibung anno 819 als Assesberg. Denn ob mit dem Begriff Ascis durch den Geografen von Ravenna um 700 in der Cosmographia tatsächlich bereits ein Jahrhundert früher das heutige Sommerrätsel schriftlich belegt ist, ist unter Historikern umstritten. Für die Namensfindung hilfreicher ist hier vielleicht das Wappen in Verbindung mit der Topografie. Es zeigt gemäß Blasonierung „eine grüne Aspe, beseitet von zwei aufrechten, mit den Enden auswärts gekehrten schwarzen Hirschstangen.“ Um welchen Baum es sich dabei handelt, ist heute ebenfalls gefragt. Genauer anschauen kann man sich das Motiv gleich zweimal an der Rathausfassade. Im Innern des schön restaurierten Gebäudes ist zudem eine Kopie der bereits erwähnten keltischen Schnabelkanne zu bewundern.

Doch zunächst zur weiteren Dorfgeschichte. Es wird vermutet, dass aus dem einstigen Klosterhof am Fuße des Hausberges eine kleine Siedlung erwuchs, die zunächst als Weihenberg bezeichnet wurde. Auf dem Plateau rund um den dortigen Adelssitz entwickelte sich dagegen ein Städtchen mit Stadtrecht, das schließlich mit dem Ausbau der Burg zur Landesfestung im Jahre 1534 nach Weihenberg hinabverlegt wurde und zu dessen Umbenennung führte. In zahlreichen Kriegen litt die Bevölkerung in der Folge unter Belagerung, Beschuss und Zerstörung. Mehrere Denkmale rund um die evangelische Michaelskirche sind den jeweiligen Gefallenen gewidmet. Dort ist auch eine Stahlglocke zu sehen, die bis 1956 als Ersatz für die im Ersten Weltkrieg eingezogene Bronzeglocke diente.

Bis ins 19. Jahrhundert war der Ort hauptsächlich von Landwirtschaft und Weinbau geprägt. Zudem ist seit dem 14. Jahrhundert die Gipsgewinnung samt Handel belegt. 1859 soll es neun Gipsmühlen gegeben haben. 1886 wurde außerdem die erste württembergische Eisschrankfabrik gegründet, deren Name sich nicht nur vom Produkt, sondern auch vom Firmenbesitzer ableitete und der vielleicht noch den älteren Semestern bekannt sein dürfte.

Heute bietet das Städtchen neben moderner Infrastruktur in der sogenannten neuen Mitte einen schönen Kern zum Flanieren zwischen historischem Fachwerk, beispielsweise bei der Kelter, die das Weinbaumuseum beherbergt. Denkmalgeschützt ist auch das Alte Pfarrhaus. Es wurde mit Hilfe einer Brandsteuer nach der Zerstörung 1635 durch kaiserliche Truppen auf dem verbliebenen Keller wieder aufgebaut. Nach mehreren Renovierungen zog 1977 ein kleines Theater mit 160 Plätzen in die Räumlichkeiten ein, welches auch mit Musik, Tanz und Literatur lockt und seinen ungewöhnlichen Namen vielleicht den lokalen keltischen Funden zu verdanken hat. Nicht weit davon entfernt – im einstigen Gasthaus Hirsch und Kino Gloria – sorgt seit fast einem halben Jahrhundert eine zweite Kultureinrichtung mit ihrem Programm für regelmäßige Lacher beim heimatverbundenen Publikum und auch bei Neigschmeckten, die der Mundart mächtig sind. Beide Einrichtungen gilt es zu erraten.

Heute wieder fünf Fragen: 1. Welche Stadt ist gesucht? 2. Wie wird der Grabhügel südlich des Zeugenberges genannt? 3. Welche Baumart beschreibt der Begriff Aspe? 4. Wie hieß die erste baden-württembergische Eisschrankfabrik? 5. Wie heißen die beiden Theater?

Einsendungen mit den Antworten bis Montag (12. September) um 10 Uhr per E-Mail an info@vkz.de. Oder eine Karte in den Briefkasten am Verlagsgebäude am Marktplatz in Vaihingen werfen. Zu gewinnen gibt es unter allen richtigen Einsendungen drei Gutscheine vom Hotel Restaurant Lamm in Illingen, von der VfB-Vereinsgaststätte Egelsee in Vaihingen und vom Ristorante Salento in Vaihingen.

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