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Auf der Suche nach einem Lebensretter

Renate aus Sersheim benötigt dringend einen Stammzellenspender. Im Juni 2021 bekam die 59-jährige die erschütternde Diagnose MDS. Das Syndrom könnte zu akuter Leukämie führen. Ihre Tochter macht sich für sie stark und hofft, dass sich ein genetischer Zwilling findet.

  • Renate und Aenne-Sophie haben eine sehr innige Mutter-Tochter-Beziehung.  Foto: privatFoto: privat

    Renate und Aenne-Sophie haben eine sehr innige Mutter-Tochter-Beziehung. Foto: privatFoto: privat

Sersheim.Von Ifigenia Stogios

„Meine Mama soll noch lange bei uns bleiben: Das wünschen wir uns, meine Oma, ich und unser Kater ganz arg“, sagt die 27-jährige Aenne-Sophie in einem Gespräch mit der VKZ. Es geht um die Sersheimerin Renate. Die Frau, die in Vaihingen geboren und aufgewachsen ist, erfuhr vergangenes Jahr im Juni von ihrer lebensbedrohlichen Krankheit. Nachdem sie sich viele Monate mit Symptomen der Abgeschlagenheit herumquälte, an Corona und an mehreren Lungenentzündungen erkrankte, informierten sie die Ärzte, dass sie unter dem Myelodisplastischen Symptom, kurz MDS, leidet. Hierbei handelt sich um eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks, das nicht genug gesunde Blutzellen produzieren kann. Als ob das nicht genug wäre, leidet Renate auch noch an dem Long-Covid-Syndrom.

Nun braucht die 59-Jährige  unbedingt, so schnell wie möglich, einen Stammzellspender. Für sie startete Aenne-Sophie online eine Aktion der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei), um einen genetischen Zwilling zu finden. 45 Menschen haben sich bisher registriert (Stand: Redaktionsschluss). „Wir sind im Gespräch mit dem Sersheimer DRK für eine Typisierungsaktion“, berichtet Aenne-Sophie. Ob so eine Aktion tatsächlich stattfinden kann, ist allerdings aufgrund von Corona noch unklar.

Gerade befindet sich Renate in einer Klinik an der Nordsee, erzählt ihre Tochter. „Dort wird sie für die Chemotherapie fit gemacht.“ Ihr Alltag ist jetzt ein völlig anderer. Er bestehe aus Gruppenspaziergängen, Atmungs- und Schwimmgymnastik, Einzelgesprächen mit Therapeuten, Blutabnahmen- und Transfusionen sowie aus zahlreichen Untersuchungen. Ihre Tochter ist ständig auf dem Laufenden. „Wir sind in Whats-App-Kontakt“, sagt sie.

Vergangenes Jahr fing für Renate nicht gut an. „Im Februar und März war sie insgesamt acht Wochen in den Krankenhäusern Mühlacker und Bietigheim.“ Danach, wieder zu Hause angekommen, „ging es ihr immer noch nicht so gut“. Ihr Hämoglebinwert sei sehr niedrig gewesen, daher habe sie sich ständig schlapp gefühlt. Erst dachte man, es liege an einer Anämie oder einem Eisenmangel. „Sie war bei verschiedenen Ärzten in Ludwigsburg und Stuttgart“. Im Juni hatte sie wiederholt eine Lungenentzündung und kam nach Stuttgart ins Diakonie-Klinikum. „Dort untersuchten sie die Ärzte von Kopf bis Fuß und machten die Diagnose.“ Anschließend bekam sie zahlreiche Bluttransfusionen und Knochenmarkpunktionen. „Dann hieß es, dass nur ein Stammzellspender ihr das Leben retten kann.“ Auf den Schicksalsschlag reagierte die Sersheimerin „ völlig gefasst. Natürlich hat sie aber Angst, weil sie noch bei uns bleiben möchte. Bei mir, bei meiner Oma, bei ihrer besten Freundin. Sie möchte irgendwann meine Hochzeit erleben“, erzählt die 27-Jährige und ihre Stimme klingt traurig. Beide Frauen wussten gleich, was es mit so einer Diagnose auf sich habe, denn sie sind im medizinischen Bereich tätig. Renate ist gelernte Arzthelferin und Seniorenbetreuerin während Aenne-Sophie im Rettungsdienst aktiv ist.

Tolle Kindheit mit liebevoller Mutter

Wenn die Rettungshelferin über ihre Mutter spricht, kann sie mit dem Schwärmen gar nicht aufhören. „Ich hatte die schönste Kindheit, die ich mir wünschen könnte. Meine Mama hat alles für mich getan und alles für mich ermöglicht, ich kann mich überhaupt nicht beschweren.“

In ihrem Leben habe Renate aber auch viel für ihre Mitmenschen geleistet. „Wenn es einen Menschen gibt, der immer für andere da gewesen ist, dann ist das meine Mutter.“ Jetzt dreht sich der Spieß um und sie ist auf die Hilfe anderer angewiesen.

„Meine Mama ist der liebste Mensch, den ich auf dieser Welt kenne. Sie ist vollkommen sozial, kümmert sich um alle anderen mehr als um sich selber. Und sie ist total tierlieb. Unser Hauskater ist für sie das größte Glück überhaupt.“ In ihrer Freizeit habe sie sich die Sersheimerin gern ehrenamtlich engagiert. „Sie war bei der Nachbarschaftshilfe Vaihingen und in der Sozialstation aktiv, hat an Kinderfreizeiten teilgenommen und jede Sommerferien für die Kinder des Waldheims gekocht.“

Zwar waren die vergangenen Monate hart für die zwei Frauen, aber Aenne-Sophie verliert nicht ihre Zuversicht und hofft auf bessere Zeiten: „Wir wollen dieses Jahr Weihnachten in Oberammergau feiern, das haben wir immer gemacht, als ich noch ganz klein war. Und das klappt nur, wenn wir den passenden Spender finden.“

Wer Renate helfen möchte, kann sich über https://www.dkms.de/aktiv-werden/online-aktionen/mama-renate registrieren.

Grundsätzlich kann jeder gesunde Mensch im Alter zwischen 17 und 55 Jahren mitmachen. 17-Jährige dürfen zwar noch keine Stammzellen spenden, werden aber ab dem 18. Geburtstag automatisch in der Datei aktiviert und bei der Suche nach Spender berücksichtigt, ist aus der Homepage der DKMS zu entnehmen. Wer aufgenommen wird, kommt noch bis zu seinem 61. Lebensjahr als Stammzellenspender infrage.

Und so funktioniert es: Nachdem sich ein Interessierter registriert hat, erhält er per Post von der DKMS Abstrichmaterial nach Hause. Wenn er nach seinem Abstich als potenzieller Spender eingestuft wird, folgt eine Blutabnahme beim Hausarzt. Sofern die Gewebemerkmale mit denen des Patienten passt, geht es mit einer Untersuchung in einer Uniklinik weiter. „Ich war zum Beispiel in Ulm, andere müssen nach Tübingen“, so Aenne-Sophie. Wenn es zur Spende kommt, muss man einen Tag einplanen, verlässt die Klinik aber noch am selben Tag.

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