S-VKZ-Tour

Und immer wieder grüßt das Schloss

Vaihingen/Nussdorf (cmr). Für nahezu jedes Wetter etwas im Gepäck lautet die Devise bei der 35. S-VKZ-Tour am Samstag. Bei milden 18 bis 20 Grad, ein paar Wolken und vielen sonnigen Abschnitten marschieren 248 Wanderer von Vaihingen zum Reiterzentrum nach Nussdorf. Schirm und Windjacke bleiben – zumindest während des Marschs – ungenutzt.

Nun also doch: Nachdem es Mitte der Woche so aussieht, als bliebe es am Samstag trocken, verdichten sich wenige Tage vor der Tour die Hinweise auf Regen. Die Frage aller Fragen ist nur: um wie viel Uhr?
„Gar nicht“, sind sich Renate Behr, Elfriede Grunert, Thea Schwartz und Liselotte Weeber sicher. Die vier Frauen aus Hochdorf stehen am Vaihinger Stromberg-Gymnasium und warten, dass der Startschuss fällt. Was sie so sicher macht? Ganz einfach: Sie haben Schirm und Jacke dabei – also regnet es nicht. Klingt logisch.

Auch Norbert Kötter, der zusammen mit der Ortsgruppe Vaihingen des Schwäbischen Albvereins die Route ausgesucht hat, ist zuversichtlich: „Das Wetter ist so, wie man es sich gewünscht hat.“

Vom Stromberg-Gymnasium geht es über die Ampelkreuzung in die Neue Bahnhofstraße. Aber Vorsicht: Augen auf und schön den Pfeilen folgen. Zum ersten Mal ist die Tour keine geführte Wanderung. Stattdessen zeigen aufgemalte und angebrachte Wegweiser, wohin es geht. Zwei Männer laufen dennoch falsch. „Wir sind weiter zum Bahnhof runter. Wir haben dann gemerkt, dass wir zu weit sind und so mussten wir den Berg wieder hoch“, erzählen Sven Hansowitz und Jesco Kyas lachend. Ein Rückschlag bedeutet der Irrweg für sie aber nicht. Die beiden Männer, die die Strecke nicht wandern, sondern laufen, holen die anderen Teilnehmer im Nu wieder ein. Später werden sie als Erste am Ziel ankommen. Eine Stunde und sieben Minuten brauchen sie für die elf Kilometer lange Strecke.

Der reguläre Weg führt am Technischen Rathaus und dem Schloss Kaltenstein vorbei. Das Vaihinger Wahrzeichen wird zum beliebten Fotomotiv in der Wandergruppe. Diese setzt sich übrigens sowohl aus Kindern und Jugendlichen zusammen als auch aus Erwachsenen und Senioren.

Danach geht es steil bergab Richtung Innenstadt. Vor allem Bernhard Faigle, der im Rollstuhl sitzt, spürt das Gefälle: „Trotz Bremse haben wir ihn zu dritt festhalten müssen“, erzählen seine Frau Irmgard und Heiderose Maier. Doch gekonnt ist gekonnt: Unversehrt kommt Faigle in der Ebene an.

Elisa, Leonie und Levi Sonnenberger aus Enzweihingen wandern zum ersten Mal mit. Die Acht- bis Zwölfjährigen wurden von ihrer Schwester Anna überredet. „Ich les’ das jedes Jahr in der Zeitung und wollte auch mal mitlaufen“, erzählt die 16-Jährige. Begleitet werden sie von Mama Sonnenberger und den Hunden Rafi und Jowell.

Zwischen die Wanderer haben sich auch zwei Radfahrer gemogelt. Verfahren haben sie sich aber nicht. Lukas Mozer und Alisa Schmidt sind vom DRK Vaihingen. Damit sie schneller helfen können, falls ein Wanderer sich verletzt, begleiten sie die Tour auf dem Rad.

Nach der Innenstadt geht es weiter Richtung Verkehrsübungsplatz. Kurze Zeit später wird’s schattig: Auf der Strecke entlang des Rondells im Egelsee und dem Vaihinger Freibad schützen Bäume vor der Sonne, die sich von Minute zu Minute mehr durch die Wolken kämpft. Besonders schön: der Blick auf die Enz und das Schloss Kaltenstein.

Plötzlich ist das Geräusch vorbeifahrender Autos zu hören. Ein Blick nach oben gibt Aufschluss: Der Weg führt unter der B-10-Brücke hindurch.
Was nun kommt, ist ein Paradies für Naturliebhaber: Mal führt der Feldweg an Apfelbäumen entlang, mal ragen Maispflanzen rechts und links empor. Dabei immer wieder im Blick: das Schloss Kaltenstein.

Doch das Wandern strengt auch an. An der Trompetensteighütte legen Martina und Roland Kohler aus Horrheim sowie Britta Wagner aus Mühlacker und Siegmund Dürr aus Vaihingen eine Rast ein und stärken sich mit Apfelschnitzen, Zwetschgen und Trauben. Wenige Meter weiter vorne haben sich Petra und Lara Heuer niedergelassen. Die Vaihinger sind mit ihren Hunden Paul und Lotti unterwegs, die mächtig Durst haben. Gott sei Dank haben die Frauchen mitgedacht. Sie packen eine Schale aus und schütten Wasser für die Vierbeiner herein.

Danach heißt es: Zähne zusammenbeißen und stramm marschieren. Das Trompetensteigle liegt zwar angenehm im Schatten, aber es geht steil bergauf. Manch einer drosselt das Tempo, andere legen hier erst recht los. „Ja, ist das Wandern oder Rennwandern hier?“, fragt lachend eine Frau.

Nach dem Häckselplatz ist Durchatmen angesagt. Zwischen Maisfeldern geht es bergab. Endlich! „Ein bissl anstrengend ist es schon“, sagen Juan und Pablo aus Gündelbach. Für den achtjährigen Pablo ist es die erste S-VKZ-Tour, für seinen elfjährigen Bruder die zweite. „Das erste Mal saß ich aber im Kinderwagen. Das haben meine Eltern mir erzählt“, berichtet er. Dieses Mal läuft er freilich selbst.
Am Auricher Ortsrand heißt es Durst löschen. Die „Älbler-Familien“ Heid und Bozzai schenken Ensinger-Erfrischungsgetränke aus. Vor allem die isotonischen Sorten seien beliebt, berichtet Kerstin Heid.

Der zweite Teil der Strecke führt durch Aurich. Auch hier geht es im Wechsel bergauf, bergab. Manch ein Wanderer kürzt die Strecke ab und nimmt in der Nussdorfer Straße ein paar Stufen. „Ich komme aus Aurich, aber diese Treppe habe ich jetzt zum ersten Mal gesehen“, sagt Doris Sauerhammer, nachdem sie ihrem Mann über den alternativen Weg gefolgt ist.

Nach Aurich geht es über einen Feldweg Richtung Nussdorf, wo Naturfreunde abermals auf ihre Kosten kommen. Rechts des Weges sind Gräser, links ein buntes Blumenmeer. Direkt dahinter liegt Aurich. Wer noch weiter in die Ferne schaut, kann das Schloss Kaltenstein erkennen. Manch ein Wanderer hält hier inne und genießt den Ausblick.

Und wie kommt die erste Tour mit Wegweisern bei den Wanderern an? „Super! Letztes Jahr habe ich mich bissl verloren gefühlt. Der eine hat hü, der andere hott gesagt. Nun kann jeder so laufen, wie er will“, sagt Beate Haberstroh aus Vaihingen.

Nun aber heißt es auf zum Endspurt: Die letzten Meter liegen vor den Teilnehmern. „Schau mal, da ist es ja schon“, ruft eine junge Frau begeistert und zeigt auf das Reiterzentrum in Nussdorf, wo gegen halb zwölf die ersten Wanderer eintreffen.

Noch früher sind nur die beiden Läufer Sven Hansowitz und Jesco Kyas am Ziel angekommen. Für die Tour 2015 haben sie übrigens eine kleine Anregung: „Wie wäre es mal mit einer 15 bis 20 Kilometer langen Strecke?“

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