S-VKZ-Tour

Der „Tourismus“ zu Fuß legt deutlich zu

Vaihingen/Rosswag (clar). Ausblicke auf das Vaihinger Schloss, wie es auf dem Kaltenstein thront, über Heidelandschaft, Stoppelfelder und die Roßwager Steillagen in ihrer ganzen Schönheit: Bei der 34. S-VKZ-Tour haben 249 Wanderer eine abwechslungsreiche Zehn-Kilometer-Strecke zurückgelegt. Im Vergleich zum Vorjahr war die Zahl der Fuß-„Touristen“ deutlich gestiegen.

  • 34. SVKZ-Tour 2014. Foto: Claudia Rieger

Viele von ihnen sind Stammgäste – manche aber auch Umsteiger.
„Doch, doch. Es ist bestes Wanderwetter. Wenn sich Sonne und Schatten abwechseln, ist es ideal“, meint Norbert Kötter von der Vaihinger Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins am Samstagmorgen. Bereits seit 1980 erkunden die Vaihinger Älbler immer wieder neue Strecken – so auch für die 34. Auflage der S-VKZ-Tour von Vaihinger Kreiszeitung und Kreissparkasse Ludwigsburg. Und dieses Mal sind Wetter und Wanderroute etwas idealer als im vergangenen Jahr: Trotz sommerlicher Wärme um die 30 Grad sorgen ab und an aufziehende Wolken für „Sonnenpausen“ auf der zehn Kilometer langen Tour nach Roßwag. Und auch die Route selbst hat einige Schattenstellen aufzuweisen.

So bestätigt sich beim Auszählen der Startkarten, was Kötter nach Tour-Beginn am Vaihinger Stromberg-Gymnasium gehofft hatte: dass, wie in vielen zurückliegenden Jahren, erneut mehr als 200 Wanderer dabei sind. Exakt 249 Teilnehmer zählen die Helfer von VKZ und KSK – das sind 113 mehr als 2012. Da waren bei großer Hitze nur 136 „Fuß-Touristen“ mit von der Partie.

Dieses Mal starten die Wanderer entgegengesetzt zu den Radlern in Richtung Neue Bahnhofstraße. Nach einigen Unklarheiten beim Startschuss für die Pedalritter und Wartezeiten an der Ampelkreuzung bei der Feuerwache ist der Trupp rasch auseinandergezogen. Die Vaihinger Familie Hecht geht forsch mit. „Wir sind eigentlich immer geradelt – schon als die Kinder noch klein waren“, berichtet Ludwig Hecht. Seit sechs oder sieben Jahren wandere man nun aber. „Das ist meine Schuld, ich mag nicht so im Pulk fahren“, sagt Renate Hecht, die jedes Jahr extra zur Tour aus Bietigheim-Bissingen anreist. Die 28-jährige Verena Hecht findet es absolut okay, auch als junger Mensch mit auf Wanderschaft zu gehen: „Irgendwen trifft man hier immer.“

Derweil tappeln auch Yorkshire Terrier Jackie und Chihuahua Rocky munter die Neue Bahnhofstraße herunter und über die Steinbeisstraße hinweg. Am Ende ihrer mintgrünen Leinen: Frauchen Heidrun Schiedeck aus Kleinglattbach und ihr Bruder Dietmar. „Wir sind schon im dritten Jahr dabei, weil hier was geboten ist in den Sommerferien. Außerdem bekommt man auch Anregungen für eigene Touren und entdeckt Gegenden, die man sonst nicht sieht“, sagt Heidrun Schiedeck. Auch die tierischen Begleiter hätten mit der Wanderung kein Problem.

Oberhalb der Waldorfschule geht es durch dichtes Grün, dann unter der WEG-Brücke hindurch bis zur KZ-Gedenkstätte. Hier scheiden sich zum ersten Mal die Wege. Manche sind unsicher, ob sie nach rechts in den neuen Philosophenweg (Nachtigallentäle) oder nach links in den ursprünglichen Pfad abbiegen sollen. Andere finden die ältere Wegführung durch den Wald sowieso schöner. Bei der Tankstelle an der B 10 trifft man wieder aufeinander.

Währenddessen plauschen drei Frauen munter miteinander. „Wir sind Mutter, Tochter und Cousine“, verkünden die Vaihingerinnen stolz. Sie sei bestimmt schon zum achten Mal bei der Tour, sagt Hermine Seemann. „Hier kann ich ein bissle schnacken.“ Ihre Cousine Erna Schurig und deren Tochter Sonja Heinz bestätigen das. „Wir freuen uns immer schon aufs nächste Jahr.“

Nach Überqueren der B 10-Brücke auf Höhe der Seemühle geht es leicht bergab – mit herrlichem Ausblick über weite Maisfelder und auf das Vaihinger Wahrzeichen, Schloss Kaltenstein. Ein Stück hinauf, im Wachholderrain, laufen der 13-jährige David und seine Schwester Miriam durchs Gras. Für die Zehnjährige ist es die Tour-Premiere. „Ich wollt’s mal ausprobieren“, sagt sie selbstbewusst. David wandert zum zweiten Mal mit, Mama Brigitte Florus aus Vaihingen zum dritten Mal. „Die Kinder sind trainiert“, erzählt sie. „Die laufen jeden Tag zweieinhalb Kilometer bis zur Schule.“

Dann wartet das Kapellensteigle, ein Hohlweg im Wald, mit Schatten, aber auch Herausforderungen auf. Der Weg hat einige Winkel, ist teils steinig und etwas steil. Die Oberriexinger Landfrauen sind trotzdem gut drauf. Für ihre Tour-Teilnahme – angeregt von Renate Konrad – hatten sie auf der Titelseite des städtischen Mitteilungsblatts geworben (wir berichteten). 13 Damen sind dem Aufruf, den Gisela Baur schaltete, gefolgt. Ehegatten und Kinder sind derweil auf der Radlerstrecke unterwegs. Allein Baur hat vier ihrer Enkel mobilisiert: Zwei wandern, zwei sind bei der Fahrradtour dabei. „Es ist schön organisiert. Bloß… wir schwätzen zu viel“, meint einer Landfrau lachend.

Tapfer kämpft sich auch Benjamin Großnick den Weg hinauf zur Roßwager Heide. Er schiebt den Sportwagen seines dreijährige Neffen Leon, während dessen Opa Hermann Großnick aus Enzweihingen den Nachwuchs an der Hand führt. Den vom Albverein vorgeschlagenen Ausweich, ab der B 10-Brücke bis nach Roßwag auf dem Enztalradweg, wollte man nicht nehmen. „Hier kann man die Aussicht genießen.“

Andere Kinderwagenfahrer und Bernhard Faigle aus Horrheim, der im Rollstuhl sitzt und mit seiner Frau Irmgard zu den langjährigen Tour-Fans gehört, nahmen die Alternativroute in Begleitung von Sabine Kühnemann vom Albverein. „Hat wunderbar geklappt“, bilanziert Irmgard Faigle.

Alle anderen werden bei der Rast auf dem Roi Eagle mit sprudeligen Ensinger-Erfrischungen versorgt. Die Rieter Älbler-Familie Bozzai – sie hilft seit zehn Jahren bei der Tour – gibt ihr Bestes, um die Becher schnell zu füllen. Wieder tauchen Unsicherheiten auf, wo es weiter geht. Ute Berberich-Bozzai hilft. Nun führt die Strecke gen Roßwag und vor allem bergab – auf dem Riedbergrundweg mit Rundumblicken über Stoppelfelder bis hinüber zum Mühlacker Sender. „Wirklich abwechslungsreich“, findet Andreas Döring aus Ersingen die Route. Zum ersten Mal ist er bei der Wandertour auf Familienausflug: mit Ehefrau Nicole Armbruster-Döring, den Söhnchen Elias (5) und Luca (2) sowie Schwiegermutter Eva Armbruster aus Illingen, die früher ab und zu bei der Tour mitradelte.

Bei den Aussiedlerhöfen rücken dann die imposanten Roßwager Steillagen ins Blickfeld. „Genuss pur“, findet ein „Tourist“. Manch anderer überlegt schon, welche Wurst er bei der Hocketse verdrücken möchte. Kurz vor dem Ziel tauchen erneut Fragen nach dem geplanten Weg zum Kleintierzüchterheim auf. Kritik an fehlender Ausschilderung hatte es unterwegs mehrfach gegeben (s. Seite 11). Nach etwa drei Stunden sind aber alle Wanderer angekommen – wohlbehalten, sagen die DRK-Helfer.

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