Stuttgart

Jetzt können die Koalas in die Wilhelma kommen

Bald soll die neue Terra Australis im Stuttgarter Zoo fertig sein. Die ersten Bewohner sind bereits da und in Quarantäne.

Stuttgart - Endspurt vor der Eröffnung der Terra Australis in der Wilhelma: Seit 2018 wird das ehemalige Menschenaffenhaus des zoologisch-botanischen Gartens, in dem zuvor die Menschenaffen, die Bonobos und Orang-Utans lebten, umgebaut. Zu den Bauarbeiten sagt der Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin: „Es war ein bisschen holprig und zäh.“ Doch wenn man die Ergebnisse sehe, werde die neue Anlage spektakulär sein und auch architektonisch begeistern.

Es sei eine sehr moderne Anlage geworden, sagt er. Bald werden hier Koalas und Baumkängurus einziehen. Allein die Koalas werden in der Innen- und Außenanlage eine Nutzfläche von 240 Quadratmetern haben. Die Terra Australis wurde überdies in enger Abstimmung mit dem Partnerzoo in Australien gestaltet. „Wir legen stets die Pläne vor und stimmen alles ab“, erklärt Kölpin.

Viele Klettermöglichkeiten

Für die Koalas wird es viele Klettermöglichkeiten geben, da sie ja überwiegend auf Bäumen leben. Und Astgabeln, auf denen sie schlafen können – und das tun sie ja häufig, über den Tag verteilt etwa 20 Stunden. In den vier Stunden, in denen die Tiere wach sind, fressen sie, kümmern sich um ihren Nachwuchs oder um ihre Vermehrung.

In der australischen Landschaft in der Wilhelma werden echte Totbäume, Robinien, stehen, aber auch Eukalyptusbäume, berichtet Kölpin. Letztere sind für die Koalas lebensnotwendig, denn die beliebten Beuteltiere – neben den Kängurus die wichtigsten Tiere Australiens – ernähren sich von Eukalyptusblättern. Der Name „Koala“ heißt übersetzt „trinkt nicht“. Koalas nehmen ihre Flüssigkeit über die Nahrung auf. „Wenn sie trinken, sind sie krank“, sagt Kölpin. Die vier Koalas, zwei Männchen und zwei Weibchen, werden von einer Pflegerin nach Stuttgart gebracht, die noch zwei Wochen in Stuttgart bleiben wird. Wenn das Quartett gelandet ist, kommen die Tiere vier Wochen in Quarantäne. Drei Pfleger der Wilhelma haben bereits Erfahrung mit Koalas, darunter der stellvertretende Wilhelma-Direktor Volker Grün.

Die Wilhelma selbst hat eine kleine Eukalyptusbaumzucht aufgebaut: Auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes wachsen auf 320 Quadratmetern rund 100 Eukalyptusbäume. „Das ist nur ein bisschen Zusatzfutter“, sagt Kölpin. Der Hauptlieferant für das Eukalyptusfutter sitzt in Leipzig. Von dort beliefert eine Gärtnerei Zoos in Leipzig, Zürich und Stuttgart. Denn ein Koala braucht in seinem Leben 1500 Eukalyptusbäume, vier Tiere also 6000. Voraussichtlich werde dreimal pro Woche Eukalyptus in die Wilhelma geliefert, erklärt Zoodirektor Kölpin.

Die Terra Australis ist in drei Bereiche gegliedert. Es gibt einen Tag-Nacht-Bereich, in dem die Koalas und die Goodfellow-Baumkängurus leben. In einem Nachtbereich sind Nachttiere der Wüste zu sehen: Kowaris (kleine Raubtiere, die etwas größer als eine Maus sind und sich unter anderem von Insekten ernähren) sowie Spinifex-Hüpfmäuse. Im zweiten Nachtbereich leben die Nachttiere der Wälder: Tüpfelbeutelmarder (Quolls), Kurzkopfgleitbeutler (Sugar Glider) und Rattenkängurus.

Die Tiere, die künftig in der Terra Australis leben werden, sind bereits in der Wilhelma, sie kamen aus deutschen und aus europäischen Zoos und befinden sich in der Quarantänestation. Darunter die Quolls, die Sugar Glider und die Rattenkängurus. Nur zwei Arten werden direkt aus Australien kommen, die Koalas und eine weitere Art – die hält Kölpin noch als Überraschung vor. Die Koalas kommen aus Queensland, einer subtropischen Gegend. Sie mögen es am liebsten, wenn es 20 bis 28 Grad warm ist. „Sie werden im Sommer auch viel draußen sein“, prophezeit Kölpin.

Einmalig in Europa

Die Terra Australis mit dieser Vielfalt australischer Säugetiere wird in Europa einmalig sein, berichtet der Wilhelma-Direktor voller Stolz. Ihn begeistert an der australischen Tierwelt, dass die Beuteltiere überdauert haben, weil sie auf dem Kontinent von der übrigen Welt abgeschnitten waren. „Alle Nischen wurden von Beuteltieren besetzt. Das ist eine parallele Evolution.“ Für Kölpin ist außerdem die Bedrohung durch den Klimawandel ein Thema: Die Tiere könnten sich nur schwer anpassen, das mache sie so schützenswert. Nun sollen Reservepopulationen geschaffen werden. Auch in Australien hat sich die Wilhelma verpflichtet, Ausgleichsmaßnahmen zu fördern: So beteiligt sich der Zoo finanziell an einem Projekt in Queensland mit der Universität Brisbane, um dort die zersplitterte Koala-Population zu fördern. Bei einem weiteren Projekt geht es um den Schutz der Bilwi-Beuteltiere, die von Füchsen zurückgedrängt werden.

Vor der Coronapandemie hatte man die Baukosten für die Terra Australis mit rund 5,5 Millionen Euro veranschlagt. Das wird nicht mehr reichen. 1,2 Millionen Euro steuern die Freunde und Förderer der Wilhelma bei. „Darüber sind wir sehr glücklich“, so Kölpin. Wie hoch die Summe jetzt ist, will er nach Abschluss der Bauarbeiten sagen.

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