Stuttgart - Die ganze Arena blickte auf Daniel Schlager. Wieder und wieder betrachtete der Schiedsrichter in der Nachspielzeit der Partie zwischen dem VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt den Monitor auf Höhe der Mittellinie – um dann im VfB-Lager mit seiner Entscheidung Ernüchterung hervorzurufen: kein strafbares Handspiel durch Aurelio Buta, kein Elfmeter für den VfB. Und damit auch keine Chance auf den 3:3-Ausgleich. Wenig später war das Halbfinale im DFB-Pokal vorbei. Und der VfB ausgeschieden durch eine 2:3-Niederlage.
Die Elfmeterszene bestimmte noch lange nach Abpfiff die Diskussionen. Unstrittig: Buta bekam die Flanke von Stuttgarts Hiroki Ito eindeutig an den Arm. Aber war es auch strafbar? Referee Schlager nahm sich nach Abpfiff ausführlich Zeit, um seine Entscheidung zu begründen. Mit zwei Argumenten.
Erstens: Es habe keine Absicht vorgelegen. „Die kann man dem Verteidiger hier auf keinen Fall unterstellen“, sagte der 33-Jährige in der ARD, „er hat gar keinen richtigen Blick zum Ball“. Vor allem deshalb nicht, da Stuttgarters Stürmer Serhou Guirassy im Blickfeld gestanden und sich erst im letzten Moment wegbewegt habe.
Zweitens: Eine unnatürliche Körperflächenvergrößerung sei ebenfalls nicht auszumachen gewesen. „Weil der Spieler in einer normalen Zweikampfbewegung ist und nicht statisch steht. Da sind die Hände eben nicht senkrecht am Körper nach unten, sondern leicht an der Seite.“ Zu diesem Punkt gab es aber auch andere Sichtweisen. „Es ist keine natürliche Bewegung grundsätzlich“, sagte etwa der ARD-Experte Bastian Schweinsteiger mit Blick auf Butas doch deutlich ausgestreckten Arm.
Und so herrschte im Anschluss in den Katakomben bei der Eintracht auch Einigkeit, in besagter Szene das nötige Glück gehabt zu haben. Sowohl bei Mittelfeldspieler Mario Götze („Es gab schon für weniger Elfmeter“) als auch bei Sportvorstand Markus Krösche („Das kannst du auch anders pfeifen“). Wenig überraschend sah das auch der Stuttgarter Trainer Sebastian Hoeneß so: „Ich habe schon viele dieser Elfmeter gesehen. Es ist ein Handspiel.“
Zugleich räumte Hoeneß ein, dass es sich um eine schwierige Entscheidung für den Schiedsrichter gehandelt habe. Knapper Spielstand, aufgeheizte Atmosphäre, eine der letzten Aktionen der Partie. Auch Schlager selbst betonte, sich der Tragweite der Szene bewusst gewesen zu sein. Gerade deshalb habe er sich die Bilder nochmals aus unterschiedlichen Perspektiven angeschaut. Das Ergebnis: „Sie haben meine Wahrnehmung auf dem Feld einfach nicht widerlegt.“
Schlagers Vorgehen lobte Eintracht-Trainer Oliver Glasner. „Ich finde unabhängig von der Entscheidung, dass das Szenario genau so ablaufen muss.“ Der Referee habe sich die Zeit genommen, selbst nochmals einen Blick auf die Szene zu werfen. „Es geht um das Prozedere, da kann dann auch jeder Fußballfan damit leben.“ Zuletzt war Schiedsrichter Sascha Stegemann dafür kritisiert worden, sich eine strittige Elfmeterszene im Spiel zwischen dem VfL Bochum und Borussia Dortmund (1:1) nicht nochmals selbst am Spielfeldrand angeschaut zu haben.
