SportVfB

Der VfB wacht zu spät auf

Nach zuletzt elf Bundesliga-Partien nacheinander ohne Niederlage muss der VfB Stuttgart beim 1:2 beim SV Werder Bremen mal wieder einen Misserfolg hinnehmen. Der Treffer von Deniz Undav ist nicht genug. Nun geht es nach Leverkusen und gegen den FC Bayern.

  • Hiroki Ito und Chris Führich – Enttäuschung nach dem 1:2 des VfB Stuttgart beim SV Werder Bremen.Foto: /

    Hiroki Ito und Chris Führich – Enttäuschung nach dem 1:2 des VfB Stuttgart beim SV Werder Bremen.Foto: /

Bremen - Enttäuschte Mienen, hängende Köpfe, fragende Blicke? Momente wie diese gab es zuletzt ja eigentlich keine mehr beim VfB Stuttgart. Momente, in denen so rein gar nichts klappen will – und die am Ende zu einem Tag werden, bei dem gleich mehrere unglückliche Themen zusammenkommen. Nach elf ungeschlagenen Bundesliga-Spielen und neun Siegen in dieser Zeit erwischten die Stuttgarter am Sonntagnachmittag in Bremen mal wieder so einen Tag – und mussten beim 1:2 beim SV Werder ausgerechnet vor den kniffligen Aufgaben bei Bayer Leverkusen und gegen den FC Bayern einen herben Dämpfer hinnehmen. „Vielleicht“, sagte der VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth, „hat heute das eine oder andere Prozent, der letzte Wille gefehlt.“

Dazu kommt: Wenn der VfB am nächsten Samstag (18.30 Uhr) beim bereits fest stehenden neuen deutschen Meister antritt, fehlt dem Team auch noch einer seiner wichtigsten Spieler. Angelo Stiller sah in Bremen seine fünfte Gelbe Karte und verpasst damit die Partie bei der Werkself.

Sebastian Hoeneß, der Trainer des VfB, hatte seine Startelf gegenüber dem 3:0 gegen Eintracht Frankfurt auf zwei Positionen verändert. Dass Alexander Nübel ins Tor zurückkehren würde, sollte er fit werden, war klar. Fabian Bredlow musste stattdessen wieder seinen eigentlichen Stammplatz auf der Bank einnehmen. Dass der Ersatzkeeper dort auf Chris Führich traf, war eher überraschend. Eine „harte Entscheidung“ nannte Hoeneß die Tatsache, dass er Enzo Millot den Vorzug gegeben hatte. Zwingend richtig war sie nicht.

Das jedenfalls zeigte sich in der ersten Hälfte, in der der VfB nicht jenes Spiel aufziehen konnte, das ihn in den vergangenen Wochen ausgezeichnet hat – inklusive der starken linken Seite mit Maximilian Mittelstädt und eben Führich. Zur Pause korrigierte der Stuttgarter Coach seine Entscheidung. Das Blöde an der Sache: Da lag sein Team schon 0:1 zurück. Was aber mitnichten ausschließlich an der Personalie Führich lag.

Zu unsauber im Passspiel, zu wenig aggressiv in den Zweikämpfen, zu inkonsequent zahlreiche Aktionen vorne wie hinten. Zwar hatte der VfB die zwei ersten Chancen der Partie durch Deniz Undav und einen Freistoß von Serhou Guirassy, in Führung gingen dann aber die noch abstiegsgefährdeten Gastgeber. Jamie Leweling hatte den Bremer Felix Agu erst aus den Augen verloren und dann im Strafraum gefoult. Den fälligen Strafstoß verwandelte Marvin Ducksch in der 28. Minute sicher.

Erstmals seit dem Auswärtsspiel gegen den VfL Bochum zu Beginn der Rückrunde hatte damit nicht der VfB das erste Tor in einer Partie erzielt. Damals verloren die Stuttgarter die Partie – und auch diesmal sah es schlecht aus. Erst recht, nachdem Marvin Ducksch das Ende seiner Torflaute untermauert hatte.

Noch vor der Pause hatte Deniz Undav („Ich hätte das Tor machen müssen, die erste Hälfte war eine unserer schwächsten“) an die Unterkante der Latte geköpft. Nach der Pause scheiterte Jamie Leweling am Werder-Keeper Michael Zetterer – und lediglich 32 Sekunden nach dieser Chance lag der Ball wieder im VfB-Tor. Romano Schmid hatte geflankt, Ducksch den Fuß hingehalten. „Wir sind nicht so aus der Pause gekommen, wie wir uns das vorgenommen hatten“, sagte Maximilian Mittelstädt und gab zu: „Dass wir 0:2 zurücklagen, hatten wir uns selbst zuzuschreiben.“ Und der einzige Trost für den VfB war die Tatsache, dass noch genug Zeit war, den Rückstand aufzuholen.

Tatsächlich erhöhten die Stuttgarter nun den Druck, drängten die Bremer, bei denen der künftige VfB-Neuzugang Nick Woltemade ein gutes Spiel machte, tief in die eigene Hälfte – und Führich auf der linken Außenbahn bereitete dann den Anschlusstreffer vor. Serhou Guirassy verpasste die Flanke des Nationalspielers noch, Deniz Undav drückte die Kugel dann aber über die Linie.

1:2 in der 71. Minute also, und der VfB versuchte danach viel, um noch den Ausgleich zu erzielten. Dribblings, lange Bälle, Flanken, Schussversuche, Kopfbälle – und ein vermeintlicher Elfmeter, der aber keiner war, weil Guirassy vor dem Foul extrem knapp im Abseits gestanden war. So oder so: Alles Mühen half nichts mehr. Nach elf Ligapartien ohne Niederlage musste der VfB mal wieder eine Pleite hinnehmen. „Wir haben alles versucht, aber es hat nicht gereicht“, sagte Mittelstädt. Was nicht nur wegen dieser gerissenen Serie und den Siegen der Konkurrenz ärgerlich war, sondern auch deshalb, weil der Dämpfer just vor den Partien in Leverkusen und gegen den FC Bayern kam.

An einem ernüchternden Tag, wie ihn der VfB schon lange nicht mehr erlebt hat.

Datenschutz-Einstellungen