Fußball

Spannung bis ins Saisonfinale

Kein Drehbuchautor hätte das Titelrennen in der Kreisliga B 6 nervenaufreibender gestalten können. Der TSV Enzweihingen setzt sich am letzten Spieltag in einem von zwei echten Endspielen durch und gewinnt die Meisterschaft.

  • Der TSV Enzweihingen steigt als Meister in die Kreisliga A 3 auf und bejubelt den heiß umkämpften Titelgewinn am letzten Spieltag der Saison. Kapitän Yannic Rähmer nimmt den Meisterwimpel aus den Händen von B-6-Staffelleiter Fritz Siegle entgegen. Fotos: Leitner

    Der TSV Enzweihingen steigt als Meister in die Kreisliga A 3 auf und bejubelt den heiß umkämpften Titelgewinn am letzten Spieltag der Saison. Kapitän Yannic Rähmer nimmt den Meisterwimpel aus den Händen von B-6-Staffelleiter Fritz Siegle entgegen. Fotos: Leitner

Fußball. Bis der TSV Enzweihingen sich am Sonntag zum Meister der Fußball-Kreisliga B 6 gekrönt hat, war es ein hartes Stück Arbeit – nicht zuletzt noch einmal am Sonntag. Denn der TSV Großglattbach schenkte den Enzweihingern, die als Tabellenführer in den letzten Spieltag gegangen waren, bei ihrem 3:2-Sieg überhaupt nichts. Und parallel zum Spitzenspiel des Ersten gegen den Vierten gab es in Horrheim ein weiteres Topspiel. Dort kämpften mit dem gastgebenden SVH als Zweitem und dem Dritten TSV Ensingen noch zwei weitere Teams ebenfalls um die Meisterschaft und den Aufstiegsrelegationsplatz.

„Dass drei Mannschaften am letzten Spieltag noch Meister werden können, hatte ich so noch nie“, bekannte denn auch Staffelleiter Fritz Siegle, als er dem Enzweihinger Kapitän Yannick Rähmer nach dem Titelgewinn den Meisterwimpel überreichte. Und es war schon die ganze Runde über extrem eng zugegangen an der Tabellenspitze der B 6. Enzweihingen, Horrheim, Ensingen und für einen Spieltag auch Großglattbach wechselten sich auf dem Platz an der Sonne ab. Für den Enzweihinger Trainer Xhavit Halilaj geht mit der Meisterschaft zwar ein Traum in Erfüllung, doch fest eingeplant war der Titelgewinn zumindest in diesem Jahr noch nicht. „Die Vorgabe vom Verein war nur, junge Spieler zu integrieren und die Spielstärke zu verbessern“, berichtet der Übungsleiter. „Unser Ziel war es, eine gute Saison zu spielen. Und auch wenn wir Dritter geworden wären, wäre es eine gute Saison gewesen.“

Die Zielsetzung für die Spielzeit ist mit „Top drei“ zurückhaltend formuliert.

Mit Horrheim und Ensingen hatten zwei Teams vor Rundenbeginn als Saisonziel „Aufstieg“ ausgegeben, während Enzweihingen seine Zielsetzung mit „Top drei“ etwas offener formuliert hatte. Halilaj: „So wie die Vaihinger dann eine starke Saison gespielt haben, ist aus dem Drei- ein Vierkampf geworden. Und mit den Großglattbachern war es dann sogar ein Fünfkampf. Aber um die ganze Saison konzentriert zu bleiben, ist eine Saison verdammt lang.“ Dass es am letzten Spieltag noch so eng zuging, nimmt er als Beleg dafür.

Die Kicker von den Bruckenwasen hatten aber ein paar Punkte, die für sie sprachen. Zwar hatten sie nicht ganz so viel namhaften Zuwachs vor Saisonbeginn bekommen wie die Konkurrenz aus Vaihingen – ein großer Teil der ehemaligen Mannschaft des SV Riet wechselte zum VfB. „Aber aus Vaihingen ist dann Sven Adamovic zu uns gewechselt“, sagt Halilaj. „Er war ganz wichtig. Wie er sich eingefügt und uns weitergebracht hat. Er ist kein Spielführer oder Ersatz-Spielführer, aber erfüllt seine Rolle auch ohne diese Verantwortung zu 100 Prozent, menschlich und fußballerisch.“ Ohnehin schlummerte in der Mannschaft eine Stärke, von der Halilaj zwar überzeugt war, dies aber lieber nicht zu laut sagte. „Ich habe schon vor der Saison an die Jungs geglaubt, wollte aber keinen Druck aufbauen“, sagt der Trainer.

Nach tadellosem Saisonbeginn muss sich der TSV beim 0:2-Rückstand beweisen.

Es lief gut. 9:1 gegen Gündelbach, 12:0 gegen Hochdorf und 7:0 gegen Sternenfels. Doch am vierten Spieltag lag Enzweihingen hinten – schon nach acht Minuten mit 0:2 beim FV Markgröningen. „Das war für mich das wichtigste Spiel der Hinrunde“, sagt Halilaj. „Denn da haben wir ein Signal an die anderen Mannschaften geschickt. Wir haben ausgeglichen. Und Yannick Rähmer hat mit einem super Freistoßtor in der Nachspielzeit das 3:2 geschossen. Da haben auch die Spieler gemerkt, dass in dieser Saison etwas gehen kann.“ Den ersten Punkt gab der spätere Meister beim VfB Vaihingen ab, als das Hinspiel nur 1:1 ausging. Im November nahm der Enzweihinger Trainer sogar die VKZ zu Hilfe, um seine Spieler zu motivieren: „Nach unserem 0:4 in Horrheim stand da im Titel ,Horrheim jagt Enzweihingen über den Platz‘. Das war genau richtig. Vor dem Spiel gegen Ensingen zwei Wochen später habe ich die Jungs gefragt: ,Wollen wir nochmal so rüberkommen?‘“ Es folgte der 4:3-Sieg in Ensingen, der auch den Spielern klar machte, gegen einen der erklärten Titelanwärter bestehen zu können. „Leider war es coronabedingt das letzte Spiel vor der Winterpause“, sagt Halilaj. „Da sind wir mit einem Wir-Gefühl angetreten, das war für uns eine Wende. Aber dann kam leider die Pause.“

Doch Pause hin oder her, die Enzweihinger hatten Blut geleckt. Um die zwangsweise verlängerte Winterpause optimal zu nutzen, organisierte der Verein ein Trainingslager. „Das war der ausschlaggebende Punkt in unserer Wintervorbereitung“, bestätigt Halilaj, wie wichtig diese Maßnahme war. „Wir waren mit 23 Mann in Kroatien und man hat gesehen, menschlich und spielerisch geht da richtig viel. Die Mannschaft ist da nochmal viel besser zusammengewachsen und allen ist klar geworden, dass wir um die Spitze mitspielen können.“ Dass in der Tabelle später Enzweihingen meist in der Lauerstellung geführt wurde, lag vor allem am Hinspiel gegen den TSV Großglattbach. „Im Dezember ist es wegen der Corona-Pause ausgefallen, im Februar wegen Schnee und im April wegen Regen“, sagt Halilaj. Darum wurde das Hinspiel erst kurz vor dem Rückspiel ausgetragen. Doch auf die drei Punkte durfte der Enzweihinger Trainer zwar hoffen, sie aber nie mitzählen. Das baute in der Schlussphase der Saison immer noch etwas zusätzlichen Druck auf, bis die Partie heute vor drei Wochen endlich gespielt wurde und mit 2:0 an Enzweihingen ging.

„Davor hatten wir gegen Vaihingen zum zweiten Mal nur unentschieden gespielt“, berichtet Halilaj. „Und kurz danach hatten wir das für mich entscheidende Spiel in der Rückrunde. Beim TSV Phönix Lomersheim II lagen wir bis zur 68. Minute mit 1:3 hinten.“ Der Enzweihinger Trainer weiß noch ganz genau, was damals in ihm vorging: „Am 8. Mai waren viele privat verhindert, wir hatten nur einen Ersatzspieler, und Marc Schwab hatte sich eine Bänderdehnung geholt. Ich habe gedacht, das war’s und nur noch darauf gehofft, in den letzten Spielen so gut wie möglich abzuschneiden. Da habeich nicht mehr an die Jungs und den Titel geglaubt.“ Doch dann verkürzte Enes Gür auf 2:3, kurz vor Schluss glich Daniel Golchert auf 3:3 aus. „Es war eine Willensleistung der Mannschaft“, berichtet Halilaj. Golchert erzielte in der Nachspielzeit den 4:3-Siegtreffer.

Nur nicht verlieren gilt als Devise für die Spiele gegen die Topteams der Liga.

Gegen Horrheim galt die Devise, nur nicht zu verlieren. Bei der Nachholpartie in Großglattbach gab Halilaj vor, genügend Geduld zu haben – so wie am Sonntag auch im Rückspiel. „Das hat sich bewährt“, freut sich der Meistertrainer. Endgültig die Signale auf Titelgewinn stellte der TSV Enzweihingen mit seinem 1:0-Heimsieg gegen Ensingen zwei Spieltage vor Saisonende. „Wir wollten bloß nicht verlieren und haben auf den Relegationsplatz spekuliert“, sagt Halilaj. „Aber die Ensinger waren nach dem Pokalfinale mental angeschlagen. Es freut mich umso mehr, dass sie so zurückgekommen sind, und ich glaube auch, dass Ensingen es jetzt in der Relegation schafft.“

Dass in den vergangenen fünf, sechs Wochen die Trainingsbeteiligung so hoch war, dass der Übungsleiter von einem „Luxusproblem“ bei der Mannschaftsaufstellung spricht, ist ein gutes Zeichen. „Wer spielt, wer sitzt auf der Bank und wer spielt in der Zweiten? Es hat keiner gemeckert“, berichtet Halilaj. „Da wurde gelebt, was auf unserem Wappen steht: ,Ein Team – eine Liebe.‘“

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