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Aus der Halle, rein ins Flugzeug und ab nach Namibia

Johannes Jungclaussen und Ida Hollmann reisen nach Südwest-Afrika um vor Ort Trainingseinheiten zu leiten und sich gleichzeitig auf die Feldsaison vorzubereiten.

  • Der rote Punkt markiert Swakopmund in Namibia. Das Ziel von Junglaussen und Hollmann.

    Der rote Punkt markiert Swakopmund in Namibia. Das Ziel von Junglaussen und Hollmann.

  • Johannes Junglaussen und Ida Hollmann erleben ein besonderes Abenteuer. Fotos: privat

    Johannes Junglaussen und Ida Hollmann erleben ein besonderes Abenteuer. Fotos: privat

Faustball. Mückenschutz und Sonnencreme sind eingepackt und die letzten Impfungen erledigt. Ihre To-Do-Liste für die Reise nach Afrika haben Johannes Jungclaussen und Ida Hollmann rechtzeitig abgearbeitet. „Wir freuen uns riesig“, schwärmte Hollmann kurz vor dem Abflug. „Vor allem sind wir gespannt auf das Land und die Leute und das Training dort.“

Unmittelbar nach den deutschen Meisterschaften ging es für die beiden Faustballer los. Quasi aus der Halle in Gärtringen rein in den Flieger nach Windhoek. Von einem Abenteuer ins nächste. Am Sonntag noch stand der 24-Jährige mit dem TV Vaihingen in Gärtringen an der Leine und kämpfte um den deutschen Meistertitel, bevor er sich am Montag mit Freundin Ida zum Frankfurter Flughafen und von dort ab nach Namibia aufmachte. „Das sind gerade ziemlich ereignisreiche Tage“, entgegnete der TVV-Angreifer, der eine überaus erfolgreiche Saison mit dem Gewinn der Süd-Meisterschaft beim DM-Endturnier in Gärtringen mit der Bronzemedaille krönte. „Ein bisschen ärgert es uns zwar, dass wir nicht unsere hundertprozentige Leistung wie in der Saison abgerufen haben, aber alles in allem sind wir super zufrieden. Das hätte ich vor der Saison sofort unterschrieben“, bilanzierte Jungclaussen. Von Enttäuschung über den verpassten Finaleinzug gegen Brettorf (1:3) war am Ende keine Spur mehr. Die Vaihinger feierten ihren dritten Platz wie einen Sieg – mit Humba und allem, was dazu gehört.

Ida Hollmann fieberte von der Tribüne aus mit. „Genau genommen hatte ich ja zwei Eisen im Feuer“, erzählte die 22-Jährige mit einem Augenzwinkern, die als Spielerin des TV Brettorf natürlich auch ihrem Verein die Daumen gedrückt hat. Viel Zeit, intensiver zu feiern, blieb allerdings nicht. Das nächste Faustball-Abenteuer wartete schon. Bis 5. April sind Jungclaussen und Hollmann in Namibia unterwegs – wenn man so will in doppelter Mission. Bis Anfang April leben und trainieren die Beiden in Swakopmund, wo sie den lokalen Faustballverein unterstützen und sich zeitgleich auf die Feldsaison vorbereiten möchten.

Die Idee kam vor rund einem Jahr auf. „Nick Trinemeier hat uns davon erzählt und berichtet, wie toll das dort ist“, sagte Jungclaussen. Beide spielen zusammen in der deutschen Nationalmannschaft, Weltmeister Trinemeier war 2011 selbst in Swakopmund Gast und half als Trainer mit. „Wir haben ihn irgendwann nochmal darauf angesprochen – und als die Anfrage aus Namibia kam, ob es aus Deutschland Interessenten an einem solchen Austausch gibt, hat Nick gefragt, ob das nicht das Richtige wäre.“ Auch Freundin Ida war sofort Feuer und Flamme. „Wir können dort im März optimal trainieren und haben sogar Zeit zu reisen. Der Zeitpunkt ist ideal.“

Während in Deutschland das Wetter im März alles andere als einladend für das Training im Freien ist, lässt sich in Namibia bei angenehmen 20 Grad bestens Faustball spielen. „Wir können früher als sonst mit der Vorbereitung starten, das hilft extrem. Wir nutzen die Reise als großen Lehrgang, um uns optimal auf die Feldsaison vorzubereiten und wollen richtig Gas geben“, kündigt Hollmann an und freut sich überdies auf die Arbeit mit den Kindern.

Angekommen in Windhoek, geht es für die Beiden etwa viereinhalb Stunden mit dem Auto weiter nach Swakopmund, das im Westen des Landes liegt. „Wir wohnen privat beim ehemaligen Faustballer Michael Rohloff. Er hat eine Art Gartenhütte. Wir dürfen uns dort einrichten und im Haus ein Home Gym nutzen“, erklärt Jungclaussen, der im Vorfeld bereits Lage und Entfernungen geprüft hat. „Es sind fünf Minuten zum Strand und fünf Minuten zum Faustballplatz – wir wohnen super zentral. Interessant ist die Gegend außerdem, weil wir unweit der Wüste sind“, sagt er.

Einen Ausflug dorthin haben sich der Angreifer und die Abwehrspielerin fest vorgenommen. Sightseeing ist neben dem Training fest eingeplant. „Als Dankeschön für die Unterstützung will man uns ein bisschen das Land zeigen.“ Zwei Camping-Trips stehen aktuell im Reisetagebuch: Einmal soll es zum Sandboarding in die Wüste gehen und einmal ins Landesinnere mit Safari. Die Touren sind abgestimmt und eingebettet in den Trainingsalltag.

Zweimal wöchentlich leitet das Duo das Nachwuchstraining, auch ein Schulprojekt ist angedacht. Darüber hinaus besteht der Wunsch nach einer Trainer-Fortbildung. Wie sich Jungclaussen und Hollmann organisieren und wie sie ihre Einheiten inhaltlich gestalten, ist ihnen freigestellt.

Für die beiden angehenden Lehrer ist das Training mit dem Nachwuchs zugleich eine gute Gelegenheit, Erfahrung in der Arbeit mit Kindern zu sammeln. Gemeinsam studieren sie Sport auf Lehramt in Heidelberg, Johannes dazu Geografie, Ida Englisch. Als Begünstigte des Spitzensportstipendiums der Metropolregion Rhein-Neckar wurden sie im Vorfeld finanziell unterstützt.

Das gemeinsame Ziel der Trainingsgruppe Jungclaussen/Hollmann: täglich mindestens einmal trainieren, sei es in Form von Fitness-, Lauf- oder oder Balleinheiten. Dazu nehmen sie mit dem Sportclub Swakopmund an einem Turnier in Windhoek teil. Für eine besondere Saison mit zwei sportlichen Highlights haben sich beide große Ziele gesteckt: Sie wollen jeweils den Sprung in den finalen Nationalkader schaffen und beim Saisonhöhepunkt dabei sein. „Ich habe die WM im Kopf, seitdem klar ist, dass sie in Mannheim stattfindet“, schwärmt Jungclaussen, der seit 2019 zum A-Kader gehört und in dieser Rolle bei der EM im vergangenen Jahr sein erstes Turnier für Deutschland spielte. „Ich denke, dass ich Chancen habe, bei der WM dabei zu sein und werde auf jeden Fall viel dafür investieren.“

Hollmann möchte sportlich ebenfalls den nächsten Schritt gehen. Bei den World Games 2022 war sie noch als Nachrückerin dabei und hatte vergleichsweise wenig Spielzeit. „Ich war super glücklich und hatte meine Rolle, aber mein Ziel ist es diesmal, mit meiner Leistung so zu überzeugen, dass ich von vornherein nominiert werde“, sagt die 22-Jährige mit Blick auf die Europameisterschaft. Die Titelkämpfe wurden unlängst nach Grieskirchen in Österreich vergeben. „Es haben einige Nationalspielerinnen aufgehört, in diese Lücke möchte ich stoßen und mich im Team etablieren.“

Um die Pendelei zwischen Brettorf und ihrem Uni-Standort Heidelberg zu minimieren, wechselt Ida zur Feldsaison zum TSV Calw, wo sie künftig mit Henriette Schell zusammen spielt. „Ich sehe das mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Ich hatte eine tolle Zeit mit den Brettorfer Mädels, aber der Aufwand, um zum Training oder den Spielen zu kommen, war doch sehr hoch“, erklärt Hollmann, die sich auf ihre neue Herausforderung freut.

Am 5. April sind beide zurück – dann wollen sie in ihren Klubs und Nationalteams Vollgas geben. Das Faustball-Abenteuer Namibia soll für Ida Hollmann wie auch für Johannes Jungclaussen ein unvergessenes werden. Vielleicht wird es für beide sogar der Auftakt in einen erfolgreichen Sportsommer mit dem Gewinn des nächsten internationalen Titels. red

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