EishockeySportaufmacher 2

Abschlusszeugnis für die Steelers

Den Klassenerhalt in der DEL haben Bietigheimer Profis als Kollektiv geschafft. Wie sich die einzelnen Spieler während der Hauptrunde geschlagen haben, verrät der Check.

  • Riley Sheen (rechts) war der überragende Spieler der Bietigheim Steelers. Mit seinen Leistungen hat er auch die Liga beeindruckt, die ihn zum Spieler der Saison 2021/2022 wählte. Foto: PIX-Sportfotos

    Riley Sheen (rechts) war der überragende Spieler der Bietigheim Steelers. Mit seinen Leistungen hat er auch die Liga beeindruckt, die ihn zum Spieler der Saison 2021/2022 wählte. Foto: PIX-Sportfotos

Eishockey. Aufstieg, Klassenerhalt, Mannschaft des Jahres – die Bietigheim Steelers und ihre Fans haben am Samstag nach der Bietigheimer Premierensaison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bei der Abschlussparty vor der Ege-Trans-Arena ausgiebig Grund zum Feiern gehabt. Die Stadt Bietigheim-Bissingen und der Stadtverband für Sport hatten für die Helden aus dem Ellental vor den über den Tag verteilten 1700 Besuchern sogar eine Überraschung parat: Oberbürgermeister Jürgen Kessing, Kultur- und Sportamtsleiter Stefan Benning und Uwe Careni vom Stadtverband zeichneten die Steelers als Mannschaft des Jahres 2021 aus und überreichten jedem Profi Urkunden und Medaillen.

Zur Abschlussfeier gibt es für die Bietigheim Steelers nach ihrer ersten DEL-Saison ein Abschlusszeugnis. Noten wurden aber nicht ausgestellt. Für die erfolgreiche Mission Nichtabstieg lautet das Urteil für die gesamte Mannschaft: Klassenziel erreicht, versetzt in die DEL-Spielzeit 2022/2023.

Tor

Sami Aittokallio

war mit einer Fangquote von 92,37 Prozent statistisch der sechstbeste Goalie der Hauptrunde. 16 Siegen stehen zwölf Niederlagen gegenüber. Auch sein Gegentorschnitt von 2,9 kann sich sehen lassen, zumal die wackeligste Abwehr aller 15 Clubs vor ihm stand. In puncto Übersicht, Reaktionsschnelligkeit und Beweglichkeit kann er sich mit den Besten messen. Kaum ein anderer Torhüter spielt so gut mit wie der 1,86-Meter-Mann aus Tampere. Der einzige Makel: Er fiel immer wieder aus.

Cody Brenner

stagniert in seiner Entwicklung. In seiner ersten DEL-Saison war der 25-Jährige noch kein adäquater Ersatz für Aittokallio. Nur fünf der 17 Spiele, in denen Brenner das Gehäuse bewachte, gewann der SCB. 87,43 Prozent abgewehrte Schüsse und 4,02 Gegentreffer pro Begegnung sind unterdurchschnittlich. Brenner kam ab der 1:9-Heimpleite gegen München Ende Februar nicht mehr zum Einsatz.

Tom McCollum

avancierte am 11. März beim 4:3-Sieg in Iserlohn nach Penaltyschießen mit 40 abgewehrten Schüssen gleich zum Matchwinner. Seit seinem Wechsel aus Innsbruck kam der US-Amerikaner zehn Mal zum Einsatz, nur drei Mal sprang am Ende ein Sieg heraus. Seine Fangquote von 90,07 Prozent und sein Gegentorschnitt (3,31) sind etwas schlechter als die Vergleichswerte von Aittokallio. Dennoch hat auch McCollum DEL-Format.

Abwehr

Constantin Braun

ist der Kopf der Mannschaft. Der aus Berlin ausgeliehene Kapitän ging stets voran und verschrieb sich voll und ganz dem Projekt Bietigheim. Star-Allüren sind ihm fremd. Braun zeigte konstant starke Leistungen und stand so viel auf dem Eis wie sonst kein anderer Steelers-Feldspieler: 24,16 Minuten. Außerdem gab er auch in der Offensive wichtige Impulse. Seine 29 Scorerpunkte (sechs Tore, 23 Assists) sind die beste Ausbeute in seiner Karriere.

Jimmy Martinovic

kam sowohl bei den Steelers als auch beim DEL-2-Kooperationspartner Selber Wölfe nur sporadisch zum Einsatz. Das 21-jährige Toptalent braucht mehr Spielpraxis, um sich weiterzuentwickeln.

Markus Kojo

erledigte seinen Job geräuschlos und unaufgeregt. Der 100-Kilogramm-Mann aus Finnland räumte vor dem eigenen Tor zuverlässig auf, trug aber kaum etwas zum Offensivspiel bei. Vier Assists stehen bei 49 Einsätzen in seiner Statistik. Über die Mitläufer-Rolle kam er nie hinaus – für einen Kontingentspieler war’s letztlich zu wenig.

Guillaume Naud

wurde als Sohn des Trainers oft besonders kritisch beäugt. Nach überzeugenden Leistungen entwickelte er sich vom Probespieler zur bewährten Stammkraft. Als Deutsch-Kanadier belastet er das Ausländerkontingent nicht. Der 29-Jährige half dem Team mit seiner körperlichen Präsenz und Einsatzfreude. Auch in den Special Teams war er ein Faktor. Die Umschulung zum Stürmer am Saisonende hat gefruchtet: Seiner Torpremiere Mitte März gegen Düsseldorf ließ er in neuer Rolle vier weitere Treffer folgen.

Max Prommersberger

hat im Spätherbst der Karriere alle Skeptiker widerlegt und sich in seiner ersten DEL-Saison achtbar geschlagen. Mit seinen 34 Jahren ist er nicht mehr der Schnellste. Die Defizite machte er mit Erfahrung und einem exzellenten Stellungsspiel wett. Der Bad Tölzer ist seit 2014 im Ellental und zählt zu den Dauerbrennern.

Max Renner

zeigte bei seiner Rückkehr in die DEL, dass er noch immer locker das Niveau fürs Oberhaus hat. Der langjährige Profi der Straubing Tigers zählt zum Kreis der Führungsspieler und stellt in der Abwehr eine feste Größe dar. 14 Assists sind ebenfalls nicht ohne. Das Schießen hat er allerdings nicht erfunden. Wichtig ist die 30-jährige Frohnatur auch für die Teamchemie und die Stimmung in der Kabine.

Tim Schüle

stabilisierte sich nach einem schwachen Saisonstart und war ein solider Verteidiger. Mit minus 18 hat er allerdings den schlechtesten Plus-Minus-Wert aller Bietigheimer Verteidiger. Seine in der DEL 2 noch gefürchteten Fernschüsse sind eine Klasse höher keine Waffe mehr. Als Lokalmatador ist er eine Identifikationsfigur im Verein und im Umfeld. In puncto Leistung besteht aber noch Steigerungsbedarf.

Jalen Smereck

ist der spielstärkste und mit zehn Toren sowie 24 Vorlagen auch der punktbeste Verteidiger im Team. Seine Verpflichtung Mitte Oktober 2021 aus der Ukraine hat sich als Glücksfall erwiesen. Nach Braun hat der US-Amerikaner die zweitmeisten Minuten pro Spiel absolviert (24,14). Smereck gilt als Heißsporn und provoziert viele Strafen – für seine Gegenspieler und für sich. Zudem neigt er zu Leichtsinnsfehlern. Mit seinen 25 Jahren verfügt er noch über viel Entwicklungspotenzial.

Angriff

Valentin Busch

kam nach seinem Wechsel aus Wolfsburg bei den Steelers nie wirklich auf Touren. Drei Scorerpunkte bei zwölf Einsätzen sind mager. In der Endphase der Saison saß er als überzähliger Stürmer auf der Tribüne.

Norman Hauner

hatte mit Verletzungspech zu kämpfen. Zwölf Scorerpunkte in 37 Spielen lautet die Bilanz – da besteht noch Luft nach oben. Seine Vollstreckerqualitäten sind unbestritten. Einen Vertrag für die neue Runde hat er bereits in der Tasche.

Evan Jasper

gelang im Ellental der endgültige Durchbruch. Gemeinsam mit Sheen und Stretch wirbelte er auch erfahrene DEL-Abwehrreihen durcheinander. Seine Schnelligkeit, Wendigkeit, Zielstrebigkeit und freche Spielweise machen den Flügelstürmer zu einem ständigen Unruheherd. Mit 17 Treffern ist er der zweitbeste Torschütze im Kader. Kein Bietigheimer schießt präziser (Schussquote: 20,5).

Matt McKnight

hatten viele Experten die DEL nicht zugetraut – aufgrund seines Alters und der fehlenden Schnelligkeit und Spritzigkeit. Doch der 37-jährige Musterprofi, der stets 100 Prozent gibt, biss sich durch. Auch im Oberhaus war er einer der besten Bullyspieler sowie eine feste Größe in den Special Teams. Pro Spiel verbrachte der Center 19 Minuten auf dem Eis und schaffte in seinem letzten Karriere-Jahr 22 Punkte (neun Tore, 13 Vorlagen).

Robert Kneisler

und sorgten in der vierten Reihe für Entlastung und entwickeln sich kontinuierlich weiter. Als Bietigheimer Eigengewächse genießen die beiden Talente einen gewissen Welpenschutz. Gemeinsam erzielten beide drei Scorerpunkte – ein Tor (Kuqi) und zwei Assists (Kneisler).

Brendan Ranford

führte die zweite Reihe an. Er ist mit 36 Assists Bietigheims Vorlagenkönig, mit 49 Punkten zweitbester Scorer und mit gut 20 Minuten der Stürmer mit der meisten Einsatzzeit. Der Kanadier spielt mannschaftsdienlich, ideenreich – und hat auch im Powerplay eine tragende Rolle inne. Einen Killerinstinkt wie Sheen hat er zwar nicht. Dennoch war seine Verpflichtung ein Volltreffer. Durch seine Berliner Zeit kannte er die DEL schon und hatte nie Eingewöhnungsprobleme.

Alexander Preibisch

nimmt als Assistenzkapitän eine Führungsrolle ein und zählt auch in der DEL zu den flottesten Spielern. So viel Platz wie noch in der DEL 2 bekommt er aber nicht. In dieser Saison war ihm das Abschlussglück nicht hold – seine Schussquote betrug nur 8,8 Prozent. Neun Tore und acht Vorlagen sollten in der neuen Saison zu toppen sein.

René Schoofs

passte sich erstaunlich schnell an das DEL-Niveau an und stand sowohl in der Abwehr als auch im Angriff seinen Mann. Als Rekordspieler (1068 Liga-Einsätze) ist der „Bietigheimer Bürgermeister“ im Ellental Kult. Mit neun Punkten (zwei Tore, sieben Assists) verabschiedet er sich nun in den Eishockey-Ruhestand.

Riley Sheen

ist der Senkrechtstarter der Liga. Mit 40 Treffern war der 27-jährige Kanadier der Top-Torjäger der Hauptrunde. An 64 der 155 Bietigheimer Tore war er beteiligt. Mit dieser Ausbeute ist er auch der Topscorer beim SCB. Kein anderer DEL-Profi schießt häufiger aufs Tor als der technisch überragende und wieselflinke Sheen. Seine oft überraschenden Geniestreiche sind berüchtigt. Auch für Abwehrarbeit ist er sich nicht zu schade. Die Anerkennung seiner Leistungen von der Liga folgte auf dem Fuß. Sheen wurde als bester Spieler und Stürmer der DEL-Spielzeit 2021/2022 ausgezeichnet (wir berichteten). Bereits zuvor hatte der Förderverein des SCB den Kanadier zum Steelers-Spieler der Saison gekürt. Clubs aus ganz Europa jagen ihn. Ein Verbleib gilt als unwahrscheinlich. Gerüchten zufolge soll es ihn in die schwedische Eliteklasse Svenska Hockeyligan ziehen.

C.J. Stretch

legte gegenüber der DEL-2-Meistersaison noch mal eine Schippe drauf. Mit Sheen und Jasper bildet er eine der besten Reihen der Liga. Auf dem Eis versteht sich das Trio aus Nordamerika blind. Der spielstarke Center aus Kalifornien glänzt mit Übersicht, Technik und Athletik. Stretch ist der zweitbeste Vorbereiter sowie der drittbeste Scorer im Kader. 32 Assists und 15 Tore stehen in seiner Statistik.

Daniel Weiß

überzeugte als nimmermüder Kämpfer. Er arbeitet effektiv nach hinten, scheut keinen Zweikampf und bringt Emotionen ins Spiel. Wenn er zum Abschluss kommt, wird es gefährlich. Statistisch hat der 32-Jährige mit 17,5 Prozent die zweitbeste Schussquote. Je sieben Tore und Assists hat er beigesteuert.

Benjamin Zientek

fehlt seit Ende November 2021 wegen einer Schulterverletzung und arbeitet seit seiner OP im Januar am Comeback. Bei seinen 24 Spielen (vier Tore, zwei Assists) zeigte er solide Leistungen.

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