Handball. „Ich habe kein Interesse an einer Schlammschlacht“, macht Mark Bezner am Freitagvormittag gleich klar. Der geschäftsführende Gesellschafter des Hemdenherstellers Olymp aus Bietigheim-Bissingen äußert sich in einem Pressegespräch zur gesamten Thematik rund um die Insolvenz der HB Ludwigsburg und die Vorwürfe, die gegenüber seiner Firma und seinem Vater Eberhard Bezner erhoben wurden. Zur Erinnerung: Die Olymp Bezner KG und die Privatperson Eberhard Bezner, der als großer Fan des Frauenhandballs bekannt ist, waren seit 2005 Hauptförderer des mehrfachen Deutschen Meisters im Frauenhandball.
„Leider hat es ein Niveau erreicht, das nicht mehr den Tatsachen entspricht und einer Aufklärung bedarf“, sagt Mark Bezner jetzt und weiter: „Ich habe gehofft, dass es das nicht braucht.“
Mark Bezner weist im Pressegespräch die Schuld von sich
Einfach sei die Situation nicht, der Sachverhalt sei nicht trivial. „Der Eindruck, Olymp und Eberhard Bezner seien schuld an der wirtschaftlichen Schieflage und anschließenden Insolvenz der HB Ludwigsburg entspricht meiner Meinung nach nicht den Tatsachen.“ So formuliert wurde dieser Vorwurf nie, weder von den Verantwortlichen des Handballvereins noch in den Medien. Doch einige Kommentare und Aussagen ließen Seitenhiebe gegen den langjährigen Mäzen nicht aus. So etwa von Christian Köhle, Vorstandsvorsitzender des Vereins, der Anfang vergangener Woche eine Stellungnahme an Sponsoren, Helfer und Mitglieder schickte. In dieser schreibt er, dass für die Saison 2024/2025 und darüber hinaus eine Patronatserklärung der Familie Bezner unterschrieben wurde. „Völlig unerwartet, bat die Familie Bezner plötzlich im Juni 2024 darum, die Patronatserklärung zurückzugeben. Dieser Bitte sind wir nachgekommen“, heißt es darin.
„Deutlich vor dem ersten Spiel waren die Spielregeln allen Verantwortlichen bekannt und schriftlich fixiert.“
Mark Bezner, Olymp Bezner KG
Was dort jedoch laut Olymp-Chef fehlt: „Sie wurde in eine Sponsorenvereinbarung für die zwei Saisons umgewandelt, in der die Beträge für die letzte und diese Saison auf den Pfennig genau fixiert waren“, stellt Bezner richtig. Komplett weggebrochen sei das Geld dieser Patronatserklärung also nicht. Das bestätigt auch Köhle nachträglich auf Presseanfrage: „Der Sponsoringvertrag hat aber nicht das volle Volumen abgedeckt. Eine Patronatserklärung wäre ein stärkeres Mittel gewesen.“ Der Umzug nach Ludwigsburg spielte hierfür übrigens keine Rolle, wie Bezner betont: „In keinster Weise. Das wäre auch in Bietigheim passiert.“
So fehlte der HB Ludwigsburg ein ordentlicher Haufen Geld vor dem Start der Saison 2024/2025. Laut Köhle sogar nur wenige Wochen vor dem Saisonstart. Bezner betont hingegen: „Deutlich vor dem ersten Spiel waren die Spielregeln allen Verantwortlichen bekannt und schriftlich fixiert.“ Zu diesem Zeitpunkt waren die Verträge mit den Spielerinnen jedoch bereits abgeschossen. „Da waren die Verträge bereits alle ausverhandelt, die meisten über zwei Jahre“, sagt der Vorstandsvorsitzende der HBL, Köhle.
Bestehende Verträge mit Spielerinnen erweisen sich als Problem
Dabei sei die Kommunikation nach außen nicht ideal verlaufen. Denn am Ende der Saison 2024/2025 verkündete der Deutsche Meister stolz zahlreiche neue Vertragsverlängerungen – was so jedoch gar nicht wirklich stimmte. Denn die meisten der Verträge – mit Ausnahme des Vertrags von Sofia Hvenfelt – waren als Eins-Plus-Eins-Vertrag festgehalten. Bedeutet: Die Spielerin kann im Vorfeld der neuen Saison entscheiden, ob sie eine weitere Spielzeit dranhängt und den Vertrag weiterlaufen lässt oder, ob sie sich entscheidet, nach einer Saison weiterzuziehen.
Wäre auch mit einem geringeren Budget ein starkes Team möglich gewesen?
Da diese Verträge bereits lange vor dem Rückzug des Engagements von Olymp bestanden, war das ein Problem für die Ludwigsburger. Denn alle Spielerinnen kehrten zur Spielzeit 2025/2026 an den Neckar zurück, die meisten Entscheidungen hier fielen, laut Köhle, bereits im Dezember. Trotz des finanziellen Rückzugs der Familie Bezner und dem dadurch geringeren Budget hätte man aufseiten der HBL ein schlagkräftiges Team zusammenstellen können. Dieser Meinung ist Mark Bezner und sagt: „Wenn man gut gewirtschaftet hätte, hätte man allein mit dem, was Olymp und Eberhard Bezner bereit waren für diese Saison noch bereitzustellen, eigentlich eine deutsche Meisterschaft gewinnen müssen.“ Dass es dazu am Ende nicht gekommen ist, hat der Geschäftsführer auch erst spät und nicht vom Verein selbst, sondern nur über Dritte erfahren. „Ich wurde im Dunkeln gelassen“, sagt Bezner merklich enttäuscht. Er habe im Juni, während einer Messeausstellung in Florenz, einen Anruf bekommen mit dem Hinweis, man müsse sich dringend zusammensetzen, weil sonst etwas explodieren würde. „Da habe ich das erste Mal über die Schieflage erfahren – und das dann nicht einmal von einem Vereinsverantwortlichen.“
„Der Sponsoringvertrag hat aber nicht das volle Volumen abgedeckt.“
Christian Köhle, HB Ludwigsburg
Geschäftsführer Sebastian Götz, Köhle und die anderen hätten schnell eine Lösung finden müssen, die aber nie kam.
Dabei kam Olymp der HBL sogar noch entgegen, sagt Bezner: „Wir haben bis auf den Cent die Zusagen fristgerecht bezahlt und sogar Vorschüsse auf die jetzige Saison gewährt. Im Juni dieses Jahres sind wir wegen des vermeintlichen Sommerlochs gebeten worden, finanziell in Vorleistung zu gehen. Dem Wunsch wurde entsprochen, weil ich das Vorhaben natürlich auch nicht gefährden wollte. Es hat sich dann leider nur im Nachhinein herausgestellt, dass mit dem Vorschuss noch ganz alte Löcher bis in den Mai hinein gestopft worden sind.“ Die HBL verneint diese Vorwürfe. Man könne nicht klar zuordnen, mit welchem Euro was bezahlt wurde. Doch nicht nur die Ausgaben der Gelder kritisiert Mark Bezner. Eigentlich habe der Handball-Club sich aufgrund der „Riesensummen, die wir bereit waren, in den Verein hineinzustecken“ mit dem Sponsor geeinigt, regelmäßig einen Quartalsbericht vorzulegen. „Das war auch schriftlich in den Sponsorenvereinbarungen festgehalten worden. Das hat dieses Jahr aber noch kein einziges Mal stattgefunden. Deswegen habe ich das im März oder Anfang April auch angemahnt, als das erste Quartal verstrichen war.“ Er sei nur vertröstet worden, berichtet Bezner. Auch diese Vorwürfe weist die Vereinsführung der HB Ludwigsburg deutlich von sich. Es habe sehr wohl Gespräche gegeben.
Bezner hält ein erneutes finanzielles Engagement für unwahrscheinlich
Nach all dem Drama hält es sich Mark Bezner nun offen, juristische Schritte einzuleiten. „Auch ich lasse mich anwaltlich beraten“, sagt er. Nach den Vorfällen der letzten Monate sei das sicherlich verständlich. Für ihn ist jetzt aber klar, dass er erst einmal Abstand vom Sportmarketing nehmen werde. „Wir sind in einem harten Markt unterwegs. Im Augenblick ist es wichtig, dass wir mit einer starken Marke agieren. Und das kriege ich nicht in den Dimensionen über Eishockey in Bietigheim oder Damenhandball abgebildet.“
Auch bei einem eventuellen Start der HB Ludwigsburg in der zweiten Liga in der Saison 2026/2027, was Köhle als Ziel in einer Mitteilung ausruft, wird es sich Bezner zwei Mal überlegen, dort wieder als Sponsor einzusteigen. „Nach den gemachten Erfahrungen – das ist keine endgültige Entscheidung – ist die Wahrscheinlichkeit nicht groß, dass ich mich noch einmal in großem Maße engagiere“, so Bezner. nb