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Heute geht es um drei besondere Frauen

Beim historischen Rundgang entlang von 50 sehenswerten Gebäuden. Mittlerweile ist die Sammlung Zander Teil der kunstgeschichtlichen Forschung.

  • Dieses Wandbild verrät alles.

    Dieses Wandbild verrät alles.

  • Der obere Turm als Wahrzeichen

    Der obere Turm als Wahrzeichen

  • Der Ganerbenbrunnen zeigt die Wappen der vier Adelsgeschlechter.

    Der Ganerbenbrunnen zeigt die Wappen der vier Adelsgeschlechter.

  • Das Schwäbische Schnapsmuseum lädt aktuell auch zu einer Fotografie-Ausstellung ein.

    Das Schwäbische Schnapsmuseum lädt aktuell auch zu einer Fotografie-Ausstellung ein.

  • Die Arzney-Küche versteckt sich in einem Hinterhof bei der Kirche und zeigt die Herstellung von „aqua vitae“, dem „Wasser des Lebens“.

    Die Arzney-Küche versteckt sich in einem Hinterhof bei der Kirche und zeigt die Herstellung von „aqua vitae“, dem „Wasser des Lebens“.

  • Die Burg gehörte ursprünglich Kaiser Barbarossa. Fotos: Gergen

    Die Burg gehörte ursprünglich Kaiser Barbarossa. Fotos: Gergen

  • Hier geht‘s zum Museum der ersten deutschen Berufsschriftstellerin.

    Hier geht‘s zum Museum der ersten deutschen Berufsschriftstellerin.

VKZ-Sommerrätsel (9):

„Heimat ist der Ort, der uns nicht nur Geborgenheit, sondern auch Aufbruch und Rückkehr gewährt.“ – Mit diesen Zeilen von Ernst Reinhardt laden wir bei unserem Sommerrätsel 2022 erneut dazu ein, im Einzugsgebiet der Vaihinger Kreiszeitung und ein Stück weit darüber hinaus zu bekannten Orten zurückzukehren, zu neuen Zielen aufzubrechen, dabei Spannendes zu erfahren und auch im Kleinen und Verborgenen die Schönheit dieses heimeligen Lebensraumes zu schätzen.

Die Rätselrunde Nummer 8 stellte für die VKZ-Leser kein großes Problem dar. Fast alle hatten Schmie, Sandstein, Sonnenuhr und Maulbronn richtig.

Das heutige Sommerrätsel ist drei besonderen Frauen einer kleinen Stadt im Zabergäu gewidmet. Die eine hatte sich der Kunst verschrieben, die zweite gilt als Autorin der ersten deutschen Frauenromane und die dritte ging als kinderreichste Mutter der Nation in die Geschichte ein.

Beim historischen Rundgang durch das 8000-Seelen-Städtle begegnet man jedoch nicht nur den Spuren dieser drei interessanten Frauen, sondern entlang von rund 50 sehenswerten Gebäuden vielen weiteren bedeutenden Zeugnissen, von denen hier einige zunächst Erwähnung finden sollen. Da ist beispielsweise die Ruine der Ganerbenburg an der nordwestlichen Grenze der Altstadt, die 1188 im Besitz von Kaiser Barbarossa war und später den Ganerben als Residenz diente. Von ihr sind noch der Turm und das blumengeschmückte Steinhaus erhalten. Das Ganerbentum entstand aufgrund einer Zersplitterung der Besitzrechte zwischen den vier örtlichen Adelsgeschlechtern, nämlich den Herren von Sachsenheim, Liebenstein, Gemmingen und Neipperg. Um Streitigkeiten zu vermeiden, wurde 1388 der sogenannte Burgfriede zwischen den Ganerben geschlossen. Wie der Beschreibung zu entnehmen ist, erhielt der gesuchte Ort dabei seine erste Stadtordnung samt gewähltem Stadtrat und Bürgermeister sowie einem bestellten Amtmann. Alle zwei bis drei Jahre wurde zudem aus den Reihen der Adligen ein neuer Baumeister gewählt, der als Regent für die Stadtverwaltung zuständig war und im Wechsel auch in der Burg residierte. Der Ganerbenbrunnen im Zentrum mit den vier Wappen der Adelsfamilien erinnert an diese besondere Historie, die so lange währte, bis Reichsgraf Anton Heinrich Friedrich von Stadion anno 1750 die gesamte Stadt erwarb.

Drei Jahre später ließ er das prachtvolle Schloss im spätbarocken Stil erbauen, das heute seinen Namen trägt. Es diente nach mehreren Umnutzungen von der Adelsresidenz über das Forstamt und der königlichen Taubstummenanstalt bis hin zum Schiller-College für amerikanische Studenten von 1996 bis 2020 als Museum – und zwar für die herausragende Sammlung von Charlotte Zander. Mehr als sechs Jahrzehnte lang trug die 2014 verstorbene Galeristin Meisterwerke der Avantgarde, der Art Brut sowie einer weiteren Kunstrichtung zusammen und schuf damit die weltweit umfangreichste und bedeutsamste Sammlung dieser Art. Wie auf der Museumsseite zu lesen ist, beherbergte das Stadionsche Schloss mit über 4500 Exponaten lange Zeit einen Schatz von „einzigartigem kunsthistorischem Wert“, indem höchst unterschiedliche künstlerische Positionen gezeigt wurden. So konnte man hier unter anderem Werken von André Bauchants, Séraphine Louis, Adolf Wölfli und Henri Rousseau begegnen. Mittlerweile ist die Sammlung Zander Teil der kunstgeschichtlichen Forschung sowie von internationalen Ausstellungsprojekten und nur noch in deren Rahmen der Öffentlichkeit zugänglich.

Ein weiterer Erinnerungsort, der neben dem lokalen Schwäbischen Schnapsmuseum und dem ganz in der Nähe der Cyriakus-Kirche angesiedelten Apothekermuseum Arzney-Küche einmalig ist und sich im ehemaligen königlich-württembergischen Forstgefängnis neben der Vinothek befindet, ist nach der zweiten Frau des heutigen Rätsels benannt. Die Schwiegertochter des einstigen Schlossherrn und Großmutter von Bettina von Arnim, Clemens und Sophie Brentano, die in der Zeit der Aufklärung im „Stile der Empfindsamkeit“ schrieb und als erste finanziell unabhängige Berufsschriftstellerin gilt, vollendete an gesuchter Stelle ihr Romandebut „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“. Von der gefragten Autorin sind auch zahlreiche Zitate überliefert, darunter folgendes: „Eine edle Seele adelt alles, was sie ist, und was sie tut, den Gebrauch des Reichtums und das Ertragen des Mangels.“ Mit einer weiteren Weisheit von ihr lässt sich dagegen zum dritten Rätsel überleiten, denn sie trifft zwar auf so manchen Mann, aber ziemlich sicher nicht auf den Gatten der kinderreichsten Mutter Deutschlands zu: „Manch einer sucht nach Liebe und vergisst, dass er ein Weib zuhause hat.“

Schließlich soll laut Protokoll von Notar Friedrich Deumling aus Wimpfen aus dem Jahre 1498 Barbara Stratzmann selbst Auskunft über den ehelichen Kindersegen gegeben haben. So ist in den Annalen über die „wahrhaftige Historia“ zu lesen: „Bekenn mich hiermit mit meiner Handschrift, dass ich solches von dieser Frawen alles selbst hab gehört. Und also auch geschrieben.“ So habe die fruchtbare Gattin von ihren 29 Schwangerschaften berichtet, bei denen sie achtzehnmal Einlinge, fünfmal Zwillinge, viermal Drillinge sowie jeweils einmal Sechs- und Siebenlinge gebar. Allerdings seien 19 Kinder tot geboren und das älteste lediglich acht Jahre alt geworden. Ein Wandbild in der bereits erwähnten, altehrwürdigen Cyriakus-Kirche, die bereits um 1100 erstmals erwähnt wurde, zeigt das Ehepaar Stratzmann mit seinen 38 Söhnen und 15 Töchtern gemeinsam mit Jesus im Stall zu Bethlehem und gibt damit ein weiteres Zeugnis von diesem Kinderwunder.

Die vier Fragen: 1. Wie heißt die gesuchte Stadt? 2. Welcher dritten Kunstrichtung hatte sich Charlotte Zander verschrieben? 3. Welcher Ort ist der ersten deutschen Berufsschriftstellerin gewidmet? 4. Wie wird die kinderreichste Frau mit Blick auf ihren Geburtsnamen noch genannt?

Einsendungen bis Mittwoch (31. August) um 18 Uhr per Mail an info@vkz.de. Oder die Antworten auf eine Karte schreiben und in den Verlagsbriefkasten am Marktplatz werfen. Absender nicht vergessen.

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