Vaihingen. Die Musikkassette wird 60 Jahre alt und schon das Wort Musikkassette weckt Gefühle, die eine Bandbreite von großer Zuneigung bis zu tiefem Frust umfassen. Wer in seinen Kinder- beziehungsweise Teenagerjahren auf die Kassette als Tonträger angewiesen war, erinnert sich vermutlich lebhaft daran. Wer einen Radiorekorder sein eigen nannte, konnte auf einem Gerät Lieder aus dem Programm mitschneiden, was mehr oder minder gut gelang. Gerne verpasste man den Start eines Songs, der dann für alle Zeiten auf der Kassette eben an anderer Stelle begann wie das Original. Manchmal drückte man die Tasten Aufnahme und Play rechtzeitig und zeitgleich, freute sich über den gelungenen Coup, und dann quasselte plötzlich der Radiosprecher eine Meldung zwischenrein. Das Lied musste natürlich auf der Kassette bleiben und die Radiomeldung gehörte irgendwann einfach zum Song, was zu Irritationen führte, wenn man das Lied einmal ohne diese Unterbrechung hörte.
Redakteur Uwe Bögel, ältestes Redaktionsmitglied, erinnert sich: „Ich hab’ meine erste Kassette in Mühlacker beim Musik Kraus in der Hindenburgstraße gekauft. Das war eine grüne Kassette von Deep Purple. Und in meinem ersten Auto, einem Citroën LN, da habe ich so einen separaten Kassettenrekorder gehabt – ein Radio hatte ich nicht, eher Kolbenfresser. Jedenfalls konnte man da eine Weile Kassetten hören, bis es nur noch Bandsalat gab.“
Mit 21 Jahren die Jüngste im Redaktionsteam, Marylou Gaißert, kennt die Kassette noch ganz dunkel. Benjamin Blümchen, töröö, fällt ihr spontan ein. Und dass es Spaß gemacht habe, mit einem Stift das Band raus- und reinzudrehen.
Sportredakteur David Dittrich war neun Jahre alt, als er immer samstagnachmittags im SWR 1 die Sendung „Stadion“ – „die gibt es heute noch“ –, eine Bundesligakonferenz zum Hören, auf Musikkassette verewigt. „Da wird die Stimmung aus dem Stadion ins Wohnzimmer transportiert“, fasst Dittrich die Stimmungslage zusammen. Dort, im Wohnzimmer, stand nämlich der Radiorekorder der Eltern. „Wenn’s mich gepackt hat, habe ich’s unter der Woche angehört“, erinnert er sich. Wie gut, dass der Radiorekorder noch im elterlichen Wohnzimmer steht. Denn vor zwei Jahren hat er sich die Kassette mit dem Treffer von Roy Makaay gegen den VfB beim Aufräumen nochmal angehört und wurde mal kurz in die Kindheit zurückkatapultiert. Dittrichs Mutter dürfte weniger gute Erinnerungen an die Aufnahmen ihres Sohnes haben, wurde doch ihr „Schwanensee“ einst für den Fußball überspielt.
Redaktionsleiterin Dorothee Kauer kann nahezu historische Kassetten für ein Foto liefern. Bibi Blocksberg ist dabei, Die drei ??? und Alf. Und das sind nicht irgendwelche Kassetten, sondern diejenigen, die sie über viele Jahre hinweg bis ins Erwachsenenalter beim Einschlafen begleitet haben. „TKKG eignet sich dafür auch bestens“, lässt Kauer wissen. Beim Stichwort TKKG stimmt sie auch das zugehörige Lied an. Ihren siebenjährigen Neffen habe sie erfolgreich an die Kassetten herangeführt. „Der ist mittlerweile auch auf den Geschmack gekommen und hört die alten Sachen“, berichtet sie mit leuchtenden Augen und fügt noch an: „‚Hui Buh – Das Schlossgespenst‘ ist auch großartig.“
Mit seiner Kindheit verbindet auch Redakteur Michael Banholzer seine Erinnerungen an die Kassette. In ganz frühen Jahren waren es zunächst Märchen auf Band, die „Muppets“ oder die Abenteuer der „Fünf Freunde“. Wenn draußen schlechtes Wetter war, konnte man damit ganze Nachmittage verbringen. Später, als Jugendlicher, hat auch er Musik aus dem Radio aufgenommen. Vorzugsweise auf AFN, dem Radiosender des amerikanischen Militärs, da dort die seiner Ansicht nach bessere Musik zu finden war. Und da es im elterlichen Haushalt anfangs nur einen einzigen CD-Player in der Stereoanlage im Wohnzimmer gab, mussten dort die ersten erstandenen CDs mühsam auf Kassette überspielt werden, um sie im eigenen Zimmer oder unterwegs anhören zu können – auf dem Walkman (zunächst leider mit uncoolen Bügelkopfhörern und erst später mit Ohrstöpseln) oder selbst im ersten Auto, das noch keinen CD-Player hatte.
Jetzt sind Sie dran: Wir freuen uns auf Ihre Geschichten, Erlebnisse und Erinnerungen mit der guten alten Musikkassette. Schreiben Sie uns, gerne auch mit Foto - das Einverständnis der darauf abgebildeten Personen vorausgesetzt. Einsendungen bis Donnerstag (7. September), 9 Uhr, per E-Mail an info@vkz.de. Bitte Name und Adresse, eventuell mit Telefonnummer für Nachfragen, nicht vergessen.