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Vom Aufstieg und Untergang Babylons

Obwohl sie längst untergegangen ist, gehört Babylon noch immer zu den berühmtesten Städten der Geschichte. Vor 125 Jahren begann die Deutsche Orient-Gesellschaft, die Ruinen der antiken Metropole in Mesopotamien auszugraben.

  • Die Hängenden Gärten der Semiramis, auch die Hängenden Gärten von Babylon genannt, waren nach den Berichten griechischer Autoren eine aufwendige Gartenanlage in Babylon am Euphrat. Sie zählten zu den sieben Weltwundern der Antike.Foto: Imago/Pond5 Images

    Die Hängenden Gärten der Semiramis, auch die Hängenden Gärten von Babylon genannt, waren nach den Berichten griechischer Autoren eine aufwendige Gartenanlage in Babylon am Euphrat. Sie zählten zu den sieben Weltwundern der Antike.Foto: Imago/Pond5 Images

Um die antike Stadt Babylon ranken sich wunderliche Geschichten. So sollen die Menschen dort alle hochmütig und hinterlistig gewesen sein. Die Stadt soll ein schrecklicher Ort voll Sünde, Laster und Verbrechen gewesen sein, wie in der Bibel zu lesen ist.

Der antike Geschichtsschreiber Herodot schreibt hingegen über Babylon: „Sie überragt an Schönheit jede andere Stadt, die wir kennen.“ Dabei hat Herodot die Stadt wohl selbst nie mit eigenen Augen gesehen.

Von einstiger Pracht sind nur Ruinen geblieben

Von dem sagenumwobenen Babylon sind nur noch Ruinen übrig geblieben. Diese befinden sich im heutigen Land Irak. Der deutsche Architekt und Orientforscher Robert Koldewey (1855-1925) begann vor 125 Jahren im Auftrag der Deutschen Orient-Gesellschaft, diese Ruinen auszugraben.

Damals hatte all die Erzählungen über Babylon im Kopf. „Dann musste Robert Koldewey aber feststellen: Es war vieles ganz anders“, erzählt der Fachmann Joachim Marzahn. Er hat sich viele Jahre mit der Geschichte von Babylon beschäftigt.

Koldeweys Lebenswerk war die Ausgrabung Babylons. Mehr als 16 Jahre lang grub er durch die uralten Ruinen, bis zum Jahr 1915. Dann beendete der Erste Weltkrieg die Arbeiten des Forschers und der Helfer.

„Die Art, wie Robert Koldewey graben ließ und wie er die Befunde und Funde dokumentierte, waren für die damalige Zeit vorbildlich“, erklärt Marzahn. Der Forscher ließ vorsichtig eine Schicht nach der anderen freilegen. Die alten Lehmmauern wurden Ziegel für Ziegel genau nachgezeichnet. Trotz seiner jahrelangen Arbeit konnte Robert Koldewey nur einen kleinen Teil freilegen.

Der Turmbau zu Babel

Zu seinen berühmtesten Funden gehören die Königspaläste, die Tempel und das Ischtar-Tor. Dieses Tor war das prächtigste Stadttor Babylons. Es war mit leuchtend blauen Fliesen verziert, mit Stieren und wundersamen Mischwesen. Es wurde in Einzelteilen nach Deutschland gebracht und dort in einem langen Prozess wieder zusammengesetzt. Heute steht es in der Stadt Berlin im Pergamonmuseum.

Babylon existierte mehrere tausend Jahre lang. „Doch wenn wir heute von Babylon sprechen, meinen wir in der Regel die Zeit, als König Nebukadnezar II. regierte“, erläutert Marzahn. Dieser König lebte vor etwa 2600 Jahren.

Nebukadnezar herrschte über ein gewaltiges Reich. Bis zu 80 000 Menschen sollen in der Hauptstadt Babylon gelebt haben. Für eine gewisse Zeit war die Stadt also so etwas wie das Zentrum der Welt. „Babylon wurde zu einem Sinnbild für Macht, Reichtum und Erfolg“, sagt der Experte.

Der König ließ in seiner Regierungszeit viele wichtige Bauten errichten. Darunter ein gewaltiges blaues Stadttor, das Ischtar-Tor. Außerdem einen gewaltigen Turm. Über dieses Bauwerk gibt es eine berühmte Geschichte, die unter anderem in der Bibel zu lesen ist. Demnach wollten die Babylonier einen Turm errichten, dessen Spitze bis zum Himmel reichte.

Viereckiger Zikkurat für Gott Marduk

In Wirklichkeit war die Sache etwas anders: Die Herrscher ließ tatsächlich einen Turm errichten. Er war komplett aus Ziegeln gebaut und mit 90 Metern auch sehr hoch. „Da die Stadt in einer weiten Ebene lag, konnte man den Turm schon von sehr weither sehen.“ Die Menschen der damaligen Zeit waren davon wohl mächtig beeindruckt.

Auf Gemälden wird der Turm oft rund dargestellt. Doch die Fachleute fanden heraus, dass der Zikkurat, wie die gestufte Tempeltürme in Mesopotamien hießen, in Wirklichkeit viereckig war und aus mehreren Stufen bestand. Ganz oben auf dem Turm befand sich ein Tempel für Marduk. So hieß der Stadtgott der Babylonier. Von dem Turm ist heute nur noch eine gewaltige Grube geblieben.

Außerdem soll es in Babylon wunderschöne, hängende Gärten gegeben haben. Aber niemand konnte richtig belegen, wo die sich befunden haben. Babylon bleibt wohl eine Stadt voller Geheimnisse.

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