Panorama

Madonnas Mega-Spektakel in der Kritik

Am Samstag erwartet Rio de Janeiro eine Million Menschen zu einem historischen Konzert der Popikone. Das gefällt nicht allen.

  • Der Staat zahlt: Werbung für das Gratis-Konzert von Madonna in der U-Bahn von Rio de JaneiroFoto: AFP/Pablo Porciuncla

    Der Staat zahlt: Werbung für das Gratis-Konzert von Madonna in der U-Bahn von Rio de JaneiroFoto: AFP/Pablo Porciuncla

Die Königin des Pop residiert standesgemäß: Im besten Haus am Platz, im Hotel Copacabana Palace, hat Madonna ihr Quartier bezogen. Es wurde bereits beobachtet, wie ihre Majestät den Blick über den legendären Strand in Rio de Janeiro streifen lässt. Dort haben vor zwei Wochen die Aufbauarbeiten begonnen, für ein Konzert, dass in die Musikgeschichte eingehen soll. Über eine Million Menschen, so schätzen es die brasilianischen Medien, werden an diesem Samstag bei tropischen Temperaturen dem Weltstar zujubeln.

Doch es gibt massive Kritik an dem Spektakel, für das die Politik tief in die öffentlichen Kassen greift. Umgerechnet zwölf Millionen Euro Steuergelder soll das Konzert, das die Besucher gratis besuchen können, gekostet haben, aufgeteilt auf die Kassen von Stadt und Bundesstaat Rio de Janeiro. Der Influencer Bruno Breves veröffentlichte ein Video, in dem ein wütender Bürger die Ausgaben in Frage stellt und auf fehlendes Geld im Bildungs- und Gesundheitswesen verweist. „Der Arbeiter verdient 200 Euro im Monat und Madonna zwölf Millionen an einem Tag“, schimpft der Mann und legt nach: „Das Volk hat keine Gesundheit, keine Bildung, keine Sicherheit.“ Madonnas Gage beträgt 17 Millionen brasilianische Real, das entspricht umgerechnet 28 400 Euro pro Minute für ihren geplanten zweistündigen Auftritt.

Allein die Hotelkosten betragen 800 000 Euro

Die Zeitung „Folha“ bestätigt die Angaben und verweist auf Unterlagen der Anita-Mantuano-Stiftung für die Künste des Bundesstaates. Allein die Hotelkosten werden auf rund 800 000 Euro geschätzt, Madonna und ihre Mitarbeiter wohnen seit Montag im Copacabana Palace: Mehr als 90 der mehr als 230 Zimmer des Hotels sind vom Team Madonna gebucht.

In Vorstädten wie Belfort Roxo gab es in den vergangenen Monaten verheerende Überschwemmungen. Bis heute warten viele Menschen dort auf Hilfe bei Wiederherstellung ihrer Behausungen. Die Behörden haben keinerlei Antworten auf die veränderten Infrastrukturbedürfnisse durch den immer häufiger auftretenden Starkregen. Da werfen Millionenausgaben für ein solches Spektakel noch mehr Fragen auf.

Schwarzmarkt untergräbt Steuereinnahmen

Trotz erwarteter Hunderttausender Konzertbesucher sind Rios Hotels nur zu 83 Prozent ausgebucht: „In anderen Zeiten wären alle Hotels der Stadt, nicht nur die an der Copacabana, weit im Voraus ausgebucht“, sagte Verbandschef Alfredo Lopes und macht private Vermieter verantwortlich: „Derzeit findet eine Flucht dieser Buchungen in informelle Unterkünfte statt, die von Vermietungsplattformen angeboten werden.“

Wegen des Schwarzmarkts bei Vermietungen sei es am Ende kein gutes Geschäft für die öffentliche Hand, da keine Steuern gezahlt würden. Immerhin dürfen die Straßenverkäufer auf ein gutes Geschäft hoffen. T-Shirts und Taschen mit Madonna-Bildern sind begehrte Souvenirs. Die Künstlerin selbst verspricht: „Die Copacabana wird zur größten Tanzfläche der Welt.“

Datenschutz-Einstellungen