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Vorsicht Betrug! Import-Honig ist oft nur gepanschtes Zuckerwasser

Honig ist nicht gleich Honig. Wie gesund Honig ist, hängt auch von Inhaltsstoffen ab. Und da wird beim Import-Honig kräftig gepanscht, wie die EU und Verbraucherschützer warnen.

  • Die Verbraucherzentrale Niedersachsen warnt Verbraucher, dass nach Deutschland importierter Honig häufig verfälscht und mit billigem Zucker gestreckt ist.Foto: Oliver Berg/dpa

    Die Verbraucherzentrale Niedersachsen warnt Verbraucher, dass nach Deutschland importierter Honig häufig verfälscht und mit billigem Zucker gestreckt ist.Foto: Oliver Berg/dpa

Einem Bericht der Verbraucherzentrale Niedersachsen zufolge ist nach Deutschland importierter Honig häufig gepanscht und die Kennzeichnung wenig konkret.

Woraus besteht Honig?

Honig ist ein Naturprodukt, das strengen gesetzlichen Vorgaben der Europäischen Union unterliegt. Er besteht zu 80 Prozent aus Zucker - vornehmlich Fructose (Fruchtzucker) und Glucose (Traubenzucker). Beide gehören zur Gruppe der Kohlenhydrate und Einfachzucker (Monosaccharide).

Glucose ist der wichtigste Energielieferant des Körpers, der schneller ins Blut gelangt als Fructose. Je höher der Anteil des Traubenzuckers im Honig ist, desto rascher kristallisiert er – wie Raps- und Löwenzahnhonig. Je nach Honig kann das Verhältnis der Zuckerarten variieren.

Außerdem enthält Honig organische Säuren, Enzyme und feste Partikeln, die von den Bienen beim Nektarsammeln aufgenommen wurden.

Warum darf der Wassergehalt nicht zu hoch sein?

Der Wassergehalt im Honig muss unter 20 Prozent liegen, weil es sonst bei der Lagerung zur Gärung kommt und er ungenießbar wird. Der ursprüngliche Wassergehalt des Nektars (30 bis 40 Prozent) wird durch den Transport und die Weitergabe von Biene zu Biene deutlich reduziert.

Die Verdunstung des Wassers wird dadurch beschleunigt, dass die Bienen mit ihren Flügeln fächern. Dabei wird die feuchte Luft im Stock durch kühlere, trockene Außenluft ausgetauscht. Der fertige Honig wird schließlich in Waben eingelagert und mit einer wasserundurchlässigen Wachsschicht überzogen.

Welche weitere Inhaltsstoffe finden sich im Honig?

Honig enthält außer Wasser und Zucker in geringem Maße organische Säuren (wie Essig-, Butter – und Oxalsäure) sowie Eiweiße und Enzyme. Enzyme sind Eiweißverbindungen, die biochemische Vorgänge wie ein Katalysator beschleunigen. Glucose-Oxidase ist eine solche Verbindung: Als Bestandteil körpereigener Sekrete der Bienen führt es zur Bildung von Wasserstoffperoxid. Dieser Stoff hat eine keimhemmende und keimtötende Wirkung auf bestimmte Bakterien.

Einheimischer Honig deckt nur ein Drittel des Bedarfs

Nach Angaben des Deutschen Imkerbundes sorgen hierzulande etwa 1 Million Bienenvölker und rund 150.000 (Hobby-) Imker für die Produktion. Damit deckt der heimische Honig rund 30 Prozent des deutschen Bedarfs. Der Rest wird importiert und stammt vorwiegend aus China, Mexiko, Argentinien, der Ukraine und Rumänien.

Gestreckter Honig bei EU-Importen

Die Verbraucherzentrale Niedersachsen vermeldet nun, dass importierter Honig häufig verfälscht - also gepanscht - ist. Sie beruft sich dabei auf die von der Europäischen Kommission koordinierte Aktion „From the Hives“. Zwischen 2021 und 2022 wurden demnach insgesamt 320 Proben von importiertem Honig an den Grenzen der EU entnommen. Knapp die Hälfte (46 Prozent) habe nicht den Bestimmungen der Honigrichtlinie entsprochen. Am 24. Mai 2024 wurde diese EU-Richtlinie 2024/1438 und somit die Änderung der EU-Honigrichtlinie 2001/110 im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht.

74 Proben der gestreckten Proben stammen aus China

Warum wird Honig Sirup beigemischt?

Da Honig zu einem großen Anteil aus Zucker besteht, lässt er sich leicht strecken. Inzwischen kommen nach Erkenntnissen der Verbraucherschützer hierbei Sirupe aus Reis, Weizen oder Zuckerrüben zum Einsatz. Laut Niedersächsischem Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) sind insbesondere diese Fälschungen schwer nachzuweisen.

Wie gesund ist Honig aus dem Supermarkt?

Die meisten Honigsorten, die man im Supermarkt kaufen kann, sind pasteurisiert. Sie wurden also kurzzeitig erwärmt, um Bakterien abzutöten. Dadurch gehen wertvolle Inhaltsstoffe verloren.

Wer reinen Honig haben will, geht am besten zum Imker. Der aus den Waben mit Hilfe einer Honigschleuder gewonnene Honig landet nach ein- bis zweiwöchiger Lagerung direkt im Glas. Ein echtes Naturprodukt.

DIB-Honig – was ist das?

Seit 1925 steht das Gütesiegel „Echter Deutscher Honig“ des Deutschen Imkerbundes (D.I.B) für ein naturbelassenes und amtlich geprüftes Produkt. Was drauf steht, ist auch drin : Honig aus deutschen Landen. Als Brotaufstrich und zum Süßen von Joghurt und Müsli ist er wärmstens zu empfehlen. Hier gilt der bekannte Werbespruch einmal uneingeschränkt: „Da weiß man, was man hat.“

Was raten Verbraucherschützer?

Die niedersächsische Verbraucherschutzzentrale empfiehlt, möglichst regionale Produkte mit einer eindeutigen Herkunftsangabe wie „Deutscher Honig“ oder „Ursprungsland: Deutschland“ zu kaufen. „Auch ein Glas Honig von lokalen Imkerinnen oder Imkern auf dem Wochenmarkt oder im Hofladen gibt Ihnen mehr Sicherheit. Obendrein leisten Sie damit einen Betrag zum Erhalt der heimischen Pflanzenvielfalt.“

Wichtig sei es zudem auf den Preis zu achten. Je niedriger der Preis, desto höher sei die Gefahr für gefälschten Honig. „Auch Bio-Honig ist eine gute Wahl, um bestmöglich auf Pestizidrückstände im Honig zu verzichten. Wichtig ist aber auch hier die Herkunftsangabe aus Deutschland“, raten die Verbraucherschützer.

Was ist die Honig-Kennzeichnung?

Auf Honig-Verpackungen in Supermärkten findet sich häufig der Hinweis „Herkunft: Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern“.

Laut Deutscher Honigverordnung ist die Angabe des Produktsursprungs verpflichtend. Gemeint ist damit aber kein bestimmtes Land. Somit erwirbt der Verbraucher weder woher der Honig stammt, noch um welches Mischungsverhältnis es geht.

Neue Regeln sollen ab Mitte 2026 greifen

Wie geht es weiter? Bei Honig stehen manche Eigenschaften ganz genau auf den Gläsern. In puncto Herkunft heißt es auf den Etiketten bisher aber oft nur: Mischung „aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern“. Solche vagen Angaben müssen nach einer europäischen Richtlinie bald konkreter werden, nämlich mit den Ursprungsländern je nach Gewichtsanteil.

Das Bundesernährungsministerium bringt jetzt eine Verordnung für die nationale Umsetzung auf den Weg. Verbraucherschützer begrüßen das als überfällig und mahnen noch weitere verpflichtende Herkunftsangaben an.

„Honig aus Deutschland“

Die 2024 auf EU-Ebene beschlossene Richtlinie muss bis zum 14. Dezember 2025 in deutsches Recht umgesetzt sein. In Kraft treten sollen die Neuregelungen am 14. Juni 2026.

Dabei gilt: „Was bis zum Stichtag nach den bisherigen Vorgaben hergestellt, abgefüllt und gekennzeichnet wurde, kann auch nach dem Stichtag abverkauft werden“, erläutert ein Ministeriumssprecher. Für die Wirtschaft sei so insgesamt eine Übergangsfrist von 24 Monaten geschaffen worden.

Eingeführt wird nun eine verpflichtende Ursprungslandkennzeichnung für Mischungen, wie ein Ministeriumssprecher weiter erläutert. Und dabei müssen die Länder in absteigender Reihenfolge ihres Anteils und zusätzlich mit dem Gewichtsanteil in Prozent angegeben werden. Ein einziges Ursprungsland ist wie bisher ohne Prozentzahl anzugeben, also etwa „Honig aus Deutschland“ (mit dpa-Agenturmaterial).

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