Der Physik-Nobelpreis geht in diesem Jahr an John Hopfield aus den USA und den in Großbritannien geborenen Geoffrey Hinton,der im kanadischen Toronto lehrt. Die beiden Forscher werden für „bahnbrechende Entdeckungen und Erfindungen“ im Bereich des maschinellen Lernens geehrt, wie das schwedische Nobelkomitee am Dienstag (8. Oktober) mitgeteilt hat. Die Wissenschaftler gelten als Pioniere bei der Erforschung künstlicher neuronaler Netzwerke.
Hopfield (91) und Hinton (76) hätten Werkzeuge aus der Physik genutzt, um den Grundstein für das heutige leistungsstarke maschinelle Lernen zu legen, heißt es in der Begründung des Komitees. „Das maschinelle Lernen auf der Grundlage künstlicher neuronaler Netze revolutioniert derzeit die Wissenschaft, die Technik und das tägliche Leben.“
Wichtige Begriffe zum Physik-Nobelpreis 2024 erklärt
Boltzmann-Maschine: Der in Großbritannien geborene Physiker, Molekularbiologe und Neurowissenschaftler Geoffrey Hinton untersucht die Anwendung von künstlichen neuronalen Netzen in den Bereichen Lernen, Gedächtnis, Wahrnehmung und Symbolverarbeitung. Er verwendete das Hopfield-Netzwerk als Grundlage für ein neues Netzwerk, das eine andere Methode verwendet: die Boltzmann-Maschine (Restricted Boltzmann Machine) – benannt nach dem österreichischen Physiker und Philosophen Ludwig Eduard Boltzmann (1844- 1906). Diese kann lernen, charakteristische Elemente in einer bestimmten Art von Daten zu erkennen.
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KI bedeutend wie Industrielle Revolution
Künstliche Intelligenz wird nach Meinung des Physik-Nobelpreisträgers Geoffrey Hinton einen riesigen Einfluss auf die Menschheit haben. „Sie wird mit der Industriellen Revolution vergleichbar sein“, sagte Hinton, als er telefonisch zu der Preisbekanntgabe in der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm zugeschaltet wurde. „Aber anstatt die Menschen an körperlicher Stärke zu übertreffen, wird es die Menschen an intellektuellen Fähigkeiten übertreffen.“
Dabei sind Hinton auch die Gefahren bewusst, wenn Maschinen lernen. „Wir haben keine Erfahrung damit, wie es ist, wenn Dinge intelligenter sind als wir“, erklärte er. In vielerlei Hinsicht werde das wundervoll sein, etwa im Fall eines besseren und effizienteren Gesundheitswesens und großen Verbesserungen der Produktivität. „Wir müssen uns aber auch über eine Reihe möglicher negativer Folgen Sorgen machen, besonders über die Gefahr, dass diese Dinge außer Kontrolle geraten.“
Der an der Universität im kanadischen Toronto lehrende Hinton und der US-Amerikaner John Hopfield erhalten den diesjährigen Physik-Nobelpreis für grundlegende Entdeckungen und Erfindungen, die maschinelles Lernen mit künstlichen neuronalen Netzen ermöglichen. «Ich bin verblüfft. Ich hatte keine Ahnung, dass das passieren würde. Ich bin sehr überrascht», sagte Hinton über die Auszeichnung.
Komitee würdigt Erforschung neuronaler Netze
„Die Arbeit der Preisträger ist bereits von größtem Nutzen. In der Physik verwenden wir künstliche neuronale Netze in einer Vielzahl von Bereichen, beispielsweise bei der Entwicklung neuer Materialien mit spezifischen Eigenschaften“, erklärt Ellen Moons, Vorsitzende des Nobelkomitees für Physik.
Die bedeutendste Auszeichnung für Physiker ist in diesem Jahr mit insgesamt elf Millionen Kronen (knapp 970.000 Euro) dotiert.
Seit der ersten Preisvergabe im Jahr 1901 sind bislang 224 unterschiedliche Physik-Nobelpreisträger gekürt worden, darunter nur fünf Frauen. Ein Wissenschaftler, der US-Amerikaner John Bardeen, erhielt ihn zweimal.
2023: Messung ultraschneller Prozesse
Im vergangenen Jahr hatten den Physik-Preis der in Deutschland forschenden Ferenc Krausz, Pierre Agostini in den USA sowie die Französin Anne L’Huillier erhalten. Sie wurden für Experimente ausgezeichnet, die der Menschheit neue Instrumente zur Erforschung von Vorgängen in Atomen und Molekülen gaben.
Die drei Forscher hätten einen Weg aufgezeigt, extrem kurze Lichtpulse zu erzeugen, mit denen sich die schnellen Prozesse messen lassen, in denen sich Elektronen bewegen oder ihre Energie ändern, hieß es.
Verleihung weitere Nobelpreise
Am Mittwoch (9. Oktober) werden die Träger des Chemie-Nobelpreises verkündet. Am Donnerstag (10. Oktober) und Freitag (11. Oktober) folgen die Bekanntgaben für den Literatur- und den Friedens-Nobelpreis.
Der Reigen endet am kommenden Montag (14. Oktober) mit dem von der schwedischen Reichsbank gestifteten Wirtschafts-Nobelpreises. Die feierliche Überreichung der Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel (mit dpa/AFP-Agenturmaterial).