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Ashwagandha – das umstrittene Heilmittel

Die Schlafbeere gilt als neues Superfood. Anbieter bewerben die vielfältigen Vorzüge der Pflanze. Allerdings rät die Verbraucherzentrale zur Skepsis.

  • In Kapselform hat Ashwagandha  es auf den europäischen Markt geschafft.Foto: IMAGO/Panthermedia/Copyright: xDreamstimexLhall49x

    In Kapselform hat Ashwagandha es auf den europäischen Markt geschafft.Foto: IMAGO/Panthermedia/Copyright: xDreamstimexLhall49x

Stress, Schlaflosigkeit, Impotenz – gegen all diese gesundheitlichen Probleme soll Ashwagandha Abhilfe schaffen. Das behaupten zumindest die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln, die auf der ursprünglich vor allem in Indien verwendeten Pflanze basieren.

Inzwischen liegen Ashwagandha-Produkte auch bei uns im Trend. Der tatsächliche Nutzen ist jedoch fraglich. Stattdessen warnen verschiedene Einrichtungen vor möglichen Beschwerden, die bei hohem Konsum eintreten könnten.

Lange Tradition in indischer Heilkunst

Biologisch gesehen zählt Ashwagandha zur Familie der Nachtschattengewächse, der unter anderem auch Kartoffeln oder Tomaten angehören. Der Name stammt aus der indischen Sprache Sanskrit und bedeutet so viel wie „Geruch des Pferdes“. Im Deutschen ist für das Gewächs die Bezeichnung Schlafbeere geläufig. Der wissenschaftlich korrekte Begriff lautet Withania somnifera.

In der ayurvedischen Medizin kommt die Pflanze seit über 3000 Jahren zum Einsatz. Dort gilt sie als Beruhigungsmittel, das für einen besseren Schlaf sorgt. Darüber hinaus soll sie unter anderem die Schilddrüse stärken. Bei Ayurveda handelt es sich um eine traditionelle indische Heilkunst.

Pflanze ist in der EU kein Arzneimittel

Auf dem westeuropäischen Markt ist Ashwagandha in Kapseln und Pulvern erhältlich. Der Inhalt kommt nur aus den Wurzeln und Blättern, denn die Früchte der Schlafbeere sind giftig. Als Dosierung für Antistress-Mittel nannte die Weltgesundheitsorganisation WHO 2009 zweimal täglich 250 Milligramm der getrockneten und gemahlenen Wurzel.

Wissenschaftlich aussagekräftige Belege, die die therapeutische Wirkung bestätigen, gibt es allerdings nicht. Außerdem weist die Abteilung für Ernährung der Verbraucherzentrale darauf hin, dass Ashwagandha in der EU als Nahrungsergänzungsmittel firmiert. Anders als Arzneimittel müssen Produkte dieser Kategorie vor ihrer Zulassung keine strenge Prüfung zu ihrem medizinischen Nutzen durchlaufen.

Studie erwähnt Leberschäden

Auch für die Nebenwirkungen von Ashwagandha ist der Forschungsstand nicht ausreichend, um eine klare Aussage treffen zu können. Bei der Einnahme von geringen Dosen über einen Zeitraum von bis zu drei Monaten scheint das Risiko zwar begrenzt zu sein. Jedoch ist im Zusammenhang mit Withania somnifera immer wieder von einer erhöhten Gefahr für Leberschäden die Rede. Das geht unter anderem aus einer Studie des niederländischen Forschungszentrums Lareb hervor.

Durchfall und Erbrechen gelten ebenfalls als mögliche Beschwerden bei starkem Gebrauch. 2012 empfahl das Bundesinstitut für Risikobewertung deshalb, die Sicherheit der Wurzel als „nicht eindeutig belegt“ einzustufen. Aufgrund der ungeklärten Nutzen und Risiken rät die Verbraucherzentrale, auf Produkte mit Schlafbeere zu verzichten.

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