Panorama

Touristen abschrecken ist nicht leicht

In Amsterdam gehen genervte Bürger juristisch gegen die Stadt vor. Die mache zu wenig, um die lästigen Besucher abzuschrecken.

  • Ein niederländischer Aktivist mit Narrenmaske hält ein  Schild hoch mit der übersetzten Aufschrift: „Amsterdam stirbt an den Touristen“Foto: imago/Richard Wareham

    Ein niederländischer Aktivist mit Narrenmaske hält ein Schild hoch mit der übersetzten Aufschrift: „Amsterdam stirbt an den Touristen“Foto: imago/Richard Wareham

Im niederländischen Amsterdam verklagen Aktivisten die Stadtverwaltung und die grüne Bürgermeisterin Femke Halsema, weil die Kommune ihrer Meinung nach nicht genug gegen den Massentourismus unternimmt. Eine Bürgerinitiative hat 50 000 Euro eingesammelt, um die Anwälte bezahlen zu können. Zusammen mit zwölf weiteren Bürgerorganisationen wurde jetzt die Klage eingereicht.

Die Initiatoren sind der Ansicht, dass Amsterdam sich nicht an die Regeln hält und zu wenig unternimmt, um die Zahl der Touristen in der Stadt zu verringern. „Die Übernachtungen liegen seit drei Jahren über den vereinbarten 20 Millionen Touristen pro Jahr, ohne dass die Gemeinde wirksame Maßnahmen ergriffen hat“, behauptet Jasper van Dijk, einer der Initiatoren.

Die Touristen bringen auch viel Geld in die Kasse

Der Hintergrund: Im Jahr 2021 legte Amsterdam in Form einer Verordnung fest, dass die Höchstzahl touristischer Übernachtungen in der Stadt auf 20 Millionen pro Jahr beschränkt ist. Dennoch gab es im vergangenen Jahr 22,9 Millionen touristische Übernachtungen. Die Touristen bringen viel Geld in die Kasse. Allein in Amsterdam geben sie jährlich schätzungsweise rund zehn Milliarden Euro aus. Die Stadt ergriff zwar Maßnahmen, doch nach Ansicht der Kläger sind diese nicht wirksam genug. So wurde die Touristensteuer erhöht und die Zahl der Fluss- und Seekreuzfahrten halbiert. Außerdem dürfen keine neuen Hotels gebaut werden. In Amsterdam beträgt die Touristensteuer „Toeristenbelasting,“ auf Niederländisch, derzeit 12,5 Prozent des Übernachtungspreises. Amsterdam hat damit die höchste Touristensteuer in ganz Europa. Zusätzlich gibt es eine Tagessteuer für Kreuzfahrt-Passagiere. Derzeit beträgt sie 14,50 Euro pro Passagier. Ein Besuch in Amsterdam kann also teuer werden.

Bürgerinitiative will Steuer erhöhen

Sehr teuer sind auch die Hotels. Schon die preiswertesten Budget-Hotels mit einem oder zwei Sternen verlangen schnell mehr als 100 Euro die Nacht. In der Luxuskategorie, vier oder Fünf-Sterne, geht nichts unter 200 Euro die Nacht. In vielen Fünf-Sterne-Hotels werden Preise ab 500 Euro die Nacht verlangt.

Dennoch finden die Initiatoren der Bürgerinitiative „Weniger Touristen“, dass die Touristensteuern noch immer zu niedrig sind. Sie sollten ihrer Meinung nach erneut kräftig erhöht werden, um die Besucher regelrecht „abzuschrecken.“ Der Aktivist Van Dijk sagt: „Amsterdam könnte die vielen zusätzlichen Einnahmen aus der erhöhten Touristensteuer nutzen, um Gebäude aufzukaufen und so beim Beseitigen des krassen Wohnungsmangels in der niederländischen Hauptstadt zu helfen.“

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