Kultur

Ein Klimakrimi vom Klimaminister?

Für den ARD-Film „Die Flut – Tod am Deich“ hat Robert Habeck mit seiner Frau Andrea Paluch die Vorlage geliefert – frei nach Theodor Storms „Schimmelreiter“. Ein Umweltschutz-Krimi ist das Programmhighlight am Samstagabend aber keineswegs.

  • Eigenwilliges Duo: Iven (Anton Spieker, links) und  Wienke (Philine Schmölzer)Foto: dpa/Christine Schroeder

    Eigenwilliges Duo: Iven (Anton Spieker, links) und Wienke (Philine Schmölzer)Foto: dpa/Christine Schroeder

  • „Die Flut – Tod am Deich“ mixt Mystery, Thriller und Coming of Age.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

    „Die Flut – Tod am Deich“ mixt Mystery, Thriller und Coming of Age.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

  • Philine Schmölzer spielt die eigenwillige Wienke Haien.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

    Philine Schmölzer spielt die eigenwillige Wienke Haien.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

  • Wienke (Philine Schmölzer, re.) ist mit Iven (Anton Spieker, li.) in ihr Heimatdorf zurückgekehrt, um mehr über ihre geheimnisvollen Familienverhältnisse zu erfahren.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

    Wienke (Philine Schmölzer, re.) ist mit Iven (Anton Spieker, li.) in ihr Heimatdorf zurückgekehrt, um mehr über ihre geheimnisvollen Familienverhältnisse zu erfahren.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

  • Iven (Anton Spieker) hat sie zwar nach Stegebüll gebracht, will IWienke (Philine Schmölzer, li.) aber vor der Wahrheit beschützen.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

    Iven (Anton Spieker) hat sie zwar nach Stegebüll gebracht, will IWienke (Philine Schmölzer, li.) aber vor der Wahrheit beschützen.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

  • Ole Peters (Sascha Geršak, re.) passen die Fragen Wienke und Iven Iven (Anton Spieker, li.) nicht in den Kram.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

    Ole Peters (Sascha Geršak, re.) passen die Fragen Wienke und Iven Iven (Anton Spieker, li.) nicht in den Kram.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

  • Gemeinsame Vergangenheit: Wienke (Philine Schmölzer, li.) und Sten (Philipp Jacob, re.) kennen sich aus Kindheitstagen.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christi

    Gemeinsame Vergangenheit: Wienke (Philine Schmölzer, li.) und Sten (Philipp Jacob, re.) kennen sich aus Kindheitstagen.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christi

  • Iven (Anton Spieker, re.) stellt Ole Peters (Sascha Geršak, li.) vor Wienke (Philine Schmölzer, hinten li.) und Sten (Philipp Jacob, hinten re.) zur Rede.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

    Iven (Anton Spieker, re.) stellt Ole Peters (Sascha Geršak, li.) vor Wienke (Philine Schmölzer, hinten li.) und Sten (Philipp Jacob, hinten re.) zur Rede.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

  • Ole Peters (Sascha Gersak) und seine Tochter Ann-Grethe (Janina Stopper). Welche Rolle hat sie damals gespielt?Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

    Ole Peters (Sascha Gersak) und seine Tochter Ann-Grethe (Janina Stopper). Welche Rolle hat sie damals gespielt?Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

  • In Rückblenden wird vom Geschehen vor 15 Jahren erzählt: Iven, damals eine Art Ziehsohn der Haiens,  (Anton Spieker, re.) spricht mit dem Bürgermeister Ole Peters (Sascha Geršak, li.).Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Georg Wendt

    In Rückblenden wird vom Geschehen vor 15 Jahren erzählt: Iven, damals eine Art Ziehsohn der Haiens, (Anton Spieker, re.) spricht mit dem Bürgermeister Ole Peters (Sascha Geršak, li.).Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Georg Wendt

  • Peters’Tochter Ann-Grethe (Mitte, Janina Stopper) war damals Ivens Jugendliebe.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Georg Wendt

    Peters’Tochter Ann-Grethe (Mitte, Janina Stopper) war damals Ivens Jugendliebe.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Georg Wendt

  • Ole Peters (Sascha Geršak, li.) und der Deichgraf  Hauke Haien (Detlev Buck, re.), der eine neue Pumpentechnologie entwickelt hat,  sind nicht einer Meinung.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Georg Wendt

    Ole Peters (Sascha Geršak, li.) und der Deichgraf Hauke Haien (Detlev Buck, re.), der eine neue Pumpentechnologie entwickelt hat, sind nicht einer Meinung.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Georg Wendt

  • Hauke Haien (Detlev Buck) und Ann-Grethe (Janina Stopper)Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

    Hauke Haien (Detlev Buck) und Ann-Grethe (Janina Stopper)Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

  • Iven (Anton Spieker, re.) versucht der kleinen Wienke (Hanna Frieda Weiss, Mitte) und ihrer Mutter Elke (Franziska Weisz, l.) in der dramatischen Sturmnacht zu helfen.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

    Iven (Anton Spieker, re.) versucht der kleinen Wienke (Hanna Frieda Weiss, Mitte) und ihrer Mutter Elke (Franziska Weisz, l.) in der dramatischen Sturmnacht zu helfen.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

  • 15 Jahre später treffen Iven (Anton Spieker, li.) und Wienke (Philine Schmölzer, Mitte)  auf Ann-Grethe (Janina Stoppe, r.), doch auch sie begegnet den beiden mit offener Ablehnung.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

    15 Jahre später treffen Iven (Anton Spieker, li.) und Wienke (Philine Schmölzer, Mitte) auf Ann-Grethe (Janina Stoppe, r.), doch auch sie begegnet den beiden mit offener Ablehnung.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

  • Wienke (Philine Schmölzer, li.) hat Iven (Anton Spieker, re.) ihr Leben zu verdanken.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

    Wienke (Philine Schmölzer, li.) hat Iven (Anton Spieker, re.) ihr Leben zu verdanken.Foto: ARD Degeto/Nordfilm GmbH/Christine Schroeder

Robert Habeck, grüner Klimaschutzminister, und seine Frau Andrea Paluch haben, wie man vielleicht weiß, zusammen mehrere Bücher für Erwachsene und Kinder verfasst. „Hauke Haiens Tod“ war ihr Debütroman. 2001 erschienen, überträgt er Theodor Storms „Schimmelreiter“-Novelle von 1888 frei in die Gegenwart.

Das Autorenduo stellt Storms Nebenfiguren ins Zentrum eines tragischen Geschehens, das in einer Nordsee-Sturmnacht kulminiert. Mit Aufnahmen von gewaltig heranbrechende Wellen und peitschendem Regen setzt auch der ARD-Film „Die Flut – Tod am Deich“ ein, der Habecks und Paluchs Roman in ein TV-Drama überführt.

Eine Jahrhundertflut erreicht im November 2007 das Nordseedorf Stegebüll und bringt dem Deichgrafen Hauke Haien, seiner Frau Elke und vermeintlich auch deren kleiner Tochter Wienke den Tod. Was niemand im Ort weiß: Iven, Azubi auf dem Haien-Hof und eine Art Ziehsohn, kann unbemerkt mit Wienke fliehen. 15 Jahre später will die 18-Jährige, die in einem Kinderheim in Hamburg aufwuchs, wissen, was damals geschehen ist?

Mystery, Thriller, Coming of Age

Durch Zufall kann sie Iven ausfindig machen und ihn überreden, sie nach Stegebüll zu bringen. Dort hat sich der ehemalige Bürgermeister Ole Peters (Sascha Alexander Gersak), damals Haiens Widersacher, in dessen Hof eingenistet und lässt ihn verlottern. Peters’ Tochter Ann-Grethe (Janina Stopper), Ivens Jugendschwarm, ist Tierärztin und reitet auch den Schimmel, der Hauke Haien gehörte. Vater und Tochter, die ein unterkühltes Verhältnis pflegen, wie auch der Rest der Einheimischen begegnen Iven und Wienke mit Schweigen und Ablehnung.

Der Emmy-preisgekrönte österreichische Regisseur Andreas Prochaska („Das Wunder von Kärnten“; „Das Netz – Prometheus“) und das Autorenduo Daniela Baumgärtl und Constantin Lieb verstehen es, mit ihrem effektvoll ins Bild gesetzten Mix aus Mystery, Thriller und Coming of Age rund 100 Fernsehminuten weitgehend ohne Spannungsverlust zu füllen, wobei das zuletzt genannt Genre dominiert.

Wienke tritt einem in der Filmadaption als so eigenwillige wie klarsichtige, von einer Autismus-Spektrum-Störung beeinträchtigte junge Frau gegenüber, die unnachgiebig ihrer Herkunft auf den Grund gehen, ihre Verlorenheit überwinden will. Die österreichische Theaterschauspielerin Philine Schmölzer gewinnt die Zuschauer auf Anhieb durch ihr eindringliches, von Blicken getragenes Spiel. Übers Ziel hinaus schießen die Filmemacher, indem sie Iven als hypernervösen, daueraggressiven Gegenpart zeichnen – der Grund für seine Disposition erklärt sich erst sehr spät. Wobei es Anton Spieker hervorragend gelingt, das Gutherzige in seiner Figur trotz all seiner Schreierei durchscheinen zu lassen. Detlev Buck als Hauke Haien und Franziska Weisz als Elke veredeln mit ihren Namen die Besetzungsliste, ihre Parts stehen aber im Hintergrund.

Mit von der Partie: Detlev Buck und Franziska Weisz

Nach und nach erhält Wienke Antworten auf ihre Fragen, setzt sich das Bild der Ereignisse von damals zusammen. Regie und Buch binden hierfür geschickt Rückblenden ein. An Storms Duell Aberglauben versus Rationalität im Namen des Fortschritts knüpft der Plot nur oberflächlich und abgewandelt an. Bucks Haien ist ein visionärer, aber verbohrter Ingenieur, der mit einer neuen Pumpentechnologie dem Klimawandel trotzen will und dafür von den Dorfbewohnern einen Bruchteil ihres Landbesitzes verlangt. Egoismus, der zum Untergang führt, oder Gemeinschaft, die in die Zukunft trägt – so könnte vielmehr der Gegensatz lauten, doch dieser wird von Motiven wie Ehebruch, unerfüllte Liebe und Besitzstreitigkeiten überlagert – ein Klima-Krimi ist „Die Flut – Tod am Deich“ jedenfalls keineswegs.

Das Samstagabendpublikum kommt allemal auf seine Kosten: Dem Kameramann Felix Novo de Oliveira gelingen kinoreife Küsten-Stills; die Dialoge sind oft lakonisch, aber nicht aufgesetzt, und das originelle Antiheldenpaar Wienke und Iven bleibt lang im Gedächtnis.

D ie Flut – Tod am Deich: Samstag, 20.15 Uhr, ARD

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