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Der nächste Paukenschlag

Christian Riethmüller tritt von seinen Ämtern beim VfB Stuttgart zurück – und kritisiert den Präsidenten Claus Vogt scharf.

Stuttgart - Eigentlich war der Plan ein anderer. Gemeinsam mit Rainer Adrion hatte Christian Riethmüller zugesagt, auf der Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart die Vertrauensfrage zu stellen. Ist er aus Sicht der Mitglieder noch der Richtige für eines der drei Ämter an der Spitze des größten Sportvereins in Baden-Württemberg? Doch zu diesem Showdown Ende Juli kommt es nun nicht mehr. Am Mittwoch erklärte der 49-Jährige seinen sofortigen Rücktritt, ist damit nicht mehr Präsidiumsmitglied des VfB Stuttgart e. V. und auch nicht mehr Mitglied des Aufsichtsrats der VfB Stuttgart AG.

Was ihn dazu bewogen hat, erklärte Riethmüller in einem ausführlichen Statement. Ausschlaggebend sei für ihn „weniger die Rücktrittsforderung der Cannstatter Kurve gegen das gesamte Präsidium“ gewesen, schreibt der Vorsitzende der Geschäftsführung des Buchhändlers Osiander, „sondern vielmehr die Art der Zusammenarbeit mit dem Präsidenten und Teilen des Vereinsbeirates in den vergangenen zwei Jahren“.

Zuletzt gab es vor allem Streitigkeiten über die Rolle des Vereinspräsidiums beim Einstieg des Investors Porsche. Wie vom Autobauer gefordert, hatten die drei Clubvertreter wie alle anderen Aufsichtsratsmitglieder zugesagt, dass der Präsident Claus Vogt den Vorsitz im Kontrollgremium abgibt. Vogt selbst wollte den Schritt dann aber nicht mehr vollziehen und wurde stattdessen als Aufsichtsratschef abgewählt. Die Cannstatter Kurve forderte daraufhin den Rücktritt aller drei Präsidiumsmitglieder. Neben Vogt und Riethmüller ist das noch Adrion. Riethmüller sagt zum Thema Aufsichtsrat und Vogt nun: „Wir brauchen eine professionelle Führung und Kontrolle im Aufsichtsrat, die sich nicht ausschließlich auf den persönlichen Machterhalt konzentriert.“ Den Clubchef Vogt kritisiert er aber auch ansonsten massiv.

Noch in dessen Auseinandersetzung mit Ex-VfB-Vorstandschef Thomas Hitzlsperger habe er Vogt unterstützt, erinnert sich Riethmüller – und ergänzt: „Erst nach meiner Wahl ins Präsidium im Sommer 2021 musste ich feststellen, dass vieles von dem, was Hitz am Präsidenten kritisiert hatte, leider der Wahrheit entsprach.“

Zuletzt wurde Riethmüller dafür kritisiert, dass er nach eigener Aussage einer Initiative behilflich war, die zwar Claus Vogt zum Rücktritt aufforderte, Adrion und Riethmüller aber im Amt halten wollte. „Das war falsch“, sagt Riethmüller, bestreitet aber, hinter einem früheren Blogeintrag zu stehen, der ebenfalls Vogt scharf kritisierte. Auch müsse er einsehen, dass auch er es versäumt habe, die Mitglieder über den geplanten Wechsel an der Spitze des AG-Aufsichtsrats zu informieren.

„Wenn die Zusammenarbeit mit dem Präsidenten aus menschlichen und fachlichen Gründen nicht funktioniert, fragt man sich, woran das liegt“, erklärt Riethmüller nun weiter, „wenn man dann sieht, dass bis auf fünf Personen im Vereinsbeirat fast ausnahmslos bereits zum zweiten Mal fast alle Vorstands-, Aufsichtsrats-, Präsidiums- und Vereinsbeiratsmitglieder entweder zurückgetreten sind, sich kritisch über den Präsidenten geäußert haben, ihm das Vertrauen entzogen haben oder von seiner Seite gewichen sind, zeigt das die Wurzel des Übels.“

Rainer Adrion, der neben VfB-Präsident Vogt im Präsidium verbleibt, dankt Riethmüller dagegen ausdrücklich für eine „kritisch-konstruktive“ Zusammenarbeit. Ihm wünsche er weiterhin das Vertrauen der Mitglieder.

In den vergangenen Wochen hatten vor allem die Fans aus der Cannstatter Kurve einen Rücktritt von allen drei Präsidiumsmitgliedern gefordert. Hintergrund ist die Zusage an den Investor Porsche, dass Vogt das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden der VfB AG abgibt. Der Präsident Vogt wollte sich wiederum nicht mehr an diese Zusage halten, kritisierte offen AG-Vorstand, Aufsichtsratskollegen und Investoren – und stand zuletzt im Zentrum der Kritik. Auch den Bruch mit Riethmüller hatte Vogt öffentlich gemacht. Die AG-Vorstände Alexander Wehrle und Rouven Kasper kritisierten daraufhin ihrerseits den Vereinschef massiv.

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