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Dem Erfolgserlebnis folgt ein wahrhaftiges Debakel

Mit einem 4:1-Sieg bei den Dresdner Eislöwen melden sich die Bietigheim Steelers im Kampf um den Klassenerhalt in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zurück. Gegen
Starbulls Rosenheim setzt es eine 3:9-Packung. Dabei müssen die Fans und die Spieler der Bietigheimer mächtig Häme einstecken.

  • Enttäuschte Gesichter bei Ryon Moser (von links) und Pascal Zerressen von den Bietigheim Steelers. Foto: Baumann

    Enttäuschte Gesichter bei Ryon Moser (von links) und Pascal Zerressen von den Bietigheim Steelers. Foto: Baumann

Eishockey. Bei den Bietigheim Steelers ist im Kampf um den Klassenerhalt in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) 2 mit dem 4:1-Erfolg bei den Dresdner Eislöwen nochmal Hoffnung aufgekommen. Diese haben die Starbulls Rosenheim am Sonntag allerdings wieder im Keim erstickt und das Team aus dem Ellental mit 9:3 aus der Ege-Trans-Arena geschossen.

Die Dresdner Eislöwen entwickeln sich zum Lieblingsgegner der Steelers.

Fußballkommentator Wolff-Christoph Fuss schrie vergangenes Jahr: „Im Keller brennt noch Licht!“ Es gibt wohl kaum bessere Worte, die den 4:1-Sieg der Bietigheim Steelers bei den Dresdner Eislöwen beschreiben. Die, von einigen bereits totgeglaubten, Schlusslichter aus dem Ellental schlugen den Kellerkonkurrenten am 44. Spieltag in der DEL 2 und meldeten sich mit einer beachtlichen Leistung im Abstiegskampf zurück. Dabei zeigten die Schwaben ein komplettes Spiegelbild der Leistung aus den vergangenen Spielen: Offensiv mit bestechender Effizienz (nur 22 Schüsse reichten für vier Tore), defensiv gut gestaffelt, handlungsschnell und diszipliniert beendete die Mannschaft die sieben Spiele lange Niederlagen-Serie.

Und das, obwohl die Gäste noch mehr von Verletzungen gebeutelt waren, als in vorherigen Spielen. Neben den bekannten Guillaume Naud, Brett Welychka, Ryon Moser und Jackson Cressey, die bereits am Dienstag gegen Regensburg fehlten, gesellten sich Dennis Dietmann, Dominik Lascheit, Olafr Schmidt und kurz vor Spielbeginn sogar noch Ryker Killins ins Lazarett dazu. Damit blieben Trainer Alexander Dück magere drei Reihen im Sturm – Neuzugang Marek Racuk musste noch eine Sperre absitzen. In der Defensive standen dem 43-Jährigen sogar nur zwei Reihen zur Verfügung. „Ich muss jeden einzelnen loben, jeder hat sich reingehängt. Die Jungs wussten, nur so geht es“, zollt Dück nach der Partie seinem Rumpfkader Respekt.

Mit der dementsprechend knappen Personaldecke drückten die Hausherren von Beginn an aufs Gaspedal und setzten die Steelers unter Druck. Schmidt-Ersatz Leon Doubrawa im Kasten wurde schon früh getestet: Mal hielt er überragend auf der Linie gegen verdeckte Schüsse, mal wirkte er wackelig und bekam den Puck nicht in der Fanghand festgemacht. So etwa in der vierten Minute, als der Keeper in Unterzahl die Scheibe nicht unter Kontrolle bekam, sie ihm durch die Schoner rutschte und Niklas Heinzinger in höchster Not auf der Linie vor Justin Florek klärte.

Sonst passierte kaum etwas in Durchgang eins, die Schwaben verteidigten couragiert und diszipliniert, von zu langsamem Rückzugsverhalten wie noch gegen Regensburg, war nichts zu sehen. Umso furioser startete der zweite Abschnitt. Weiterhin drückten die Hausherren den SCB in die eigene Zone, weiterhin konzentrierte sich die Dück-Schützlinge aufs verteidigen. Gelegentlich kamen die Schwaben zu einer Kontergelegenheit. Zum ersten Mal durch Nicolas Hinz in der 26. Minute, die der Olympia-Silbermedaillengewinner Danny aus den Birken im Netz der Eislöwen mit der Stockhand entschärfte. Eine Minute später hatte der Keeper der Dresdner dann aber keine Chance mehr. Ein Befreiungsschlag von Pascal Zeressen wurde zur Vorlage für Jack Doremus, der mit dem Hartgummi am Stock quer übers Feld skatete und das Spielgerät aus rund zehn Metern eiskalt ins lange Eck zum 1:0 zirkelte (27. Minute). Und ebenso wenig angekündigt hatte sich der zweite Streich der Enztäler. Nur 22 Sekunden nach dem ersten Tor gewann Hinz ein Bully vor dem Netz von aus den Birken. Joshua Rust schloss ansatzlos ab und brachte die Scheibe mit einem verdeckten Schuss im kurzen Eck am Torhüter vorbei ins Netz.

Doch die Freude der mitgereisten Württemberger währte nicht lang, da Doubrawa in der 36. Minute unfreiwillig für den Anschluss sorgte – nach einem langen Schlag aus der Dresdner Zone in Richtung des Tores des 22-Jährigen, der weit aus seinem Kasten geeilt war um zu klären. Dabei spielte er den Puck direkt in den Stock von David Rundqvist, der die Situation stark antizipierte und nur noch ins leere Tor einschieben musste.

„Leon hat Dresden im ersten Drittel zur Verzweiflung gebracht, so wie er hält, kann man ihm einen Fehler verzeihen“, sagte Alexander Preibisch in der letzten Unterbrechung und ergänzte: „Wir müssen jetzt einfach spielen und sie anrennen lassen. Wir versuchen, jeden Schuss, der aufs Tor kommt wegzunehmen und vorne unsere Chancen zu nutzen, wenn sie da sind.“ Und genau das machte sein Team. Die komplette Truppe warf sich vor jeden Schuss der Hausherren. Alles, was doch durch die weiße Wand kam, parierte Doubrawa.

So passierte lange nichts und wie bereits im zweiten Drittel blieb der Tabellenletzte unfassbar effektiv. Aus nur vier Abschlüssen im Schlussdrittel erzielten die Gäste zwei Tore: Das 3:1 fiel wie aus dem Nichts. Einen Schuss von der blauen Linie von Brett Schaefer fälschte Ryon Moser noch entscheidend ab. Als Löwentrainer Niklas Sundblad aus den Birken vom Eis nahm, um mit einer Überzahl alles zu versuchen, schnürte Doremus seinen Doppelpack mit einem platzierten Schlag aus dem eigenen Torraum in das verwaiste Tor (58.).

„Wir haben nicht viele Chancen gehabt, aber die effizient ausgenutzt“, weiß auch Coach Dück nach der Partie. Mit dem Sieg gab sich der SCB gegen die Sachsen in der gesamten regulären Spielzeit keine Blöße, gewann alle vier Duelle und staubte die vollen zwölf Punkte ab. Damit verkürzten die Schwaben den Abstand auf den Konkurrenten auf neun Punkte.

Das Heimspiel gegen die Starbulls Rosenheim gerät zu einem Debakel.

Die Ex-Bietigheimer Norman Hauner, C.J. Stretch und Lukas Laub sorgten für ein wahres Debakel der Steelers. Die Schwaben gingen gegen die Starbulls Rosenheim sang- und klanglos mit 3:9 unter.

Norman Hauner setzte vor der Partie das Ziel: „Wir müssen ein Tor mehr schießen als Bietigheim.“ Doch dabei blieb es nicht. Der ehemalige Stürmer der Bietigheim Steelers schenkte seinem Ex-Klub bei der 9:3-Packung einen Dreierpack ein und legte dazu noch einen Treffer auf. Auch die anderen früheren Enztäler C.J. Stretch und Lukas Laub präsentierten sich in Torlaune. Beide trafen jeweils ein Mal selbst und bereiteten drei weitere Tore für die Starbulls Rosenheim vor.

Die Hausherren wurden derweil bei der Partie am 45. Spieltag der DEL 2 vorgeführt. Als wären sie Fahnenstangen, umkurvten die Rosenheimer Stürmer die Defensive des Tabellenletzten. Goalie Leon Doubrawa wurde ein ums andere Mal regelrecht im Stich gelassen. Es wirkte wie eine Trainingseinheit. Als eben solche betitelte es auch Steelers-Coach Alexander Dück. „Es war eine gute Spiel-Trainings-Einheit für uns“, sagt er nach der Partie in der Pressekonferenz und ergänzt: „Wir wissen jetzt, was wir noch besser machen können. Wir sind in einer Transformationsphase, wir stellen um, wir spielen anderes Eishockey, und das muss jetzt jeder verstehen.“

Vergleicht man die Leistung der Gastgeber mit dem starken Auftritt vom Freitag gegen Dresden, als die Steelers noch mit 4:1 gewannen, war es ein Bild wie Tag und Nacht. Kraft-, macht-, mut- und planlos fuhren die Enztäler über das Eis. „Wir sind noch nicht so weit, zwei Spiele hintereinander auf so einem Level zu spielen“, erklärt Dück. Es gehe ab sofort darum, „dass jeder versteht, dass es nicht mehr geht, halbherzig dabei zu sein oder ein Spiel zu spielen und das nächste nicht mehr.“ Er kritisierte einige neue Spieler, die es wohl für einen Selbstläufer gehalten hätten. Namen nannte er allerdings nicht.

Bereits in der vierten Minute nahm das Unheil seinen Lauf. Stretch ging wie ein heißes Messer durch Butter durch die Hintermannschaft des Schlusslichts. Kein Spieler in den grünen Trikots bekam Zugriff auf den 34-Jährigen, der vor Doubrawa cool blieb und mit Hilfe des Innenpfostens das 1:0 erzielte – Cole MacDonald und Spencer Berry leisteten nur Begleitschutz. Fünfeinhalb Minuten später folgte Hauners erster Streich in Überzahl (10.), ehe Chris Dodero auch noch das 3:0 nachlegte (13.). Erneut schien die Defensive im Tiefschlaf zu sein und stand für den Center nur Spalier.

Noch vor der ersten Pause erhöhte Hauner auf 4:0 (18.). Der Aufstiegsheld der Bietigheimer wurde von der Abwehr seines früheren Vereins förmlich ignoriert und durfte nach einem Pass in den Rückraum von Stretch unbedrängt einschieben.

Im mittleren Abschnitt war es Hauners dritter Streich (27.), ein Treffer von Laub (23.) und auch Dominik Daxlberger durfte sich in die Torschützenliste eintragen (34.). Bei jedem einzelnen Tor wurde es den Gästen zu einfach gemacht. Entweder fand ein simpler Querpass über das komplette Spielfeld einen blanken Rosenheimer oder die schwäbische Abwehr fiel bei einem Konter auseinander.

„Für ein Heimspiel seid ihr ganz schön ruhig.“

Fans der Starbulls Rosenheim

Mit einem 0:7-Rückstand ging es für den SCB in die zweite Unterbrechung. Zu dem Zeitpunkt war es in der Ege-Trans-Arena bereits still geworden, zumindest aus der Enztalkuve kam kein Mucks mehr. Einige Zuschauer hatten auch bereits die Halle verlassen, selbst die knallharten Steelers-Ultras konnten sich das Armutszeugnis nicht länger antun. Die Fangruppierungen nahmen ihr Banner ab und machten sich auf den Heimweg. Nur die gut 100 Starbulls-Anhänger machten im Gegnerblock weiter mächtig Lärm. Die Hausherren mussten dann auch noch mächtig Häme einstecken. Erst skandierten die Gäste-Fans: „Für ein Heimspiel seid ihr ganz schön ruhig.“ Als im Schlussdrittel sogar noch das 8:0 durch Steffen Tölzer fiel, gab es sogar Jubel von den Steelers-Anhängern (50.).

Eine Schlussoffensive der Bietigheimer am zu spät. Alexander Preibischs Doppelpack (51. und 55.) und der Debüttreffer von Marek Racuk (56.) waren nur noch Ergebniskosmetik, auch wenn Trainer Dück von Schadensbegrenzung nichts wissen wollte. „Schadensbegrenzung war es auf gar keinen Fall. Wir haben eine Mission, wir müssen vier Wochen bereit sein.“

Kurz vor Schluss patzte dann ausgerechnet auch noch Doubrawa – einer der wenigen mit DEL 2-Niveau im SCB-Kader am Sonntagabend. Ein scheinbar harmloser Schuss von Goldhelm Reid Duke von der blauen Linie rutschte dem Schlussmann durch die Schoner und trudelte zum 9:3-Endstand ins Netz. nb

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