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Trauer um 58-Jährigen: Ort steht zusammen

Häfnerhaslach steht in Trauer vereint zusammen. Als die Glocken vom Turm der St. Remigiuskirche 18 Uhr schlagen, versammeln sich rund 400 Menschen an dem Ort, an dem am Samstagabend der 58-Jährige grausam aus ihrer Mitte gerissen wurde.

  • Mahnwache in Häfnerhaslach. Pfarrer Muckumkal betet mit den Anwesenden. Foto: Glemser

    Mahnwache in Häfnerhaslach. Pfarrer Muckumkal betet mit den Anwesenden. Foto: Glemser

Häfnerhaslach. Die Trauernden kommen nicht nur aus dem Kirbachtalort: Aus der gesamten Stadt haben sich Bürger auf den Weg nach Häfnerhaslach gemacht, um ihrer Anteilnahme Ausdruck zu verleihen. Sie haben Blumen und Kerzen mitgebracht. Viele haben Tränen in den Augen. Andere schütteln immer wieder fassungslos den Kopf.

Auch Ortsvorsteherin Claudia Volk fehlen die Worte. „Es ist einfach nur traurig. Alle im Ort sind unsagbar traurig“, erklärt Volk, während ihr die Tränen über die Wangen laufen. Unter den Trauernden befinden sich auch die Fußballer des TSV Häfnerhaslach in ihren Trainingsanzügen. Der 58-Jährige war bei jedem Heimspiel dabei, erzählt Fußballer Erkan Nakis betrübt über das Opfer. „Er ist meist mit dem Fahrrad auf den Sportplatz am Heiligenberg gekommen. Wir haben uns gerne mit ihm unterhalten. Er war ein toller Motivator der Mannschaft.“ Der ganze Verein sei in einem Schockzustand. Das Punktspiel am vergangenen Sonntag wurde abgesagt.

„Es gibt Momente, da möchte man so viel sagen und dennoch fehlen die Worte. Es gibt Momente, in denen man die Uhr gerne ein paar Tage zurückdrehen möchte. Jetzt ist so ein Moment“, erklärt der ebenfalls sichtlich mitgenommene Sachsenheimer Bürgermeister Holger Albrich zu Beginn der Mahnwache. Er erinnert an den lieben Freund und Sportskamerad, an den geliebten Vater und Partner, an den geschätzten Nachbarn, der am Samstagabend in unmittelbarer Nachbarschaft der Häfnerhalle auf brutale Weise aus der Mitte der Stadtgemeinschaft gerissen worden sei.

Albrich verweist darauf, dass die Polizei den Tathergang genau ermittele und bisher noch nicht alle Details bekannt seien. „Der Tatverdächtige hat eine Geschichte. Wir möchten, dass diese aufgearbeitet wird“, unterstreicht Albrich.

Auch Pfarrerin Ira Philipp von der evangelischen Kirchengemeinde Ochsenbach, Spielberg und Häfnerhaslach steht den Trauernden zur Seite. „Es ist Schreckliches geschehen. Wir stehen hier voller Trauer und Schmerz. Aber wir sind nicht alleine, wir haben einander“, schildert Philipp. Sie zitiert mit „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“ einen Vers aus der Bibel und spricht damit vielen Trauernden aus der Seele, die sich fragen, wie Gott so eine Tat zulassen konnte. „Auch wenn wir keine Antwort auf diese Frage finden, ist Gott da und trägt uns. Wir müssen miteinander alles aushalten und füreinander da sein“, so die Pfarrerin. Ihr Kollege Sunny Muckumkal von der katholischen Kirchengemeinde ruft die Trauernden zum gemeinsamen Gebet auf. „Gott, lass nicht zu, dass wir uns vom Hass führen lassen, sondern für den Frieden zusammenstehen“, wünscht sich Muckumkal, bevor er die Trauernden unter dem Segen Gottes entlässt.

Nach Hause gehen die wenigsten gleich. Viele Menschen gedenken des Toten vor den abgelegten Blumen und brennenden Kerzen, bei denen auch Bilder aufgestellt sind. Andere Trauernde suchen das Gespräch miteinander und versuchen sich gegenseitig Trost zu spenden.

„Die Bestürzung ist groß. Doch es ist auch schön zu sehen, wie der Ort in so einer schweren Stunde zusammenhält. Es ist traurig, dass es dafür so einen Anlass braucht“, sagt ein Häfnerhaslacher, der nicht namentlich genannt werden möchte. Er fragt sich nach den Schuldigen und hat dafür den Täter, aber auch das System in unserem Land ausgemacht.

Bürgermeister Albrich sucht ebenfalls das Gespräch mit den Trauernden. „Es ist sehr bewegend zu sehen, wie die Menschen in Häfnerhaslach zusammengekommen sind, um das schreckliche Ereignis und den Verlust eines geschätzten Menschen aus ihrer Mitte gemeinsam zu verarbeiten“, fasst Albrich seine Gefühle an diesem Abend zusammen. Der Rathauschef stellt in den Gesprächen immer wieder fest, dass dieses gemeinsame Trauern den Bürgern in Häfnerhaslach, aber auch in der Gesamtstadt ein großes Bedürfnis war.

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