Baden-Württemberg

Erstmals Fischadler-Nachwuchs im Südwesten

Nach 115 Jahren gib es in der badischen Oberrheinebene die erste nachweislich erfolgreiche Brut der beeindruckenden Greifvögel im Südwesten.

  • Der Fischadler ist ein reiner Fischfresser, weshalb er am Wasser lebt.Foto: Tom Dove/Tom Dove

    Der Fischadler ist ein reiner Fischfresser, weshalb er am Wasser lebt.Foto: Tom Dove/Tom Dove

Es ist eine ornithologische Sensation. Seit mehr als hundert Jahren sind im Südwesten keine brütenden Fischadler mehr nachgewiesen worden. Das erste Ei lag, wie der Nabu-Landesverband jetzt mitteilt, am 15. April im Nest der Fischadlereltern. 38 Tage lang mussten die Vogelfans bangen, ob die Brut auch erfolgreich schlüpft. Das ist vor drei Tagen geschehen. Der genaue Ort wird nicht veröffentlicht, zum Schutz der jungen Eltern und des Nachwuchses.

Geraubte Brut

Es könnte ein Happy End werden für die Fischadler-Familie im Landkreis Rastatt. Das Männchen ist laut Nabu neun Jahre alt und aus Sachsen-Anhalt in den Südwesten gezogen, wie die Beringung zeigt. Beim Weibchen ist die Herkunft bisher unbekannt. Für die Fischadlereltern ist es bereits das dritte Brutjahr in Folge. Die Vorjahre gingen wenig glücklich aus: Am ersten Brutplatz des Paares im benachbarten Elsass wurden beide Bruten in den Jahren 2021 und 2022 komplett von einem Habicht oder Uhu geräubert.

Dem Leiter des Vogelschutzzentrums Mössingen (Landkreis Reutlingen), Daniel Schmidt-Rothmund, stockte nach eigenen Angaben im April der Atem, als gleich drei Vogeleier mit rötlich-braunen Flecken im gepolsterten Horst der Fischadler nahe bei Rastatts Rheinauen lagen. Von der erfolgreichen Brut hatte er sich jetzt vor Ort selbst überzeugt. „Das Männchen hat dem am Nestrand stehenden Weibchen einen Fisch gebracht, den das Weibchen an den Nachwuchs verteilt hat, das erkennt man eindeutig an den charakteristischen Kopfbewegungen“, berichtet der Leiter des Nabu-Vogelschutzzentrums. „Danach ist die frischgebackene Vogelmutter wieder nah an ihre Küken herangerückt und hat die Flügel ganz typisch etwas hängen lassen, um für Schatten zu sorgen.“

Ornithologe weint Tränen der Freude

Schmidt-Rothmund hatte das Geschehen aus rund 300 Metern Entfernung vom Boden aus durch ein Spektiv beobachtet, um die Vogelfamilie mit den erst wenige Tage alten Jungvögeln keinesfalls zu stören. Die erste nachweislich erfolgreiche Brut der Greifvogelart seit mehr als 115 Jahren in Baden-Württemberg gilt als eine Sensation, die dem 59-jährigen Ornithologen Tränen der Freude in die Augen treibt.

Seit 33 Jahren arbeitete der Leiter des Nabu-Vogelschutzzentrums Mössingen auf diesen Tag hin. Für Schmidt-Rothmund ist die Wiederansiedlung der Fischadler im Südwesten so etwas wie ein Herzensthema und Lebenswerk, das viel Zeit, Energie, Geduld und nicht zuletzt Geld erfordert. Dank einem großen Netz aus Ehrenamtlichen sowie vogelbegeisterten Spenderinnen und Spendern hatte er im Land mehr als 30 Plattformen auf hohen Bäumen installiert, Nistmaterial hochgeschafft und die Standorte regelmäßig besucht. In der Nähe von Rastatt nun mit einem glücklichen Ausgang – und einem voraussichtlichen Happy End.

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