Madrid - Das Wetter spielte mit, und je höher die Sonne stieg, umso weiter kletterte das Stimmungsbarometer nach oben: Ab dem späten Dienstagvormittag feierten Tausende VfB-Fans vor dem Champions-League-Spiel des deutschen Vizemeisters bei Real Madrid ein friedliches Fußball-Fest – dessen Höhepunkt dann am Abend im Estadio Santiago Bernabéu stattfand.
Die Vorfreude der Anhänger des VfB Stuttgart auf die Rückkehr ihres Teams auf die große europäische Bühne war riesig. Nachdem die ersten Fans bereits am Montag in Madrid angekommen waren und sich bis Mitternacht auf der Plaza Mayor im Herzen der Stadt eingesungen hatten, nahm die Invasion in Rot im Laufe des Dienstags richtig an Fahrt auf. Sogar vier Flieger waren im Vorfeld gechartert worden – völlig losgelöst schwebten die VfB-Anhänger in der spanischen Hauptstadt ein. Ein großer Treffpunkt blieb den ganzen Tag über die Plaza Mayor.
Um die Mittagszeit waren die rund um den Platz gelegenen Cafés und Kneipen fest in Stuttgarter Hand – unübersehbar und unüberhörbar. Immer wieder ertönten laute Gesänge, darunter waren altbekannte Gassenhauer, aber natürlich wurde auch das neueste Lieblingslied der VfB-Anhänger ständig angestimmt: „Europapokal! Nach all’ der Scheiße, geht’s auf die Reise – Stuttgart international!“
Das Schöne an der Fanparty in der Innenstadt: Alles lief freudetrunken, aber friedlich ab. Die Polizei zeigte rund um die Plaza Mayor zwar starke Präsenz, unter anderem mit Panzerwagen, hielt sich aber im Hintergrund und wurde auch nicht zum Eingreifen gezwungen. Alle Beteiligten gaben sich total entspannt. Die Einwohner von Madrid, die am Dienstag in ihrer Stadt unterwegs waren, machten weitgehend einen Bogen um die vielen Fans aus Stuttgart. Manche filmten den VfB-Tross, wirkten dabei aber eher fröhlich und belustigt als verärgert über das Einfallen der laut singenden Stuttgarter.
Gegen 16 Uhr versammelten sich die Anhänger dann an einem Treffpunkt, der näher am Stadion lag. Der geplante Fanmarsch war zu diesem Zeitpunkt bereits abgesagt worden. Nach Informationen unserer Zeitung lag dies an der angekündigten Vorgehensweise der Polizei im Falle einer derartigen Massenbewegung. Dazu kommt, dass die Innenstadt von Madrid etwas mehr als fünf Kilometer entfernt vom Stadion liegt, auf dem Weg dorthin hätte der VfB-Tross einen nicht unerheblichen Teil des Verkehrs in Madrid lahmgelegt, was zu größeren Störungen hätte führen können.
Beeindruckende Bilder gab es vor dem Estadio Santiago Bernabéu, der Heimat des Rekordsiegers der Champions League, trotzdem. In der Nähe der Arena versammelten sich die ganz in rot gekleideten VfB-Fans in großer Zahl, stimmten erneut lautstarke Gesänge an. Auch ein paar VfB-Funktionäre um den Vorstandsvorsitzenden Alexander Wehrle und Marketingchef Rouven Kasper nahmen dort ein Bad in der Menge.
Wie viele Fans des VfB in Madrid waren, ließ sich schwer abschätzen. Im Stadion war der Fanblock der Gäste dann mit 4000 Leuten voll besetzt – und das ganze Spiel über lautstark. Im weiteren Rund sah man in unterschiedlichsten Blöcken weitere sicher 3000 bis 4000 VfB-Anhänger. Dazu dürfte eine höhere vierstellige Zahl an VfB-Fans gekommen sein, die ohne Eintrittskarten angereist waren. Und die – wie alle anderen – rund um die Partie bei den Königlichen großen Spaß in Madrid hatten. Nicht nur wegen der höchst angenehmen Temperaturen.