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Nach dem geplatzten DFL-Deal droht der große Knall

Der gescheiterte Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball-Liga hat Folgen. Hinter der Zukunft des Ligaverbands stehen Fragezeichen.

Frankfurt - Der smarte Ex-Boss hatte es natürlich schon vorher gewusst. Er habe „diese Entscheidung erwartet“, kommentierte Christian Seifert den geplatzten Milliardendeal der Deutschen Fußball-Liga (DFL) – und prophezeite weitreichende Folgen für den Profifußball. Tatsächlich könnte der gescheiterte Investoren-Einstieg eine Zeitenwende beim Ligaverband einläuten. Die Rebellion gegen die Branchenführer war nur der Anfang, es droht ein explosives Ende.

Die Kleinen lassen sich nicht mehr von den Großen einschüchtern, der künftige DFL-Boss muss ein Pulverfass hüten. Schon bei der bevorstehenden Ausschreibung der Medienrechte für den Zyklus von 2025/26 an könnte es zum Knall kommen. Ein Ende der DFL in ihrer jetzigen Form erscheint inzwischen als wahrscheinliches Szenario.

Seifert sieht das kommen und legte den Clubs ans Herz, die Struktur der DFL „zu hinterfragen“. Für sanfte Veränderungen könnte es allerdings zu spät sein, wenn die Topclubs um Bayern München und Borussia Dortmund Fakten schaffen. Im Zorn auf die Investoren-Gegner um den 1. FC Köln, den VfB Stuttgart und Schalke 04 ließ BVB-Boss Hans-Joachim Watzke durchblicken, dass er die Verweigerer des geplatzten Milliardendeals nicht weiter subventionieren will.

„Es soll mir in nächster Zeit keiner mit Solidarthemen kommen. Wir haben zahlreiche Rechte in die Zentralvermarktung verlagert, um die Solidarität zu stärken. Meine Leute beim BVB haben mir ausgerechnet, was uns das kostet“, sagte der DFL-Aufsichtsratsboss: „Wir haben der Liga die ausgestreckten Arme gereicht. Wenn das nicht erwünscht ist, werden sich die größeren Clubs überlegen, wie es weitergeht.“

Weitergehen könnte es damit, dass der BVB und die Bayern ihre Medienrechte bei der Ausschreibung im kommenden Frühjahr selbst vermarkten – was dem Rest des Profifußballs einen Großteil seiner Einnahmen entziehen würde. Rechte ohne die Bayern und den BVB wären weit weniger wert als die 1,3 Milliarden Euro, die es derzeit pro Saison aus dem In- und Ausland gibt.

Dieses Risiko sind die Investoren-Gegner allerdings bewusst eingegangen, denn sie streben – mit der Rückendeckung der Fangruppierungen – ohnehin nach der Revolution bei der Ausschüttung. „Aus unserer Sicht ist eine Debatte über den Verteilungsmechanismus notwendig“, sagte Schalkes Vorstandsboss Bernd Schröder: „Eine Verteilung, die sich zu stark am sportlichen Erfolg orientiert, führt nicht zu einer Maximierung der Attraktivität der Bundesliga.“

Wie es um die Attraktivität der Liga zukünftig bestellt ist, ist ohnehin die große Frage. Die Ende Juni ausscheidenden Interimsbosse Axel Hellmann und Oliver Leki hatten einen Investitionsbedarf in Höhe von zwei Milliarden Euro errechnet. Auch wenn Kritiker die Hälfte dieser Summe als ausreichend erachten, steht die Frage im Raum, woher das Geld für die Digitalisierung der Clubs und den Aufbau einer DFL-Streamingplattform kommen soll.

Die Finanzierungsfrage, die verschiedenen Interessen der international ambitionierten Vereine und der national orientierten Clubs, die Rechte-Ausschreibung, die Frage nach der Identität und Zukunftsvision der Liga – all diese Probleme erbt der neue Boss, der im Juli kommen soll. Als Kandidaten werden der scheidende Bayern-Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen, der Super-League-Berater Bernd Reichart und der frühere Hoffenheimer Geschäftsführer Peter Görlich gehandelt. Egal, wer es wird – Vergnügungssteuer muss sicher keiner zahlen.

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