SportVfB

Der VfB bleibt drin

45 Minuten lang musste der VfB Stuttgart zittern – dann machte das Team des Trainers Sebastian Hoeneß den Sieg auch im Rückspiel der Relegation gegen den Hamburger SV perfekt. Die Stuttgarter bestehen beim 3:1 (Hinspiel 3:0) die Nervenprobe und bleiben in der Bundesliga.

Hamburg - Als auch die sieben Minuten Nachspielzeit vorüber waren, Silas Katompa noch das 3:1 erzielt hatte, da sanken die Spieler des VfB Stuttgart auf den Boden, manche rissen auch mit letzter Kraft die Arme nach oben. Was alle, auch die fast 6000 mitgereisten Fans, gemein hatten in ihren Blicken: die pure Erleichterung. Nachdem lange Zeit in dieser Saison der direkte Abstieg gedroht hatte, hat der Trainer Sebastian Hoeneß das Team erst stabilisiert – und ist mit dem lange taumelnden VfB in den Relegationsspielen die letzten beiden Schritte zum Klassenverbleib gegangen. 3:0 im Hinspiel gegen den Hamburger SV, nun 3:1 im Rückspiel im Volkspark. Am Ende der Saison durfte doch noch gejubelt werden.

„Es war eine zähe Saison“, sagte der VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth, als die Mannschaft mit den Fans tanzte und feuerte, „aber jetzt sind wir überglücklich. Glückwunsch an Sebastian und sein Team.“

Hoeneß hatte seine Mannschaft gegenüber dem überzeugenden Hinspielerfolg nicht verändert, vertraute also auch weiterhin Enzo Millot im offensiven Mittelfeld – und hatte im Tor gar keine andere Wahl. Der am Knie verletzte Fabian Bredlow war auch zum Rückspiel nicht rechtzeitig fit geworden, weshalb auch in Hamburg Florian Müller im Stuttgarter Kasten stand. Da der HSV-Trainer Tim Walter seinerseits krankheitsbedingt nur einen Wechsel vorgenommen hatte, war es auf dem Papier ein Duell wie am Donnerstag. Und doch war dann, nachdem der Anpfiff ertönt war, alles anders.

Die aktivere Mannschaft, die ballsicherere, die aggressivere, war diesmal nicht der VfB, dem der klare Vorsprung erst einmal überhaupt keine Sicherheit gab. Im Gegenteil hatte man zunächst das Gefühl, die Situation, plötzlich viel verlieren zu können, wirke lähmend. Und das rächte sich schneller, als es den Stuttgartern lieb sein konnte.

Es war ja klar gewesen: Nur ein frühes Tor würde dem HSV die Chance auf ein kleines Fußballwunder eröffnen. Und genau das gelang den Hamburgern. Auf der rechten Stuttgarter Abwehrseite setzte sich Jean-Luc Dompé gegen Konstantinos Mavropanos durch. Er passte quer auf Sonny Kittel, der 30-Jährige fasste sich ein Herz, zog ab – und das Volksparkstadion schien abzuheben. 1:0 in der sechsten Minute. Der HSV hatte genau das, was er wollte. Und der VfB so seine liebe Mühe, besser ins Spiel zu kommen.

Zwar traf Chris Führich quasi im direkten Gegenzug das Außennetz des Hamburger Tores. Doch dann dauerte es weitere zehn Minuten, ehe der VfB wieder gefährlich vor dem HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes auftauchte. Tatsächlich lag der Ball nach einigen Pässen und einer künstlerisch wertvollen Einlage von Serhou Guirassy im Kasten der Hamburger. Doch ergab eine Überprüfung, dass ganz am Anfang des Angriffs der Franzose im Abseits gestanden hatte. So hatte die Hamburger Führung Bestand – und auch der Glaube des HSV, den die Gastgeber weiter untermauerten. Mit mehr gelaufenen Kilometern und klar mehr gewonnen Zweikämpfen in Hälfte eins.

Und nach der Pause? Ein nochmaliger Sturmlauf der Hanseaten? Der Plan war’s. Doch diesmal war der VfB viel besser darauf eingestellt. Mit Dan-Axel Zagadou anstelle von Konstantinos Mavropanos. Vor allem aber mit zwei Aktionen, die dem HSV auch in dessen zweiter Relegation hintereinander den Zahn zogen.

In der 48. Minute betätigte sich Guirassy nicht als Vollstrecker, sondern als Vorbereiter. Er bediente Enzo Millot, der den Ball zwar nicht gut traf, Daniel Heuer Fernandes jedoch überwand. Schon danach kam mehr Ruhe ins Spiel des VfB, der die Partie in der 64. Minute dann vollends auf seine Seite zog. Diesmal wartete Millot nicht auf die Vorarbeit eines Teamkollegen, sondern spekulierte auf einen Patzer von Daniel Heuer Fernandes. Und tatsächlich: Der HSV-Keeper verfehlte beim Versuch, einen Rückpass direkt weiterzuspielen, die Kugel. Millot war zur Stelle, erzielte seinen zweiten Treffer – und wurde endgültig zum Matchwinner für die Stuttgarter.

Die Hamburger gaben in der Folge zwar nie auf und hatten noch die eine oder andere Möglichkeit, das Fußballwunder war aber nicht mehr möglich. Am Ende traf dann noch Silas.

Der HSV bleibt damit ein sechstes Jahr in der zweiten Liga. Der VfB dagegen hat über den Umweg doch noch das Klassenziel erreicht und darf sich nun freuen, dem Druck standgehalten zu haben. Sebastian Hoeneß kann sich die Rettung als wertvollen Leistungsnachweis in den Lebenslauf schreiben – hatte er das Team Anfang April doch auf Platz 18 übernommen. Alle zusammen werden sie sich nach der überstandenen Relegation aber auch der Analyse widmen, um diesmal aus den zahlreich produzierten Fehlern zu lernen. Er gibt viel zu besprechen. „Pläne“, sagte Wohlgemuth, „schmieden wir ab morgen.“

Für den Moment jedoch galt erst einmal das Motto: gerade noch mal gut gegangen.

Datenschutz-Einstellungen