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Was sich Katars Nationalteam vorgenommen hat

Über die Mannschaft des WM-Gastgebers Katar spricht kaum jemand. Dabei hat sich die Elf aus dem Wüstenstaat ein hohes Ziel gesteckt.

  • Die Nationalspieler Katars sind weitgehend unbekannt in der Fußballwelt. Nun stehen sie als WM-Gastgeber im Fokus.Foto: imago//Armin Rauthner

    Die Nationalspieler Katars sind weitgehend unbekannt in der Fußballwelt. Nun stehen sie als WM-Gastgeber im Fokus.Foto: imago//Armin Rauthner

Es wie Handballer machen, bei der WM im eigenen Land – das wär’s. Damals, 2015, schafft es Katar bis ins Finale, verliert dieses zwar, darf sich aber Vize-Weltmeister nennen. Katar, Vize-Weltmeister im Handball. Das ließ viele aufhorchen. Das Wüsten-Emirat hatte sich eine Art Handball-Weltauswahl zusammengekauft, die dann professionell performte. Ein Finaleinzug der Katarer bei der Fußball-WM dürfte Wunschdenken bleiben, das „Wunder“ von 2015 sich nicht wiederholen, wenn an diesem Sonntag (16 Uhr) die Endrunde beginnt, Katar als automatisch qualifizierter Gastgeber im Eröffnungsspiel auf die Auswahl Ecuadors trifft. Und dort wohl eher Außenseiter ist. 2010 ist Südafrika als erster und bisher einziger Gastgeber schon nach der Gruppenphase draußen gewesen. Eine ähnliche Schlappe will Katar unbedingt vermeiden. Die Auslosung meinte es nicht allzu schlecht. Mit Ecuador und Senegal dürfte sich das Team des spanischen Trainers Felix Sanchez um Platz zwei balgen. Die Niederlande sollten in der Gruppe A die Nase vorn haben. Es würde reichen, um ins Achtelfinale einzuziehen.

Eine Weltauswahl bei den Handballern haben die Katarer nicht zusammengestellt

Das Emirat hat in den vergangenen zehn Jahren große Anstrengungen unternommen, akribisch nach den besten Talenten gesucht, diese in der Aspire Academy, einem hochmodernen Trainingszentrum in der Hauptstadt Doha, zusammengezogen und gefördert. Ausschau nach brauchbaren Kickern hielt der katarische Fußballverband auch im Ausland, in Afrika vor allem. Auch deshalb, weil es unter den 2,5 Millionen Einwohnern Katars nur etwa 300 000 katarische Staatsbürger gibt. Da ist die Aussicht, den nächsten Ronaldo oder Messi zu finden, nicht allzu groß. Erste Erfolge ließen nicht allzu lange auf sich warten. 2014 wurde die U19 des Emirats Asienmeister, und dann, siehe da, 2019 auch bei den Erwachsenen. Der Jubel war groß, die Erwartungen sind seitdem erheblich gestiegen.

Zwar wurden einige Nationalspieler eingebürgert. Der Offensivmann Ró Ró zum Beispiel, in Portugal aufgewachsen, bei der WM ist er nicht im Kader. Die meisten aktuellen Nationalspieler des Landes kamen jedoch in Katar auf die Welt. Eine Weltauswahl wie anno 2015 bei den Handballern haben die Katarer nicht zusammengestellt. Das verhinderten schon alleine die strengen Richtlinien der Fifa für Profis, die nicht in dem Land geboren sind, für das sie auflaufen sollen. Und so treten die Hausherren bei dieser WM mit einem Team Namenloser an, denen die Erfahrung auf internationalem Top-Niveau ebenso fehlt wie die Wettkampfhärte etwa europäischer Mannschaften, die direkt aus dem Spielbetrieb ihrer jeweiligen Ligen kommen. Die katarische Liga, Qatar Stars League genannt, in der die meisten Nationalspieler unterwegs sind, genügt nicht gerade internationalen Ansprüchen.

Alles andere als der Achtelfinaleinzug wäre eine herbe Enttäuschung

Allerdings hat sich die Nachwuchsschmiede Aspire Academy vor zehn Jahren einen europäischen Erstligisten gekauft. KAS Eupen aus Belgien gehört seitdem den Katarern. Dort unter Vertrag stand einst auch Akram Afif. Der Flügelspieler verdiente sich seine ersten Sporen in der Aspire Academy, wechselte dann nach Belgien und Spanien, wo er ein paar Mal für den FC Villareal und Sporting Gijón stürmte. 2018 kehrte er in die Qatar Stars League zurück. Heute ist Afif 24 und ein Hoffnungsträger des WM-Gastgebers.

Das Team Katar hatte viel Zeit, sich auf die Auftritte im eigenen Land vorzubereiten. Mehr als drei Monate wurde der Kader in Trainingslagern zusammengezogen. Abgeschirmt von der Öffentlichkeit, in Camps in Österreich und Spanien. Dann, für einige Testspiele, tauchten die Katarer wieder auf. Spiele, die den spanischen Coach Felix Sanchez zuversichtlich stimmten. Zuletzt jedenfalls zeigte die Formkurve nach oben, die Ergebnisse passten. Immerhin gab es nach einem 0:2 gegen Kanada einen Achtungserfolg gegen Chile (2:2) sowie je ein 1:0 gegen Honduras und Albanien.

Das Team Katar setzt auf Erfahrung und Automatismen. Die Spieler kennen sich gut und lange, viele haben bereits mehr als 50 Länderspiele auf dem Buckel. „Wir haben uns abgeschottet und versucht, uns bestmöglich vorzubereiten“, sagt der Coach. Er weiß: Der Druck ist groß. Seine Jungs müssen liefern. Alles andere als der Achtelfinaleinzug wäre eine herbe Enttäuschung.

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