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Timothy Weah ist seinem berühmten Vater einen Schritt voraus

Timothy Weah hat geschafft, was seinem berühmten Vater verwehrt blieb. Der 22-Jährige geht bei einer Fußball-Weltmeisterschaft auf Torejagd. Und das für die USA, die an diesem Dienstag in einem brisanten Duell auf den Iran treffen.

  • Timothy Weah wird im US-Team immer wichtiger.Foto: AP/Tim Ireland

    Timothy Weah wird im US-Team immer wichtiger.Foto: AP/Tim Ireland

Die Show ist ein echter TV-Dauerbrenner. „Ich trage einen großen Namen“, nennt sich eine Quizsendung im SWR, in der ein prominentes Rateteam die Namen von Gästen erraten soll, die Nachfahren berühmter und eindrucksvoller Persönlichkeiten sind. Timothy Weah hat dort dem Vernehmen nach noch nicht teilgenommen. Dabei wäre er durchaus ein geeigneter Gast.

Der 22-jährige Fußballprofi vom französischen Erstligisten OSC Lille wurde in New York geboren. Er besitzt die US-amerikanische Staatsangehörigkeit, spielt derzeit für die USA bei der WM in Katar. Er hat einen wahrlich berühmten Vater und geschafft, was diesem in seiner Laufbahn verwehrt blieb – bei einer Weltmeisterschaft zu spielen und dort auf Torejagd zu gehen.

Ein Tor gegen Wales

Beim 1:1 im Auftaktspiel gegen Wales erzielte Weah junior die zwischenzeitliche Führung für die US-Boys. Tore erzielt hat sein Vater einst auch. Eine Menge sogar. Papa George Weah war einer der besten Fußballer seiner Zeit, stand in den 90er Jahren bei europäischen Topclubs wie Paris Saint-Germain und AC Mailand unter Vertrag, wurde 1995 zum Weltfußballer des Jahres gekürt. Als erster Afrikaner. George Weah kommt aus Liberia. Dort ist er ein Volksheld. 61 Länderspiele für Liberia hat Vater Weah bestritten und dabei 22 Tore erzielt. Sein Land hat sich jedoch nie für eine Endrunde qualifizieren können. Ein WM-Spiel war dem Klassestürmer nicht vergönnt.

Nach dem Karriereende hat der inzwischen 56-Jährige eine politische Laufbahn eingeschlagen. Auch dies erfolgreich. Seit 2018 ist George Weah Präsident Liberias. Beim Auftaktspiel der USA saß er auf der Tribüne und dürfte vor Stolz geplatzt sein. Denn sein Filius hat sich auf der großen WM-Bühne gleich einen Namen gemacht. „Es ist ein Traum, der wahr wird, für jeden Angreifer und jeden Spieler, der bei einer WM trifft“, sagte der 22 Jahre alte Stürmer nach seinem Treffer gegen die Waliser. Und freute sich, dass dies alles vor den Augen seines Papas geschah. „Er war hier heute Abend mit meiner Mutter und meinem Onkel.“

Vor Jahren beim VfB im Gespräch

Timothy Weah, der vor Jahren auch mal beim VfB Stuttgart im Gespräch war, hätte wie sein Vater für Liberia spielen können oder für Jamaika, dem Heimatland seiner Mutter. Der Angreifer wuchs jedoch in den USA auf, begann dort mit dem Kicken. Deshalb war es für ihn eigenen Angaben zufolge nicht vorstellbar, für ein anderes Land als die Vereinigten Staaten zu spielen. Inzwischen hat Weah 27 Länderspiele absolviert und vier Tore geschossen. In seinen Clubs lief es indes nicht immer nach Wunsch. Weah galt als Nachwuchsstar, wurde allerdings bei den Profis weder bei Paris Saint-Germain noch bei Celtic Glasgow glücklich, auch wenn er mit beiden Vereinen Meister wurde. In Lille ist Weah dagegen eine feste Größe. Mit dem OSC holte der Amerikaner 2021 überraschend den französischen Meistertitel vor dem großen Favoriten PSG.

Am Dienstag (20 Uhr) steht für Timothy Weah und das US-Team ein brisantes Duell an. Erstmals nach 24 Jahren geht es bei einer Weltmeisterschaft wieder gegen den Iran. 1998 in Frankreich trafen beide Nationen zuletzt auf dem Fußballplatz aufeinander. Die Iraner gewannen gegen den Erzfeind mit 2:1. Funktionäre der Islamischen Republik feiern den Sieg noch heute als größten Erfolg der nationalen Fußballhistorie.

Der Druck ist groß

Inmitten der schweren Proteste in ihrem Land dürfte der Druck auf das iranische Nationalteam, dessen Spieler vor dem Auftaktspiel gegen England die Nationalhymne nicht mitsangen, was als Solidarisierung mit den Demonstrantinnen in der Heimat verstanden wurde, noch größer sein als ohnehin schon. Ein Sieg gegen den Erzfeind aus den Staaten zählt nach wie vor eine Menge im Iran. Den Mellis, so wird das Team genannt, genügt bereits ein Unentschieden, um ins Achtelfinale einzuziehen. Verlieren verboten – so lautet die Botschaft aus Teheran.

Der US-Nationaltrainer Gregg Berhalter beruhigte in Doha derweil die Gemüter. „Ich habe in verschiedenen Ländern gespielt und trainiert. Du triffst so viele Menschen – und der Fußball verbindet“, sagte der 49-Jährige und wollte die Partie entpolitisieren. „Das Spiel wird hart umkämpft sein, weil beide weiterkommen wollen und nicht, weil es um Politik geht. Wir wollen ums Weiterkommen kämpfen, das ist es“, sagte der US-Coach und sprach von einem K.-o.-Spiel: „Siegen oder nach Hause fahren – darum geht es für uns.“ Und auch für Timothy Weah.

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