Sport

So steht es um die Schiedsrichterinnen in Württemberg

Die französische Unparteiische Stéphanie Frappart leitete in Katar als erste Frau ein WM-Spiel der Männer – und schrieb so Geschichte. Doch wie sieht es bei den weiblichen Unparteiischen in der Region aus?

  • Fußball-Schiedsrichterinnen, die höherklassige Männerspiele pfeifen – wie hier  Stéphanie Frappart bei der WM 2022 – sind noch immer selten.Foto: Imago//Markus Ulmer

    Fußball-Schiedsrichterinnen, die höherklassige Männerspiele pfeifen – wie hier Stéphanie Frappart bei der WM 2022 – sind noch immer selten.Foto: Imago//Markus Ulmer

Die französische Tageszeitung „L’Equipe“ titelte am Tag nach dem WM-Aus der Deutschen im Spiel gegen Costa Rica (4:2): „Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ohne Zweifel, aber ein großer für die Stellung der Frau in der Sportwelt.“ Damit meinte das Fachblatt den Einsatz der französischen Schiedsrichterin Stéphanie Frappart, die am Donnerstagabend als erste Frau ein Spiel bei einer Männer-WM leitete. Ein historischer Moment, denn noch ist selten, dass Frauen höherklassige Spiele im Männerfußball pfeifen. Das gilt auch für Deutschland und die Region Stuttgart.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erklärte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass Schiedsrichterinnen in der aktuellen Saison im deutschen Fußball „in nahezu allen Spielklassen zum Einsatz“ zum Einsatz kommen. Nur in der Bundesliga und der 2. Bundesliga der Männer sei derzeit keine Unparteiische gemeldet. Das sei in der Vergangenheit aber schon anders gewesen, wie das Beispiel Bibiana Steinhaus-Webb zeige.

Die ehemalige Schiedsrichterin war hierzulande die Pionierin in einer Männerdomäne: Sie leitete 2017 als erste und bisher einzige Frau eine Bundesligapartie der Männer, pfiff in ihrem letzten Spiel 2020 außerdem als erste und bis heute einzige Schiedsrichterin den Supercup zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund.

In der Saison 2021/2022 gab es laut DFB-Mitgliederstatistik knapp 2 000 aktive Schiedsrichterinnen – bei insgesamt 50 505 aktiven Unparteiischen. Das entspricht einem Frauenanteil von rund vier Prozent. Ein wichtiges Ziel sei es, diese Quote zu erhöhen, teilte der DFB mit.

Auch der WFV will mehr Schiedsrichterinnen gewinnen

Das möchte auch der Württembergische Fußballverband (WFV) tun. Es gebe auch vereinzelte Maßnahmen, um Schiedsrichterinnen gezielt anzusprechen, sagte Arne Bauer, Mitarbeiter der WFV-Pressestelle: „Vor Kurzem haben sich mehrere Schiedsrichtergruppen zusammengetan, um erstmals einen rein weiblichen Neulingskurs anzubieten, leider hat dieser aufgrund mangelnder Resonanz aber nicht stattgefunden.“

Im Rahmen des Neulingskurses werden die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter ausgebildet. Bauer erklärte weiter, dass es auch Schiedsrichter-Gruppen gebe, die bei höherklassigen Frauenspielen mit entsprechender Zuschauerzahl Werbung machen würden, um so mehr Frauen für den Job der Schiedsrichterin zu begeistern.

177 weibliche Unparteiische beim WFV

Insgesamt pfeifen beim WFV aktuell 177 Schiedsrichterinnen, einige davon auch in höheren Männerspielklassen. In Karoline Wacker aus Murrhardt im Rems-Murr-Kreis leitet eine Schiedsrichterin Spiele in der Regionalliga Südwest. Die 31-Jährige ist seit 2017 sogar Fifa-Schiedsrichterin und leitet auch Spiele der Frauen-Bundesliga. In Melissa Joos, die ebenfalls in der Frauen-Bundesliga zum Einsatz kommt, sorgt eine weitere WFV-Schiedsrichterin bei Männerspielen in der Oberliga Baden-Württemberg für den nötigen Pfiff.

Dazu gibt es noch zwei Schiedsrichterinnen in der Verbandsliga der Männer, die auch in der 2. Frauen-Bundesliga zum Einsatz kommen, sowie sechs in der Landesliga. Alle weiteren Schiedsrichterinnen sind auf Bezirksebene und im Jugendbereich im Einsatz, sagte Bauer. Die Zahl der aktiven Schiedsrichterinnen sei im Corona-Jahr 2020 eingebrochen, 2018 waren es beim WFV noch 205 Schiedsrichterinnen, 2019 sogar 209, im Corona-Herbst 2020 dann nur noch 174.

Mit Blick auf den WM-Einsatz von Stéphanie Frappart meinte Bauer: „Wir wünschen uns, dass es zur Normalität wird, dass Schiedsrichterinnen Fußballspiele pfeifen und man nicht explizit darüber sprechen muss – wie es im Übrigen im Amateurfußball schon Usus ist.“

Was aber muss passieren, damit künftig noch mehr Schiedsrichterinnen in höheren Ligen pfeifen? Dafür, erklärte Bauer, müsse es erst einmal insgesamt mehr Schiedsrichterinnen geben. Deswegen habe die Schiedsrichtergewinnung beim WFV einen hohen Stellenwert. Und zwar egal, ob Frau oder Mann.

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