Allianz MTV Stuttgart spielt gegen den Dresdner SC um den Titel.Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch
Einen Titel haben die Stuttgarter Volleyballerinnen nach dem umkämpften 3:2 im Pokalfinale gegen die Ladies in Black Aachen schon sicher, als sie am Ende der Saison 2014/15 ihr erstes DM-Finale bestreiten. Sie wollen das Double – und erleben am Ende, trotz der großartigen Unterstützung ihrer Fans eine herbe Enttäuschung. Das erste Duell beim Dresdner SC geht nach einer 2:1-Satzführung denkbar knapp 2:3 verloren (25:23, 16:25, 25:23, 22:25, 7:15), dann folgt ein 1:3 (13:25, 16:25, 25:19, 23:25) in der heimischen Scharrena. Trotz des klaren Rückstands gibt das MTV-Team allerdings nicht auf. Im Gegenteil. Im dritten Spiel in Dresden machen die Stuttgarterinnen mehr Punkte als der DSC (113:110) und führen wieder mit 2:1 Sätzen, unterliegen aber dennoch erneut im Tie-Break (26:28, 25:17, 25:23, 25:27, 12:15). Danach ist der Frust riesig, die Motivation aber ungebrochen: Die Stuttgarterinnen um Kapitänin Kim Renkema versprechen, im nächsten Jahr wiederzukommen. Und sie halten Wort.Foto: Baumann
Allianz MTV Stuttgart und Dresdner SC spielen in der Saison 2015/16 auf Augenhöhe – und trotzdem fließen die Tränen nur auf einer Seite. Erst nach dem Pokalfinale, das die Stuttgarterinnen nach hartem Kampf mit 2:3 (22:25, 25:20, 18:25, 25:17, 10:15) verlieren. Und dann auch noch nach der Play-off-Serie um die Meisterschaft. Los geht es mit einem lockeren 3:0-Sieg (25:21,25:12, 25:16) des Titelverteidigers, doch die Stuttgarterinnen schlagen zurück. Sie gewinnen das zweite, hochdramatische Spiel in der Scharrena mit 3:2 (25:17, 25:20, 22:25, 23:25, 16:14). Der Dresdner SC nutzt anschließend seinen Heimvorteil zu einem 3:1-Erfolg (25:19, 25:27, 25:16, 25:20). Dann folgt der Höhepunkt der Serie: Die Stuttgarterinnen sind von der Scharrena in die Porsche-Arena umgezogen, 5392 Zuschauer sorgen für einen Rekord im deutschen Frauen-Volleyball. Und bejubeln, sofern sie zum MTV halten, einen hochemotionalen 3:2-Sieg (25:19, 19:25, 25:19, 22:25, 15:10). Weil das finale fünfte Duell nur zwei Tage später stattfindet, reisen die Dresdnerinnen mit dem Flugzeug nach Hause, während die Stuttgarterinnen in den Bus steigen – und kraft- und saftlos mit 0:3 untergehen (18:25, 20:25, 17:25). Anschließend kochen die Emotionen hoch. Das Team um Kim Renkema (unser Foto) fühlt sich von Alexander Waibl provoziert, verweigert dem DSC-Trainer teilweise den Handschlag. Die Dresdnerinnen feiern trotzdem ausgelassen das Double.Foto: Baumann
In der Saison 2016/17 erreicht Allianz MTV Stuttgart auch dank seiner Außenangreiferin Michaela Mlejnkova (unser Foto) zum dritten Mal in Folge das Meisterschaftsfinale – diesmal gegen den SSC Schwerin. Gegen das Team von Bundestrainer Felix Koslowski soll nach dem dank einer furiosen Aufholjagd mit 3:2 gewonnenen Pokalfinale (22:25, 21:25, 25:23, 25:12, 15:12) das Double her. Doch dem Ersten der Bundesliga-Hauptrunde gelingt die Revanche. Der SSC Schwerin gewinnt das erste, enge Duell daheim mit 3:1 (25:22, 19:25, 27:25, 25:23) und setzt sich anschließend auch in Stuttgart mit 3:1 durch (25:20, 14:25, 25:20, 25:16). Damit ist der Widerstand des MTV gebrochen, der im dritten Duell beim 0:3 chancenlos ist (17:25, 14:25, 16:25). Wieder bejubelt ein Stuttgarter Kontrahent den DM-Titel.Foto: Baumann
Das Ergebnis (0:3) liest sich wesentlich deutlicher, als es die Finalserie im April 2018 zwischen Allianz MTV Stuttgart und SSC Schwerin gewesen ist. Erstmals in der Vereinsgeschichte haben die Stuttgarterinnen die Bundesliga-Hauptrunde auf Rang eins beendet – und folglich Heimrecht im ersten von maximal fünf Duellen. Das vom Pech gebeutelte Team (Nika Daalderop, die beste Außenangreiferin, hat sich kurz vor der Finalserie ebenso verletzt wie Libera Teodora Pusic) zeigt eine bärenstarke Leistung und liegt im Tie-Break mit 12:9 vorne. Doch anschließend machen die Gastgeberinnen keinen Punkt mehr, auch weil die Unparteiischen zwei höchst umstrittene Entscheidungen treffen. Nach der 2:3-Pleite (25:21, 22:25, 22:25, 25:21, 12:15) fühlen sich die MTV-Verantwortlichen betrogen und fordern die Einführung des Videobeweises (der seit 2019 Teil des Spiels ist). In der zweiten Partie verlieren die Stuttgarterinnen in Schwerin mit 0:3 (22:25, 21:25, 24:26), und auch die Hoffnung, in Duell drei die Wende zu schaffen, erfüllt sich nicht. Nach ihrem 3:1-Sieg (25:22, 25:18, 16:25, 25:18) bekommen die Schwerinerinnen um die überragende Diagonalangreiferin Louisa Lippmann (unser Foto) in der Scharrena die Schale überreicht. Allianz MTV Stuttgart? Wartet auch nach vier Anläufen noch auf den ersten DM-Titel.Foto: Baumann
Die Sorge vor der fünften Finalserie nacheinander, womöglich als ewiger Zweiter in die Geschichtsbücher der Volleyball-Bundesliga einzugehen, ist bei Allianz MTV Stuttgart groß. Und lähmt das Team in den Duellen gegen Titelverteidiger SSC Schwerin trotzdem nicht. Die Stuttgarterinnen nutzen den Vorteil, als Erster der Bundesliga-Hauptrunde zunächst Heimrecht zu haben und starten nach einem Krimi mit einem 3:1-Sieg (25:21, 21:25, 25:23, 25:23). Vier Tage später gleicht der SSC Schwerin durch einen 3:1-Erfolg (25:17, 18:25, 25:14, 26:24) aus. Doch das Team von Trainer Giannis Athanasopoulos (unser Foto) kontert in der Scharrena, gewinnt nach einem 1:2-Rückstand noch mit 3:2 (22:25, 25:23, 19:25, 25:20, 15:9). Es folgt ein doppelter Rückschlag. In Spiel vier in Schwerin sind die kraftlosen und emotional überforderten Stuttgarterinnen beim 0:3 (15:25, 18:25, 16:25) nicht nur chancenlos, sie verlieren auch noch Außenangreiferin Julia Schaefer durch eine Verletzung. Anschließend finden sich nur wenig Optimisten, die noch fest an den ersten DM-Titel glauben. Die Mannschaft aber rafft sich zu einer letzten Energieleistung auf. Im voll besetzten Hexenkessel Scharrena gibt es am 11. Mai 2019 nach einem extremen Auf und Ab und einer unfassbaren Leistung von Krystal Rivers (unser Foto) im Tie-Break einen 3:2-Erfolg (25:12, 25:20, 14:25, 24:26, 15:11). Am Ende der Serie haben die Stuttgarterinnen zwar weniger Sätze (10:11) und weniger Punkte (434:457) gewonnen als die Schwerinerinnen, dafür aber erstmals die Meisterschale. Der Jubel kennt keine Grenzen.Foto: Baumann
Im Jahr 2020 sind die Stuttgarterinnen heiß auf die Titelverteidigung – doch dann kommt die Pandemie. Die Saison wird abgebrochen, die Meisterschaft nicht mehr ausgespielt. Anders ist das im Jahr darauf. In einer bewegten Saison – im November 2020 muss Trainer Giannis Athanasopoulos gehen – schafft es der MTV wieder ins Finale. Und sieht in der Serie schon wie der sichere Sieger aus. Die ersten beiden Partien haben die Stuttgarterinnen unter ihrem neuen Coach Tore Aleksandersen gewonnen, die Dresdnerinnen holen sich Spiel drei – dann schlägt beim MTV das Pech zu. Kapitänin Krystal Rivers fehlt wegen eines Infekts, und die Dresdnerinnen erzwingen in einem weiteren Fünf-Satz-Krimi das Entscheidungsspiel. Das gewinnt der DSC in heimischer Halle mit 3:0. „Glückwunsch an den Dresdner SC. Aber in meiner Vorstellung hätten wir mit Krystal Rivers in dieser Finalserie niemals drei Duelle nacheinander verloren“, sagte Aleksandersen, „sie macht 30 Punkte, selbst wenn sie schlecht spielt. Das hätte für uns gereicht.“Foto: Baumann/Cathrin Müller