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Ist Kylian Mbappé der beste Spieler der Welt?

Der 23-Jährige brilliert bei der WM in Katar. Sogar die Dänen sind nach ihrer 1:2-Niederlagen begeistert: „Es ist ein Privileg, gegen ihn zu spielen.“ Doch Frankreichs Team ist viel mehr als nur Mbappé.

  • Ein Phänomen: Kylian MbappéFoto: dpa/Robert Michael

    Ein Phänomen: Kylian MbappéFoto: dpa/Robert Michael

Ein recht schwer durchschaubares Lächeln ist Teil der Fassade, hinter der sich der Mensch Kylian Mbappé durch die Fußballwelt bewegt, zumindest dann, wenn er nicht gerade eine dieser Hochintensitätsaktionen durchführt, die ihn zu einem solch außergewöhnlichen Sportler machen.

Beim 2:1-Sieg gegen Dänemark, mit dem die Franzosen sich am Samstagabend als erstes Team des Turniers ins Achtelfinale dieser WM beförderten und Mbappés eigene Ambitionen auf die Rolle als WM-Supersuperstar untermauerten, gab es etliche Momente dieser Art zu bestaunen. Beide Tore hatte Mbappé geschossen, und als er sich schließlich auf den Weg zum Mannschaftsbus begab, trug er nicht nur sein bekanntes Mbappé-Lächeln im Gesicht, sondern auch diese rot schimmernde Trophäe für den besten Spieler des Spiels im Arm.

Etwas sagen mochte er nicht, aber das war auch gar nicht notwendig, er hatte Taten sprechen lassen, nicht nur mit seinen Toren, und ließ andere schwärmen. „Er ist ein außergewöhnlicher Spieler, aber er ist ein Teil eines außergewöhnlichen Teams“, sagte Trainer Didier Deschamps. Das Bemühen, den Fokus der Öffentlichkeit ein wenig von Mbappé weg hin zum Kollektiv zu lenken, ist ein Dauerprojekt dieser WM des Titelverteidigers, es war aber an diesem Abend ein eher hoffnungsloses Unterfangen. Natürlich gehörten die Schlagzeilen ihm, diesem Wunderkind, das sich anschickt, den Fußball vielleicht zu dominieren. Zweimal habe „der Blitz“ eingeschlagen, schrieb „L’Equipe“, auch im Ausland sieht man den Jungstar „auf dem Weg zur Legende“ („Marca“).

Nach seinen beiden Treffern hat der Angreifer von Paris Saint-Germain nun 31 Tore fürs Nationalteam geschossen, genauso viele wie Zinédine Zidane. Im Alter von 23 Jahren. Mbappé führte zumindest bis zu den Sonntagsspielen die Torjägerliste der WM an, gemeinsam mit dem Ecuadorianer Enner Valencia, der aber erheblich geringere Aussichten hat, mit seinem Team bei diesem Turnier weit zu kommen. Spätestens mit diesem Abend ist Mbappé der aussichtsreichste Kandidat für die Rolle jenes WM-Spielers, der alle anderen überstrahlen könnte.

Denn Neymar ist erst mal verletzt, Lionel Messi kommt zwar langsam im Gang, muss aber weiter fürchten, bereits in der Vorrunde zu scheitern. Zudem spielt kein anderer Kandidat dieses Turnier mit einer überzeugenderen Mischung aus eigener Form und Qualität der Mitspieler wie Mbappé. Selbst die Dänen schwärmten: „Es ist jedes Mal ein Privileg, gegen ihn zu spielen“, sagte der Rechtsverteidiger Rasmus Kristensen, dessen Team viel zum hervorragenden Gesamtniveau des Spiels beigetragen hatte. Der Mannschaft von Trainer Kasper Hjulmand war nicht nur zwischenzeitlich das 1:1 gelungen (68., Andreas Christensen), sie hatte auch einige weitere gute Chancen.

Aber am Ende wurde das Duell durch die offensive Brillanz des Titelverteidigers entschieden: Mbappe, der in der 61. Minute das erste Tor geschossen hatte, gelang vier Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit auch der umjubelte Siegtreffer, nach wunderbarer Vorarbeit von Antoine Griezmann. „Wir kennen seine Qualitäten sehr genau, wir wissen, dass er den Unterschied für uns machen kann. Wenn wir ihn in eine gute Position bringen, wird er den Rest erledigen“, sagte Verteidiger Raphael Varane. Und die Kollegen bringen Mbappé sehr regelmäßig in diese „gute Position“. Mbappé wolle „jedem Wettbewerb seinen Stempel aufdrücken“, sagte Jules Kounde, und gerade sei er dabei, „genau das zu tun“. Einen solchen Spieler dabeizuhaben, scherzte Varane, „das hilft“.

Auch Varane versuchte also mit seinen Erläuterungen, nicht nur Mbappé zu feiern, sondern das Gesamtbild von einem starken Kollektiv zu vervollständigen. Der Star werde „sehr gut von den anderen unterstützt“, sagte Trainer Deschamps. Das ist für die zu inneren Zerwürfnissen neigenden Franzosen wohl tatsächlich der Schlüssel zum Erfolg bei dieser WM. Und im Moment deutet alles darauf hin, dass Frankreich als sehr harmonische Einheit auftritt.

Ousmane Dembélé hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahren beim FC Barcelona von einem wahnsinnigen Genie zu einem sehr seriösen Offensivvirtuosen entwickelt, Griezmann glänzt in einer Rolle als eine Art Zehner hinter dem französischen Dreiersturm, Olivier Giroud hat im Eröffnungsspiel zwei Tore erzielt und riss nun durch seine kluge Laufarbeit viele Lücken für die Kollegen. Zudem erlebt Adrien Rabiot, der sich aufgrund seines nicht ganz einfachen Charakters schon öfter selbst im Weg stand, im zentralen Mittelfeld die beste Phase seiner Nationalmannschaftskarriere. „Er ist in fast jedem Spiel entscheidend“, sagte Giroud, es gibt nicht viele Teams, die den Luxus solch eines Spielers haben. Ausnahmsweise ging es hier nicht Kylian Mbappé.

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