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Geschke fährt weiter im Bergtrikot

Jonas Vingegaard verteidigt das Gelbe Trikot, der Radprofi aus Freiburg das gepunktete, und der Brite Thomas Pidcock feiert in den Alpen den Sieg auf der Königsetappe.

  • Auch nach der Königsetappe in L’Alpe d’Huez fährt Simon Geschke im gepunkteten Trikot.Foto: AFP/Marco Bertorello

    Auch nach der Königsetappe in L’Alpe d’Huez fährt Simon Geschke im gepunkteten Trikot.Foto: AFP/Marco Bertorello

Es ist nicht selten, dass die Königsetappe der Tour de France mehr als nur eine Geschichte liefert. Das war auch am Donnerstag auf dem Weg hinauf nach L’Alpe d’Huez der Fall. Das wichtigste Kapitel aus deutscher Sicht schrieb Simon Geschke – ohne dabei groß in Erscheinung zu treten.

Der Radprofi aus Freiburg trug zum dritten mal das rot-gepunktete Bergtrikot, doch er wusste vorher, dass er auf den 165,1 Kilometern mit drei Anstiegen der schwersten Kategorie kaum etwas würde dazu beitragen können, um das wertvolle Stückchen Stoff zu behalten. „Ich stoße im Hochgebirge an meine Grenzen“, sagte Geschke (36) am Start in Briancon, „es kann gut sein, dass mir irgendwann mal die Lichter ausgehen.“

Keiner der Ausreißer kann Geschke überholen

Umso mehr strahlte der Routinier, als er oben in L’Alpe d’Huez wieder zur Siegehrung gerufen wurde. Er hatte zwar keinen einzigen Bergpunkt gewonnen, aber das Glück gehabt, dass es keinem der Ausreißer des Tages gelungen war, ihn zu überholen. Folglich verlässt Geschke die Alpen im Bergtrikot – wofür er vor allem am Mittwoch viel getan hatte, unter anderem als Zweiter auf dem Col du Galibier, dem Dach der Tour 2022: „Das war einer der schwersten Tage überhaupt in meiner Karriere – soweit ich mich erinnern kann.“ Was nur zeigt, dass er eine besonders negative Erfahrung verdrängt hat.

Vor knapp einem Jahr saß Geschke in Tokio fest. Bei den Olympischen Spielen war er positiv auf das Coronavirus getestet und in ein Quarantänehotel eingewiesen worden, in dem er sich fühlte wie in einem Gefängnis. Die Kritik des Radprofis an seiner Unterbringung sorgte weltweit für Schlagzeilen. Nun steht Geschke wieder im Fokus – sportlich. Verteidigt er das Bergtrikot an diesem Freitag erneut, ist er der deutsche Rekordhalter. Bisher liegt er gleichauf mit Marcel Wüst und Sebastian Lang (alle vier Tage).

Thomas Pidcock ist auch Olympiasieger auf dem Mountainbike

Die Etappe in L’Alpe d’Huez gewann ein Brite, über den 2021 in Tokio auch viel gesprochen worden ist. Dort wurde Thomas Pidcock Olympiasieger mit dem Mountainbike. Jetzt gewann der 22-Jährige bei seiner ersten Tour gleich die spektakulärste Etappe, nachdem er am letzten Anstieg seine vier Fluchtgefährten abgeschüttelt hatte. „Das war definitiv eines meiner größten Erlebnisse im Radsport“, meinte der kommende Star aus dem Team Ineos Grenadiers, „ich musste ja fast Slalom durch die Zuschauer fahren, so etwas gibt es nur hier in L’Alpe d’Huez.“

Das dritte wichtige Kapitel schrieben die Topfahrer in der Gesamtwertung. Einen Tag nach dem größten Einbruch seiner Karriere und dem Verlust des Gelben Trikots versuchte Tadej Pogacar zurückzuschlagen. Allerdings vergeblich. Der Slowene trat 4,5 Kilometer vor dem Ziel erstmals an, doch Jonas Vingegaard, dessen Jumbo-Visma-Teamkollegen den ganzen Tag lang das Rennen kontrolliert hatten, ließ sich nicht abschütteln. Wie auch bei den beiden nächsten Angriffen. Am Ende fuhr Vingegaard unmittelbar hinter Pogacar über die Linie. „Es war eine superharte Etappe, denn es war sehr heiß und ich hatte nach der Kraftanstrengung vom Mittwoch nicht die allerbesten Beine“, meinte der Däne, „doch heute ging es auch nur darum, die Konkurrenten in Schach zu halten, ich habe ja einen ordentlichen Vorsprung.“

Tadej Pogacar mit einer Kampfansage

2:22 Minuten liegt Vingegaard vor Pogacar, der sich auf Rang zwei der Gesamtwertung verbesserte, da Romain Bardet 19 Sekunden verlor und auf Rang vier zurückfiel. Aufgeben wird der Slowene trotzdem nicht: „Ich bin bereit zum Kampf.“ Noch ist die Geschichte der Tour 2022 nicht auserzählt.

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