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Fünf Gründe, warum die WM in Katar so umstritten ist

Die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft in dem Wüstenstaat sorgt für zahlreiche Kontroversen. Eine Übersicht über die zentralen Kritikpunkte.

  • Fifa-Präsident Gianni Infantino (li.) mit Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, dem Emir von Katar, zu Beginn der Auslosung.Foto: dpa/Christian Charisius

    Fifa-Präsident Gianni Infantino (li.) mit Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, dem Emir von Katar, zu Beginn der Auslosung.Foto: dpa/Christian Charisius

Wohl keine Fußball-Weltmeisterschaft zuvor war derart umstritten wie die anstehende in Katar, in deren Vorfeld es zu zahlreichen Boykottaufrufen gekommen ist. Warum? Ein Überblick über die zentralen Kritikpunkte.

1. Die Vergabe Inzwischen ist klar, dass das Turnier im Jahr 2010 nicht aufgrund der überzeugenden Bewerbung an Katar vergeben wurde – sondern vor allem wegen immenser Geldzahlungen an Funktionäre des Weltverbands Fifa. Erneut vor Augen geführt hat das erst vor Kurzem die Pro7-Dokumentation „Das Milliardenspiel – die verkaufte WM“ von Benjamin Adrion, dem Sohn von Rainer Adrion, Vizepräsident des VfB Stuttgart. Darin berichtet unter anderem die Fifa-Whistleblowerin Bonita Mersiades, die damals für Australien als Ausrichter geworben hatte, von inoffiziellen Millionenforderungen.

2. Der Zeitpunkt Aufgrund der großen Hitze im Sommer wurde im Jahr 2015 entschieden, das Turnier in den Winter zu verlegen – zum ersten Mal überhaupt in der fast hundertjährigen Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften. Viele Fans können sich mit dem ungewohnten Termin nicht anfreunden. Zudem klagen etliche Profivereine darüber, dass ihre Nationalspieler durch den veränderten Spielkalender quasi ein gesamtes Jahr ohne Möglichkeit zur Regeneration belastet und womöglich auch überlastet werden.

3. Die Menschenrechtsverletzungen In Katar gilt die Scharia, das islamische Recht. Konkret bedeutet das: Frauen sind nicht gleichberechtigt, Homosexualität steht unter Strafe und kann mit bis zu sieben Jahren Haft belegt werden. Kürzlich hatte der katarische WM-Botschafter Khalid Salman in einer Dokumentation des ZDF als „geistigen Schaden“ bezeichnet, was für große Empörung gesorgt hatte – unter anderem beim ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des VfB Stuttgart, Thomas Hitzlsperger.

4. Die Ausbeutung von Arbeitern Es waren vorwiegend ausländische Niedriglohnarbeiter aus Nepal oder Bangladesch, die die WM-Stadien und die zugehörige Infrastruktur gebaut haben – unter inhumanen Bedingungen. Sie arbeiteten bei einer Hitze von 40 Grad und mehr, erhielten ihr Gehalt oft spät oder gar nicht und waren in unhygienischen Unterkünften untergebracht. Für Aufsehen sorgte im vergangenen Jahr ein Bericht der britischen Tageszeitung „The Guardian“, wonach seit der Vergabe der WM 2010 bis ins Jahr 2021 mehr als 6500 Gastarbeiter ums Leben gekommen seien.

5. Die fehlende Nachhaltigkeit Ausnahmslos alle WM-Stadien wurden unter einem immensen Ressourcenverbrauch von Grund auf neu errichtet. Da Katar über keine Fußballtradition verfügt, ist es überaus fraglich, was mit den Arenen nach Ende des Turniers geschieht. Dass sie regelmäßig genutzt werden und auch ausgelastet sind, scheint ausgeschlossen.

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