Sport

Fehlstart für den Favoriten

Überraschend haben die Stuttgarter Volleyballerinnen zum Auftakt der Play-off-Serie um die deutsche Meisterschaft deutlich mit 0:3 gegen den SC Potsdam verloren. Im zweiten Duell am Freitag steht der Bundesliga-Erste und Pokalsieger nun gehörig unter Druck.

  • Ratlos: die Stuttgarterinnen Mira Todorova, Simone Lee und Ilka van de Vyver (von links)Foto: Baumann

    Ratlos: die Stuttgarterinnen Mira Todorova, Simone Lee und Ilka van de Vyver (von links)Foto: Baumann

Es war einer der wenigen ganz langen Ballwechsel im ersten Finalspiel um die deutsche Meisterschaft, am Ende des spektakulären Hin und Her ging der Punkt an den SC Potsdam. Trotz des Lärms der 1543 Zuschauer in der Scharrena war ein Urschrei deutlich zu vernehmen: Gästecoach Guillermo Naranjo Hernández machte seiner Freude lautstark Luft – weil er beim Stand von 21:16 im dritten Satz wusste: Diesen Triumph wird sich sein Team nicht mehr nehmen lassen. „Es war eine großartige Leistung“, sagte der Spanier nach dem in dieser Deutlichkeit überraschenden 3:0-Erfolg (25:19, 25:22, 25:18) beim Bundesliga-Ersten und Pokalsieger Allianz MTV Stuttgart, „Block und Feldabwehr waren überragend.“ Und trotzdem ist noch nicht viel gewonnen.

Stuttgarts Volleyballerinnen stehen unter Druck

In der Play-off-Serie sind drei Siege nötig, um den DM-Titel zu holen. Das zweite Spiel steigt an diesem Freitag (18.30 Uhr/Sport 1) in Potsdam. Dort erwartet Hernández, bis 2017 Coach in Stuttgart, einen anderen Kontrahenten. „Wir haben diesmal nicht das normale MTV-Team gesehen“, meinte er, „unser Gegner wird viel aggressiver auftreten, da bin ich mir sicher.“ Davon geht auch Tore Aleksandersen aus.

Der Coach des Favoriten war ziemlich bedient nach dem schwachen Auftritt seines Teams, das nur einmal in der Partie in Führung gelegen hatte – beim 1:0 im ersten Satz nach einem Netzroller-Aufschlag von Krystal Rivers. „Wir waren viel zu ängstlich, haben zu keinem Zeitpunkt ins Spiel gefunden“, sagte Aleksandersen, „wir haben viel zu viele einfache Fehler gemacht.“ Was das für die weitere Serie bedeutet? „Wir stehen jetzt sicherlich etwas mehr unter Druck“, erklärte der Norweger, „doch ich wäre schon sehr enttäuscht, wenn wir zwei so schlechte Spiele nacheinander machen würden.“

Viel zu viele Schwachstellen

Das wäre in der Tat seltsam, schließlich haben die Stuttgarterinnen in dieser Saison ihre Klasse oft genug bewiesen. Im ersten von maximal fünf Play-off-Spielen ist davon allerdings wenig zu sehen gewesen. Die Annahme war schlecht, Zuspielerin Ilka Van de Vyver fand ihre Kolleginnen zu selten, Krystal Rivers hatte nicht die übliche Durchschlagskraft, Simone Lee einen schwachen Tag erwischt. Und auch in der Block-Feldabwehr passte wenig. „Bei uns hat nicht viel funktioniert“, erklärte Sportdirektorin Kim Renkema, „doch würde es dem SC Potsdam nicht gerecht werden, alles auf unsere schwache Leistung zu schieben. Unser Gegner hat eine klasse Leistung geboten, war in allen Elementen besser. Wir müssen am Freitag ein ganz anderes Spiel hinlegen.“

Wird SC Potsdam der Stuttgarter Angstgegner?

Dann wird sich zeigen, ob der SCP das Zeug hat, zum Angstgegner von Allianz MTV Stuttgart zu werden. Schon in der Bundesliga-Hauptrunde gelang es nur den Potsdamerinnen, den überlegenen Spitzenreiter zu schlagen. Das war im März, auch dieses Spiel in der Scharrena endete 3:0 für die Gäste, allerdings stand damals Platz eins für die Stuttgarterinnen bereits fest.

Nun geht es um viel mehr, weshalb sich Guillermo Naranjo Hernández ein weiteres Mal über die Auswärtsstärke seines Teams freute: In der Fremde haben die Potsdamerinnen in dieser Saison nur eine Partie verloren – in Wiesbaden, nachdem einige Spielerinnen gerade erst Corona-Infektionen überstanden hatten. „Ich habe auch keine Erklärung für unsere vielen Auswärtssiege“, meinte der SCP-Coach, „ich weiß nur eines: Der Favorit in der Finalserie sind wir trotzdem nicht.“

Diesem Satz wollte sein Kollege nicht widersprechen. „Mir geht es nicht um den SC Potsdam, mir geht es um uns“, sagte Tore Aleksandersen, „wir waren einfach nicht gut genug. Mit dieser Leistung hätten wir auch gegen Aachen oder Vilsbiburg verloren.“

Datenschutz-Einstellungen