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Deshalb steigt Porsche beim Red-Bull-Rennstall ein

Die Ausgestaltung der Zusammenarbeit in der Formel 1 zwischen Porsche und Rennstall Red Bull ist weit gediehen – zur offiziellen Bekanntgabe fehlt nur noch der Beschluss des neuen Reglements von der Saison 2026 an.

  • Von 2026 an wird das Porsche-Logo auf dem Formel-1-Renner von Red Bull auftauchen.Foto: IMAGO/Paulo Maria

    Von 2026 an wird das Porsche-Logo auf dem Formel-1-Renner von Red Bull auftauchen.Foto: IMAGO/Paulo Maria

Nicht jeder hat das internationale Kartellrecht präsent in seinem Hinterkopf, besonders nicht die Wirtschaftsgesetze, die in Marokko zu beachten sind. In dem nordafrikanischen Staat gilt, dass bestimmte Anträge öffentlich gemacht werden müssen, wenn beispielsweise zwei große Konzerne eine Kooperation umsetzen wollen – so wurde bekannt, dass die Porsche AG vorsieht, 50 Prozent der Anteile am Formel-1-Unternehmen von Red Bull zu erwerben. Diese Unterlagen mussten ebenso in der Europäischen Union eingereicht werden, wo sie unter Verschluss liegen, zudem aber auch in 20 weiteren Ländern inklusive Marokko. Und damit ist die Katze im Vorfeld des Großen Preises von Ungarn an diesem Sonntag (15 Uhr) aus dem Sack geschlüpft, wo Red-Bull-Weltmeister Max Verstappen seinen WM-Vorsprung auf seinen Ferrari-Gegner Charles Leclerc ausbauen will.

Die sich anbahnende Motorsport-Liaison zwischen dem Autobauer aus Stuttgart-Zuffenhausen und dem Getränkeimperium aus Fuschl am See in Österreich war kein Geheimnis mehr, auch Vorstand und Aufsichtsrat von Volkswagen hatten längst ihr Plazet gegeben, dass Tochter Porsche mit den Roten Bullen aus den Alpen anbandeln darf – wie jedoch der Ehevertrag ausgestaltet werden sollte, war noch ein kleines Geheimnis. Zwar bestätigte keiner der Partner, was in Marokko ans Tageslicht gedrungen ist, es wurde aber auch nicht dementiert. Porsche teilte auf Anfrage lediglich mit: „Wie zuvor bekannt gegeben, bleiben die beiden Unternehmen weiterhin im konstruktiven Austausch. Wir freuen uns auf eine erfolgreiche Finalisierung des sportlichen, finanziellen und technischen Reglements für 2026.“

Soll heißen: Erst wenn der Weltrat des Automobil-Weltverbands (Fia) das Regelwerk absegnet, werden Porsche und Red Bull die Art ihrer Zusammenarbeit kommunizieren. Das war ursprünglich für Anfang Juli geplant, hat sich jedoch verzögert und soll am Dienstag beschlossen werden. In diesem Regelwerk wird mit anderem festgelegt, dass die Formel 1 von 2026 an mit klimaneutralem, synthetischem Kraftstoff unterwegs sein wird, die Stuttgarter werden mit Red Bull die Power Unit (Verbrennungsmotor sowie elektrische Hybrid-Einheit) entwickeln. Dafür wird Porsche die Hälfte am Unternehmen Red Bull Technology Limited erwerben, das für Design, Entwicklung und Herstellung der Formel-1-Autos von Max Verstappen und Sergio Perez beauftragt ist. Die Sportwagenschmiede steigt nicht nur als Anteilseigner bei den Bullen ein, sie soll auch das Motorenprojekt des Rennstalls aus Milton Keynes in einem Joint Venture übernehmen – und zwar, so scheint beabsichtigt, zumindest für zehn Jahre bis 2036. Bis Ende 2025 sind die Red-Bull-Boliden noch mit dem von Honda erworbenen Antriebsstrang unterwegs.

Auch die VW-Tochter Audi steht in der Startaufstellung zum Formel-1-Einstieg, allerdings sind die Ingolstädter lange nicht so weit vorne wie Porsche zu finden. Audi steckt in Verhandlungen mit Alfa Romeo (einst Sauber), möchte aber nicht nur die Antriebe bereitstellen, sondern mindestens 75 Prozent am Rennstall übernehmen. Der scheidende VW-Vorstandschef Herbert Diess hatte sich für das Engagement starkgemacht und zu Jahresbeginn in einem Linked-In-Post mitgeteilt, „die Formel 1, die mit synthetischen Kraftstoffen CO2-neutral wird, ist spannender, macht mehr Spaß und bietet ein besseres Rennerlebnis sowie einen besseren technischen Wettbewerb“ im Vergleich zur rein elektrischen Serie Formel E. Der Abgang von Diess am 1. September wird an der Strategie des VW-Konzerns wenig ändern – sein Nachfolger Oliver Blume, der aktuelle Porsche-Chef, ist als großer Befürworter des Rennsports bekannt.

Die Motorsportabteilung aus Weissach ist mit einem Werkteam in der elektrischen Formel E unterwegs, die Marke setzt ihr Engagement auch in der Saison 2023 fort, in der die dritte Generation (Gen3) der Elektrorenner auf die Runden geht – Mercedes steigt am Jahresende aus, Audi und BMW haben sich schon zurückgezogen. Ein Gen3-Auto kostet in der Herstellung gut 900 000 Euro, Porsche setzt derer zwei ein; der gedeckelte Etat für eine Formel-E-Saison beträgt für Hersteller 25 Millionen Euro. Darüber hinaus spult das Team mit dem neu entwickelten Porsche 963 erste Langstreckentests für den Einsatz bei den 24 Stunden von Le Mans im nächsten Jahr ab, wo Porsche in der LMDh-Klasse startet – auch wenn das Regelwerk den Einsatz von zahlreichen Einheitsteilen vorschreibt, muss ein Team mit Gesamtkosten von 25 bis 30 Millionen Euro rechnen, um sich eine Chance auf den Gesamtsieg machen zu dürfen.

Wobei die Finanzen keinen Hinderungsgrund für nichts darstellen dürften – die Porsche AG hat im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn von vier Milliarden Euro ausgewiesen. Mit weltweit rund 302 000 ausgelieferten Fahrzeugen war erstmals die Marke von 300 000 überschritten worden. Formel E, Le Mans und die Langstrecken-WM sowie von 2026 (ziemlich sicher) Formel 1 – Porsche tanzt auf den bedeutendsten Motorsport-Hochzeiten auf dem Globus. Da sollte man bloß nirgends aus dem Takt kommen.

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