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Das ist Marokkos Elfmeter-Held

Marokkos Nationaltorwart Yassine Bounou ist unter dem Spitznamen Bono bekannt. Viele hatten den Keeper lange nicht auf dem Schirm – bis jetzt zur WM.

  • Marokkos Torwart Yassine Bounou alias Bono hielt im WM-Achtelfinale gegen Spanien zwei Elfmeter.Foto: IMAGO/Shutterstock/IMAGO/Javier Garcia/Shutterstock

    Marokkos Torwart Yassine Bounou alias Bono hielt im WM-Achtelfinale gegen Spanien zwei Elfmeter.Foto: IMAGO/Shutterstock/IMAGO/Javier Garcia/Shutterstock

Wer den Begriff „Bono“ bei Google eingibt, bekommt als erstes einen Wikipedia-Artikel des irischen Musikers Bono angezeigt. Der ist Frontman der weltweit bekannten Rockband U2. Spätestens seit Dienstagabend steht aber auch einer seiner Namensvetter im Rampenlicht: Der marokkanische Torwart Yassine Bounou, besser bekannt unter seinem Spitznamen Bono.

Der 31-Jährige vom FC Sevilla parierte im WM-Achtelfinale gegen Spanien (3:0 n. E.) zwei Elfmeter und sicherte Marokko dadurch den Einzug ins Viertelfinale. Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass die Nordafrikaner dieses bei einer Fußballweltmeisterschaft erreichen. Bei seinen Landsleuten hat Bono also verständlicherweise einen Heldenstatus erlangt. Wer aber ist der Keeper, der das Rampenlicht scheut? Und woher kommt sein Spitzname?

Yassine Bounou steht seit rund drei Jahren beim spanischen Verein FC Sevilla unter Vertrag und ist dort seit der Saison 2021/2022 Stammtorhüter. Der in Kanada geborene marokkanische Schlussmann zählt zu den besten Torhütern im Clubfußball und schaffte es in diesem Jahr bei der Wahl zum Welttorhüter sogar in die Top Ten. In Erscheinung getreten ist er allerdings erst so richtig während der WM – vor allem durch seine beiden gehaltenen Elfmeter im WM-Viertelfinale gegen Spanien.

Bono begann seine Fußballkarriere mit acht Jahren beim marokkanischen Rekordmeister Wydad Casablanca. Er stieg bis in die Profimannschaft auf, feierte mit 20 sein Debüt in der dortigen Champions League vor 80 000 Fans. Dann schloss sich der Keeper in der Saison 2012/2013 Atletico Madrid an.

Bei den Spaniern konnte er sich nicht durchsetzen, spielte meist für die zweite Mannschaft. Bono wurde zu Real Saragossa ausgeliehen und wechselte letztlich zum spanischen Zweitligisten FC Girona. Mit diesem stieg er 2017 auf, was auch die Verantwortlichen bei FC Sevilla registrierten. Die Andalusier verpflichteten Bono, er wurde ihr Pokaltorhüter in der Europa League und hatte großen Anteil daran, dass der FC Sevilla diese 2020 gewann.

Zur Saison 2020/2021 verdrängte er Sevillas damaligen Stammtorwart Tomás Vaclík endgültig und stand in 33 von 38 Spielen in La Liga zwischen den Pfosten. In der vergangenen Saison lief er dann zu Höchstform auf: In 31 Einsätzen blieb der Marokkaner 13 Mal ohne Gegentreffer – und wurde zum besten Torhüter der Liga gekürt. Mit der Auszeichnung stellte er Torhüter wie Barcelonas Marc-André ter Stegen in den Schatten oder den diesjährigen Welttorhüter Thibaut Courtois von Real Madrid.

Bono ist in Katar ein starker Rückhalt

Aktuell hat Bono großen Anteil daran, dass Marokko bei der WM im Viertelfinale steht – nicht nur durch seine Elfmeterparaden im Spiel gegen Spanien. Er kassierte beim Turnier in Katar erst einen Gegentreffer, genauer gesagt ein Eigentor im letzten Gruppenspiel gegen Kanada (2:1). Er stand in jeder Partie auf dem Feld, abgesehen vom Spiel gegen Belgien (2:0). Da merkte der 1,90 große Torwart nach der Nationalhymne, dass ein Einsatz wegen einer Oberschenkelblessur aus dem Kroatien-Spiel doch nicht möglich war.

In Katar glänzt Bono durch Paraden und seine Lockerheit. Auch beim Elfmeterschießen gegen Spanien war von Nervosität kaum etwas zu sehen. Nach dem Spiel würdigte Spaniens Trainer Luis Enrique die Leistung des marokkanischen Schlussmanns und sagte: „Ich würde alle Schützen noch einmal so auswählen. Der Einzige, den ich wechseln würde, wäre Bono, dee Torwart des Gegners.“

Dass Bono sich nicht, wie viele andere Fußballprofis, ins Rampenlicht drängt, könnte ein Grund sein, warum über seinen Spitznamen – manche Medien schreiben auch von Künstlernamen – nicht viel bekannt ist. Den trägt er übrigens auch auf seinem Marokko-Trikot.

Vereinzelt gibt es Internetseiten, die sagen, dass der Keeper den Spitznamen habe, weil der in Spanien einfacher auszusprechen sei als „Bounou“. Auch auf Twitter fragt genau das ein Nutzer: „Waarom schrijven ze Bono, het heet Bounou“. Aus dem Niederländischen übersetzt bedeutet das: „Warum schreiben sie Bono, es heißt Bounou?“

Ein anderer Nutzer antwortet auf diese Frage „Bono staat ook op zijn shirt bij marokko. Is zijn nickname & makkelijker uit te spreken.“ Das wiederum heißt übersetzt so viel wie, Bono stehe auch auf dem Marokko-Trikot und sei sein Spitzname, da dieser leichter auszusprechen wäre.

Aber egal, ob Bounou oder Bono, der Keeper ist ein wichtiger Rückhalt für seine marokkanischen Vorderleute. Schon am Samstag, 10. Dezember, kann er das wieder unter Beweis stellen. Dann nämlich trifft sein Team um 16 Uhr (live im ZDF) im Viertelfinale auf Portugal um Superstar Cristiano Ronaldo. Mit einem Sieg könnte Marokko als erste afrikanische Mannschaft ein WM-Halbfinale erreichen.

Da mit Portugal eine Mannschaft wartet, die bislang 12 WM-Tore erzielte, werden Bonos Fähigkeiten sicher gefragt sein. Und wer weiß, vielleicht muss er die ja auch wieder im Elfmeterschießen zeigen – das hat ja schon einmal gut geklappt.

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