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Minutenlanger Applaus für die Steelers

Die Bietigheimer Eishockey-Cracks schießen im letzten Hauptrundenauftritt vor heimischem Publikum die Eispiraten Crimmitschau mit
5:0 ab. Das Auswärtsspiel beim ESV Kaufbeuren geht mit 1:4 verloren.

  • Durften für die Bietigheim Steelers noch einmal vor heimischem Publikum jubeln: Jack Olin Doremus (von links), Fabjon Kuqi, Torschütze Ryker Killins und Tom-Eric Bappert. Foto: Baumann

    Durften für die Bietigheim Steelers noch einmal vor heimischem Publikum jubeln: Jack Olin Doremus (von links), Fabjon Kuqi, Torschütze Ryker Killins und Tom-Eric Bappert. Foto: Baumann

Eishockey. Die Bietigheim Steelers haben an den letzten beiden Spieltagen der Deutschen Eishockey Liga (DEL) 2 für einen versöhnlichen Abschluss gesorgt. Vor heimischem Publikum feierte das Team aus dem Ellental einen 5:0-Erfolg gegen die Eispiraten Crimmitschau. Beim ESV Kaufbeuren setzte es dafür eine 1:4-Niederlage.

Spektaktel vor 3013 Zuschauern in der Ege-Trans-Arena gegen Crimmitschau.

Die Bietigheim Steelers haben den 3013 Zuschauern – darunter auch gut 100 Anhänger der Gäste – im letzten Hauptrunden-Heimspiel der DEL-2-Spielzeit noch mal ein Spektakel geboten. Von der ersten Sekunde an machten sie beim 5:0-Sieg gegen die Eispiraten Crimmitschau deutlich, dass an diesem Abend nur ein Team das Eis als Sieger verlassen würde. Die Körpersprache, die Einstellung, der Einsatz – alles stimmte beim zweiten Saison-Shutout für Goalie Olafr Schmidt. Und die Fans nahmen die Emotionen auf dem Eis auf, verwandelten die Ege-Trans-Arena noch einmal in einen Hexenkessel und feierten ihre Helden nach der Schlusssirene minutenlang.

„Wir kamen gut raus und haben die einfachen Sachen gemacht. Dadurch hatten wir zumindest die ersten zehn Minuten das Momentum auf unserer Seite. Dann kam aber eine kleine Flaute, wir haben das Spiel wieder langsam gemacht. Erst im Schlussabschnitt haben wir wieder so gespielt, wie wir das wollen“, analysiert Steelers-Trainer Alexander Dück. Sein Gegenüber Jussi Tuores war dagegen bedient: „Wir waren nicht bereit, das geht auf meine Kappe.“

Die Bietigheimer, bei denen Brett Welychka nach zehnwöchiger Zwangspause nach einem Unterarmbruch sein Comeback feierte (Dück: „Es war gut, dass er noch vor den Playdowns das eine oder andere Spiel absolviert. Er ist unheimlich wichtig für das Team – auf und abseits des Eises.“), gaben von Beginn an Gas. Die ersten Schüsse landeten zwar immer an der Schlittschuhkufe eines Crimmitschauers. Doch nach fast genau zweieinhalb Minuten fälschte Marek Racuk mit dem Rücken zum Tor einen Schuss von Cole MacDonald unhaltbar zum 1:0 ab.

Den zweiten Treffer legte Noel Saffran per Direktabnahme nach einem Querpass von Ryker Killins nach (13.). Und knapp zwei Minuten darauf ließ der Vorlagengeber des 2:0 das 3:0 folgen. Killins überwand Christian Schneider von weit außen ins lange Eck – für den Gästegoalie war danach der Arbeitstag beendet.

Hatte Crimmitschau im ersten Drittel praktisch nicht stattgefunden, entwickelte sich im Mittelabschnitt ein offener Schlagabtausch – aber weiterhin mit Vorteilen für die Steelers. Kamen die Eispiraten mal gefährlich vor seinen Kasten, dann war Schmidt stets auf der Höhe, beispielsweise gegen Max Balinson (25.), gegen Jannis Kälble (33.) oder gegen Ladislav Zikmund (34.). „Jedes Mal, wenn wir die Chance hatten, selbst etwas Momentum zu bekommen, machte unsere Möglichkeiten der Bietigheimer Goalie zunichte“, erklärt Tuores.

Auf der anderen Seite hätten aber auch die Bietigheimer nachlegen können. Doch weder Jackson Cressey nach Schuss von Welychka (24.) noch Jack Doremus nach dem Abschluss von Fabjon Kuqi (25.) brachten die Scheibe über die Linie. Und Welychka hinderten die Crimmitschauer am Schuss, nachdem er von hinter dem Eispiraten-Kasten mustergültig bedient worden war (39.).

Mit einem Doppelpack innerhalb von elf Sekunden in der 46. Minute machten die Steelers zu Beginn des dritten Drittels den Sack dann zu. Zunächst zimmerte Kuqi den Puck ins Netz, dann drückte Lewis Zerter-Gossage die Hartgummischeibe im Nachsetzen über die Linie.

Die Crimmitschauer gaben sich zwar nicht auf und versuchten, mit dem Anschlusstreffer die Wende einzuleiten. Doch Schmidt hielt seinen Kasten zum erst zweiten Mal überhaupt in dieser Saison sauber. Das erste Mal gelang ihm das Mitte Dezember in Crimmitschau.

Zu hoch will Dück den Erfolg jedoch nicht hängen. „Das Ergebnis ist zweitrangig, aber der Sieg war wichtig. Crimmitschau war allerdings auch nicht mit seiner kompletten Aufstellung angetreten. Außerdem weiß jeder bei uns, worum es geht“, erklärt der Steelers-Coach.

Beim ESV Kaufbeuren gehen die Steelers mit 1:4 baden.

Beim 1:4 beim ESV Kaufbeuren traf nur Geburtstagskind Brett Welychka für die Ellentäler. Der Kanadier netzte an seinem 30. Ehrentag zum zwischenzeitlichen 1:2. „Im Großen und Ganzen bin ich mit der Leistung des Teams zufrieden – zumindest über die ersten 40 Minuten, Überzahl und Unterzahl müssen wir in der Bewertung aber rausnehmen. Irgendwann haben wir durch mangelnden Tordruck wieder angefangen, älteres Eishockey zu spielen. Das sah schön aus, war aber brotlose Kunst“, analysiert Steelers-Coach Alex Dück.

Geschichte schrieb Sami Blomqvist. Er kürte sich zum besten Torschützen der DEL 2 aller Zeiten. Mit seinem 24. Saisontor zum 3:1 überholte der Deutsch-Schwede Richard Mueller in der All-Time-Scorerliste. Mit 221 Treffern führt er dieses Ranking nun alleine an.

Für Goldhelm Jack Doremus, der als überzähliger Ausländer eine Auszeit bekam, stand nach seiner Sperre wieder Morgan Adams-Moisan im Kader der Steelers. Doch für den Stürmer war der Arbeitstag bereits nach gut fünfeinhalb Minuten beendet. Fast an der blauen Linie fuhr der Kanadier einen Check gegen Micke Saari voll zu Ende, der gerade einen Schuss abgefeuert hatte. Der Kaufbeurer blieb benommen liegen und konnte das Eis nur von zwei Betreuern gestützt in Richtung Kabine verlassen. Nach Videostudium sanktionierten die Schiedsrichter das Einsteigen Adams-Moisans mit einer großen Strafe plus Spieldauerstrafe.

In der fünfminütigen Unterzahl musste der SCB zwei Gegentore hinnehmen. Zunächst war Blomqvist einen Schritt schneller am Puck als Lewis Zerter-Gossage und erzielte das 1:0 (8.). Dann bediente John Lammers direkt vor dem Steelers-Tor Tyler Spurgeon, der gegen Goalie Schmidt die Übersicht behielt (9.). „In dieser Unterzahl haben wir ein paar jüngere Spieler rausgeschickt, weil wir sehen wollten, wie sie spielen“, berichtet Dück. Doch noch vor der Drittelpause verkürzten die Gäste wieder. In ihrer ersten Überzahl der Partie legte Ryon Moser quer, und am langen Pfosten überwand Welychka ESVK-Schlussmann Daniel Fießinger über dessen Fanghand hinweg zum 1:2 (16.).

Das Momentum konnten die Steelers jedoch nicht mit in den Mittelabschnitt nehmen. Zwar hatten sie mehr Scheibenbesitz. Doch die besseren Chancen hatten die Kaufbeurer. In der 24. Minute erhöhte Blomqvist auf 3:1. In der Folge hätte der ESVK seine Führung weiter ausbauen können. In Überzahl scheiterte aber zunächst Joseph Lewis, nachdem er alleine auf Schmidt zufuhr, am Steelers-Torwart (34.) – ebenso wie Maximilian Hops (36.).

Die Emotionen kochten dann 55 Sekunden vor Drittelende hoch, nachdem Lewis Spencer Berry in die Bande gecheckt hatte. Nach Videoüberprüfung entschieden die Schiedsrichter auch hier auf eine große Strafe plus Spieldauerstrafe. Anders als die Gastgeber im ersten Drittel konnten die Bietigheimer aus der fünfminütigen Überzahl aber kein Kapital schlagen. „Dass wir diese Unterzahl ohne Gegentor überstanden haben, war wichtig. Dadurch war das Momentum auf unserer Seite“, sagt ESVK-Coach Daniel Jun.

101 Sekunden vor der Schlusssirene machten die Kaufbeurer dann den Sack zu. Schmidt fuhr vom Eis, während seine Vorderleute im Angriffsdrittel den Puck verloren. Nach einer Kombination über drei Stationen sagte Lammers Danke. Schon davor hätte der ESVK für die Entscheidung sorgen können. Tom-Eric Bappert legte die Scheibe bei einem Zwei-gegen-eins-Konter der Gastgeber an die eigene Latte (46.). nac

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