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Erlesenes Teilnehmerfeld beim 40. Silvesterlauf

Titelverteidiger, Profisportler und Lokalmatadore gehen bei der Bietigheimer Traditionsveranstaltung mit voraussichtlich wieder rund 3000 Hobbyläufern auf die Strecke durch Altstadt und Enzauen. Wegen einer Baustelle müssen die sonst immer 11,1 Kilometer langen Runden ausnahmsweise um 350 Meter gekürzt werden.

  • Die Favoriten vorneweg macht sich das riesige Teilnehmerfeld auch an diesem Samstag zum Bietigheimer Silvesterlauf auf die Strecke, die allerdings baustellenbedingt von 11,1 auf 10,75 Kilometer verkürzt wurde. Foto: Küppers

    Die Favoriten vorneweg macht sich das riesige Teilnehmerfeld auch an diesem Samstag zum Bietigheimer Silvesterlauf auf die Strecke, die allerdings baustellenbedingt von 11,1 auf 10,75 Kilometer verkürzt wurde. Foto: Küppers

Leichtathletik. Am Samstag geht der erste Silvesterlauf nach zwei Jahren Corona-Pause auf die Strecke durch die Bietigheimer Altstadt und die Enzauen. Dabei werden die Läufer am letzten Tag des Jahres voraussichtlich von Frühlingswetter begleitet. Wie groß der Andrang nach der Zwangspause wird, ist die große Unbekannte.

Waren es bei der 39. Auflage des Bietigheimer Silvesterlaufs 2019 noch etwa 3400 Teilnehmer, so hatten sich bis gestern Abend erst 2032 Einzelstarter und 95 weitere in Staffeln angemeldet (Stand 21.30 Uhr). Wer angesichts der frühlingshaften Temperaturen Lust auf einen sportlichen Jahresausklang bekommen hat, kann sich aber immer noch anmelden. Das ist allerdings nur über das Online-Anmeldeportal bis zum Silvestertag um 12 Uhr möglich – eine Möglichkeit für Nachmeldungen in Papierform gibt es nicht mehr.

Nach zweijähriger coronabedingter Pause feiert die sportliche Großveranstaltung am Samstag ihr Comeback. Alle, ob Organisatoren, Helfer, aber am meisten die Läufer und Läuferinnen fiebern den Moment entgegen, wenn um 14 Uhr Oberbürgermeister Jürgen Kessing den Startschuss zum 40. Bietigheimer Silvesterlauf abgibt. Die besondere Gänsehaut-Atmosphäre entlang der Strecke, durch die Gassen der Bietigheimer Altstadt und entlang der Enz, fasziniert Profisportler ebenso wie Hobbyläufer. 40 Jahre nach seiner Gründung ist der Lauf damit zu einer der größten Laufveranstaltungen in Süddeutschland geworden – nach bescheidenen Anfängen mit Start und Ziel beim Marktplatz. Unter dem Motto „Happy Running“ liefen in 39 Jahren mehr als 80 000 Sportler durch das Ziel am Viadukt. Ein Blick in die Starterliste zeigt, das zahlreiche Spitzenathleten dem Bietigheimer Silvesterlauf auch nach der Zwangspause die Treue halten und wieder am Start sind.

Die Sieger der letzten zwei Läufe vor Corona sind wieder am Start.

Als letzter Silvesterlauf-Sieger vor der Coronapause geht Marcel Fehr (LG Filstal) jetzt mit der Startnummer 1 ins Rennen. Der deutsche Vizemeister 2021 in der Halle über 3000 Meter und Finalteilnehmer bei der Hallen-Europameisterschaft 2021 laborierte in dieser Saison lange an einer Knöchelverletzung und ist noch im Aufbautraining, will sich aber der Konkurrenz stellen.

Die führt Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) an. Bei den deutschen Meisterschaften über 10 000 Meter im Mai sicherte sich Boch in 28:11,69 Minuten den Platz ganz oben auf dem Podest. Den möchte der 28-Jährige auch wieder in Bietigheim einnehmen. Bei seiner kurzfristigen Absage an Silvester 2019 versprach der Regensburger: „Ich komme wieder, um meinen Titel zurückzuholen“. Boch gewann bisher vier Mal den Bietigheimer Silvesterlauf.

Immer für eine Überraschung gut ist Florian Röser vom TV Konstanz. Mit 2:15:03 Stunden lief der 29-Jährige beim diesjährigen Hamburg Marathon nicht nur eine schnelle Zeit, sondern war bei seinem Marathon-Debüt auch schnellster Deutscher in diesem Rennen. In Bietigheim steht Röser zum siebten Mal an der Startlinie. Seine beste Platzierung war ein sechster Platz. Erfolgreicher ist der Langstreckenläufer beim Schwäbisch Haller Dreikönigslauf, den er schon sechs Mal in Folge gewann.

Die Riege der Nachwuchsathleten führt Paul Specht vom Team Franz Weller Automobile an. Im Jahr 2020 wurde der heute 20-Jährige von der „German Road Races“ zum hoffnungsvollsten Nachwuchsläufer ausgezeichnet. Bei der diesjährigen Crosslauf- DM wurde Specht im Rennen der männlichen U 23 mit lediglich vier Sekunden Rückstand deutscher Vizemeister und im Nachgang vom Deutschen Leichtathletik-Verband für das Aufgebot der Crosslauf-Europameisterschaften nominiert.

Auch der Oberriexinger Julian Großkopf zählt zu den Spitzenathleten.

Zu den jungen Wilden zählt auch Julian Großkopf (Team Optimove by Pudel) der eigentlich Triathlet ist und im vergangenen Jahr Deutscher Meister und Europameister über die Mitteldistanz der U 23 wurde. Bei den diesjährigen Deutschen Halbmarathon- Meisterschaften fehlten dem 22-Jährigen mit 1:05:46 nur vier Sekunden zur Bronzemedaille. Bei den deutschen Crosslauf- Meisterschaften schaffte der Oberriexinger mit Platz fünf die erforderliche Leistung für die Qualifikation zur Europameisterschaft und war Anfang Dezember Teil der DLV-Mannschaft in Turin, bei der er allerdings von einem Infekt ausgebremst wurde.

Der jüngste im Bunde ist Kurt Lauer (Tree of Hope Club). Der deutsche 2000-Meter-Hindernismeister der U 20 in den vergangenen zwei Jahren legte einen fulminanten Saisoneinstieg auf die Bahn und schnappte sich auf den letzten Metern in einer Zeit von 14:58,53 Minuten den Titel bei der U-20-DM über 5000 Meter. Als deutscher Crosslauf- Meister der U 20 durfte sich Lauer bei seiner zweiten Teilnahme an einer Cross-EM erneut das Nationaltrikot überstreifen und internationale Wettkampfhärte sammeln.

Vierfach-Gewinnerin Alina Reh steht für Spitzenzeiten im Feld der Frauen.

Das Rennen der Frauen verspricht ebenfalls spannend zu werden. Hier trifft Alina Reh (SCC Berlin) auf Eva Dieterich (Laufteam Kassel), die Deutsche Meisterin über zehn Kilometer auf der Straße. Reh, die bereits vier Mal den Bietigheimer Silvesterlauf gewonnen hat, triumphierte im Mai bei der Langstrecken-DM über 10 000 Meter und holte sich in 32:06,63 Minuten ihren zweiten Meistertitel über diese Distanz nach 2019. Zum Ende der Saison ließ Reh die nächste Goldmedaille bei deutschen Meisterschaften folgen. Über die 6,35 Kilometer lange Cross-Distanz lief sie nach 21:59 Minuten als Siegerin ins Ziel. Damit qualifizierte sich die 25-Jährige für die Cross-EM in Italien, wo die DLV-Athletin in überragender Manier zu Bronze und Team-Gold lief.

Nachwuchs-Athletinnen wollen das Feld in Bietigheim aufmischen.

Mit Mia Jurenka, Kim Bödi und Emily Junginger schickt das Team Franz Weller Automobile drei Nachwuchsläuferinnen ins Rennen. Jurenka stand mit dem deutschen U-20-Team bei den Cross-Europameisterschaften 2021 ganz oben auf dem Treppchen. Bei den diesjährigen deutschen Halbmarathon-Meisterschaften der U 23 gewann die 20-Jährige mit persönlicher Bestzeit in 1:16:39 Stunden die Silbermedaille. Nationale und internationale Erfolge kann auch Bödi vorweisen. Im Frühjahr holte die junge Athletin vom VfL Sindelfingen bei der Studenten-WM in Portugal mit der Mannschaft Silber im Crosslauf über zehn Kilometer. Bei den deutschen Meisterschaften der U 23 musste die 21-Jährige im 3000-Meter-Hindernislauf nur der Favoritin den Vortritt lassen. In die Herzen der Zuschauer könnte sich Emily Junginger laufen. Die Vizemeisterschaft bei den deutschen Straßenlauf-Meisterschaften der U 18 über zehn Kilometer ist der bisher größte sportliche Erfolg für die ehrgeizige Nürtingerin. Mit der Zeit von 37:34 Minuten belegt die gerade mal 16-Jährige in der DLV-Jahresbestenliste den dritten Rang bei der weiblichen Jugend U 18.

Nicht um die vorderen Plätze, sondern um die Konstanz geht es dagegen Peter Bäuchle aus Esslingen. Er ist als Läufer bei allen bisherigen 39 Veranstaltungen erfolgreich am Start gewesen. Der heute 69-Jährige ist damit alleiniger Rekordhalter und trägt beim 40. Silvesterlauf traditionell die Startnummer 40.

Die besten Bereiche für Zuschauer entlang der Laufstrecke.

Im Start- und Zielbereich sorgen die beiden Moderatoren Michael Kloiber und Michael Joos für gute Stimmung und informieren über den Rennverlauf. Für heißen Glühwein und die traditionelle Rennwurst ist im Zielbereich gesorgt. Beim Zieleinlauf des Silvesterlauf-Sieger gegen 14.30 Uhr ist die Stimmung auf dem Höhepunkt. Beim Enzpavillon am Bürgergarten sorgen die Guggenmusiker D’Wefzga mit viel Remmidemmi bei den Sportlern für die nötige Energie um die folgenden harten Anstiege in der Altstadt zu meistern. Auf dem Marktplatz heizt Achim Seiter Läufer wie Zuschauer gleichermaßen ein. Getrommelt wird beim Unteren Stadttor. Höllisch laut und rhythmisch schickt das Drummerteam die Silvesterläufer auf die letzte Runde und auf die Zielgerade.

Wer nicht ganz vorne mitläuft, aber eine bestimmte Zielzeit im Blick hat, ist im Feld der vielen Freizeit- und Hobbyläufer bestens aufgehoben. Im Startblock kann man nach den CEP Pacer Ausschau halten. Zu erkennen sind diese an großen, mit der Zielzeit beschrifteten Fahnen. In diesem Jahr unterstützt das CEP Pacer Team wieder Zielzeiten von 50, 55, 60, 65 und 70 Minuten und bietet somit die Möglichkeit, gleichmäßig und im richtigen Tempo das Ziel zu erreichen.

Seit wenigen Jahren gibt es beim Silvesterlauf auch die Möglichkeit, sich die Strecke im Rahmen eines Staffellaufs zu teilen. Denn das Mindestalter für die Teilnahme am Silvesterlauf über die volle Distanz ist 14 Jahre – erst ab diesem Alter erlaubt die Deutsche Leichtathletik Ordnung eine Teilnahme an Veranstaltungen mit einer Streckenlänge von mehr als zehn Kilometern. Der Silvester-Staffellauf ermöglicht auch Jüngeren die Teilnahme, da die Teilstrecken nicht länger als fünf Kilometer sind. Das Mindestalter beträgt zwölf Jahre, die Laufstrecken sind 4,85 Kilometer, 3,3 Kilometer und 2,6 Kilometer lang.

Eine Baustelle zwingt Organisatoren und Läufer zur Kursänderung.

Die Bauarbeiten in der Bietigheimer Turmstraße können wegen der Wetterbedingungen in diesem Jahr nicht mehr abgeschlossen werden. Deshalb muss der Streckenverlauf kurzfristig geändert werden. Durch die Umleitung verkürzt sich die übliche Streckenlänge um 350 Meter auf 10,75 Kilometer. Die Zeiten sind dadurch nicht 1:1 mit denen aus früheren Jahren vergleichbar. Bei der Zeitmessung werden die ersten 20 Männer und die ersten 10 Frauen jeweils in der Reihenfolge des Zieleinlaufs gewertet, also mit der Bruttozeit. Alle weiteren Finisher werden mit der Nettozeit gewertet – ihre Zeitmessung beginnt erst in dem Moment, in dem sie jeweils die Startlinie überqueren, und endet mit Überquerung der Ziellinie.

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