Auf Einladung des Filmwinters hatte sich Louis Stiens, Halbsolist und Choreograf des Stuttgarter Balletts, im Januar tänzerisch Fassbinders „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ genähert. Und die Antworten, die er im Dialog mit seinem Kollegen Shaked Heller auf die Frage fand, wie wir zusammenleben wollen, waren so verstörend wie ungemütlich. Das intime Duett in der Tri-Bühne brachte zudem so viele andere Bälle ins Spiel, dass es sich schon andeutete: Den beiden Tänzern ist die Ballettbühne zu eng. Nun meldet das Stuttgarter Ballett, dass sich Stiens und Heller nach dem Ende der Saison selbstständig machen, um neues Terrain zu erkunden.
Vorher wird sich das Paar, das bereits seit längerer Zeit Rollen füreinander gestaltet, erstmals als Choreografen-Duo im Auftrag des Stuttgarter Balletts vorstellen: Am 29. Mai präsentieren die beiden im Rahmen des Ballettabends „Creations VII-IX“ ihr erstes gemeinsames Stück. Mit dem Filmwinter-Duett „In my room“ werden sie in der kommenden Spielzeit zu Gast beim Stuttgarter Ballett sein.
Choreografisches Debüt schon als Schüler
Louis Stiens kam 2011 von der Cranko-Schule in die Kompanie. Schon als Schüler gab er sein Debüt als Choreograf, seine Werkliste umfasst heute rund zwanzig Ballette. 2012 beendete er für den erkrankten Marco Goecke die Produktion „Dancer in the Dark“, 2016 ließ er sich beim „Blick hinter die Kulissen“ mehrere Abende lang in die choreografischen Karten schauen, 2019 begleitete er als Choreograf die Dreisparten-Produktion „Die sieben Todsünden“ und tanzte mit der Punk-Lady Peaches. Der Israeli Shaked Heller ist seit 2016 Tänzer des Stuttgarter Balletts. Neben drei Noverre-Stücken hat er „Mehlberg“ und „Metrof“ im Auftrag des Stuttgarter Balletts realisiert.