Kultur

Dokudrama mit Wernher von Braun, Nikita Chruschtschow und Golda Meir

Die Dokudrama-Reihe „Die Spaltung der Welt“ verdeutlicht, dass die Ursachen vieler aktueller Konflikte zwischen 1939 und 1962 liegen.

  • Florian Bartholomäi als Klaus Riedel, Max Wagner als Wernher von Braun, Christoph Glaubacker als Walter Dornberger und Caroline Hartig als Hannelore Bannasch (von links) in einer Spielszene aus „Die Spaltung der Welt: 1939-1962“Foto: /Valerie Fidler

    Florian Bartholomäi als Klaus Riedel, Max Wagner als Wernher von Braun, Christoph Glaubacker als Walter Dornberger und Caroline Hartig als Hannelore Bannasch (von links) in einer Spielszene aus „Die Spaltung der Welt: 1939-1962“Foto: /Valerie Fidler

Weltgeschichte wird gern rund um Persönlichkeiten erzählt, die wahlweise erheblichen Einfluss auf konkrete Entwicklungen hatten oder unmittelbar betroffen waren. Die international koproduzierte Reihe „Die Spaltung der Welt“ vereint mit ihrer Mischung aus Spielszenen und kolorierten dokumentarischen Aufnahmen beide Ansätze und verfolgt mehrere Lebenswege, die sich zwar nicht überschnitten haben, aber zu einer parallelen Erzählung zusammengefügt werden: Die sechs Episoden porträtieren die drei Männer und drei Frauen nicht einzeln, sondern hüpfen innerhalb jeder Folge von einem Erzählstrang zum anderen. Roter Faden sind jedoch nicht die Biografien, sondern die in Korrespondentenberichten, Tagebüchern und Briefen skizzierten Zeitläufte der 23 Jahre zwischen 1939 und 1962. Das lässt die jeweils gut fünfzig Minuten langen Filme allerdings etwas sprunghaft wirken. Da die Polin Olga Chajdas und der Belgier Frank Devos zum Teil unterschiedliche Regiestile pflegen, wirkt auch die Inszenierung etwas uneinheitlich.

Wernher von Braun, Hedwig Höß, Golda Meir, Nikita Chruschtschow

Andererseits sorgt das Konzept natürlich für Abwechslung. Die Kombination der gänzlich unterschiedlichen Personen hat ohnehin einen gewissen Reiz, zumal sie sechs gänzlich völlig verschiedene Facetten verkörpern: In Peenemünde träumt der Physiker Wernher von Braun vom ersten bemannten Weltraumflug, soll aber dem Nationalsozialismus mit einer „Wunderwaffe“ zum erhofften Endsieg verhelfen; in Auschwitz speit Hedwig Höß, Gattin des KZ-Kommandanten, in einen Eimer, als ihr klar wird, dass ihr Garten diesseits der Lagermauer mit der Asche verbrannter Häftlingsleichen gedüngt wird. Derweil setzt sich die spätere israelische Ministerpräsidentin Golda Meir in Palästina dafür ein, dass sich jüdische Flüchtlinge in dem von Briten kontrollierten Gebiet niederlassen dürfen. In Kiew wird der in der Ukraine aufgewachsene Russe Nikita Chruschtschow vom Überfall der Wehrmacht überrascht. Acht Jahre nach der deutschen Kapitulation wird der Bauernsohn zum mächtigsten Mann der Sowjetunion.

Oppenheimers „Manhattan-Projekt“

Die beiden weiteren Porträts ergänzen die Reihe um ganz andere Perspektiven: Frantz Fanon aus Martinique zieht für Frankreich in den Krieg und wird für seine Tapferkeit gelobt, aber aufs Siegerfoto darf der Schwarze nicht. Als Mitglied der Nationalen Befreiungsfront in Algerien trägt er nach dem Krieg zum Rückzug der Kolonialmächte bei. Im amerikanischen Bennington widersetzt sich die Studentin Joan Hinton den Konventionen, macht als Physikerin Karriere und ist schließlich als eine der wenigen Frauen an Robert Oppenheimers „Manhattan-Projekt“ beteiligt. Nach dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki lässt sie die Nuklearphysik hinter sich und wandert nach China aus.

Bei allem Respekt für den Aufwand, den die beteiligten Sender betrieben haben: Die Synchronisation der größtenteils an den Originalschauplätzen und mit vielen Einheimischen entstandenen Reihe ist stellenweise richtig schlecht. Es passt ohnehin nicht zum Anspruch der Reihe, dass sämtliche Figuren das gleiche makellose Deutsch sprechen. Eine derart anspruchsvolle Produktion, die zudem ausdrücklich junge Leute ansprechen soll, hätte auch mit Untertiteln funktioniert. Davon abgesehen ist die Reihe aller Ehren wert.

Die Spaltung der Welt: Die ersten beiden Episoden des Dokudramas werden am Montag, 11. November, ab 22:50 im Ersten ausgestrahlt. Alle sechs Episoden sind bereits in der ARD-Mediathek verfügbar.

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